Montag, den 8. März 1942
Herzensschätzelein! Geliebte! Du, meine liebe [Hilde]!
Endlich kann ich mit Dir allein sein, Herzelein! Der Sonntag kam ganz anders als gedacht. Den Gottesdienst konnte ich nicht besuchen, weil so viel Arbeit anlag. Kamerad K. brauchte seinen Sonntagsdienst nicht zu versehen. Als wir uns gegen 2 Uhr es eben ein wenig bequem machen wollten, pfiff es: „Ganze Kompanie heraustreten.“ Der Spieß hatte bei der Stubenmusterung am Vormittag viel Unordnung angetroffen – nun ließ er die ganze Kaserne reinmachen.
Mir wies er eine Arbeit in der Schreibstube zu. Kamerad K. machte sich noch beizeiten dünn. Erst nach 4 Uhr war alles fertig – Gemeinheit! Nun setzte ich mich hin und beendete erstmal meinen Brief an Elfriede, den ich dem Teepäckchen beilegen wollte. Überdem [sic] kehrte Kamerad K. zurück. Und nun blieb es unruhig, bis K. sich anschickte, ins Kino zu gehen. Ich habe nicht die mindeste Lust heute und weiß etwas viel Schöneres: Ich setze mich zu meinem Schätzelein. Ach Du! Wenn ich es doch wirklich könnte! Deine lieben Hände fassen – ach Schätzelein! Wang an Wange lehnen – und Dir in die lieben Augen schauen. Dabei bleibt es doch nicht! Du!!! Immer weiter neigen sich die Herzen bis wir einander am allernächsten sind. Du!!! Du!!!!! !!!!! !!!
Vor mir liegen meine liebsten Begleiter, Deine Bilder. Unser Hochzeitsbild, Herzlieb! Oh Du! Du!!! Ich sehe zwei Menschenkinder, die führte nicht der Zufall zueinander, die bindet nicht ein Mißgeschick oder ein flüchtiges Verlangen, – oh Du! Du!!! Liebe schaut aus ihren Augen, wahre, tiefe Herzensliebe! Übereinstimmung der Herzen, liebendes Sichneigen, heiliger Entschluß, ein ganzes Leben lang einander festzuhalten in Liebe und Treue. Dein frohes, freies Leben schaue ich, wie Du es mir ganz froh und frei und glücklich anvertraust! Du! Du!!! Geliebtes Weib! Du bist mein! Du liebst mich! Liebst mich ganz sehr! Kannst mir nie und nimmer verloren gehen! Das Bild sagt es mir – Du! Ich bin sooo glücklich darum! Nichts auf dieser Welt kann uns auseinanderreißen. Nichts Kleines und Niedriges kann den Himmel unsres Glückes je trüben!
Und ein anderes Bild steht vor mir. Es strahlt den ganzen hellen Sonnenschein Deines Wesens, Herzallerliebste! Oh Du! Mein lieber Sonnenschein! Geliebte! Ich weiß es: dieser Sonnenschein liegt nicht auf der Oberfläche, er kommt aus Deines Herzens Tiefe, die auch das Dunkel kennt. Der Widerschein Deines Glückes, unsres Liebesglückes, ist dieser Sonnenschein! Oh Herzelein! Viel, viel Sonnenschein möchte ich Dir bringen, Dich ganz glücklich machen, zu meinem eigenen Glücke!
Herzelein! Heute kam kein Bote von Dir! Auch die Wienbriefe stehen noch aus.
Geliebtes Herz! Läßt Dein Mannerli schlafen gehen heute? Es ist sehr müde. Die 4 Stunden fehlen ihm von der vorigen Nacht. Ich will mir jetzt gleich noch ein wenig meine Bilder betrachten – und dann noch Deinen lieben Boten von gestern einmal lesen – und mit den Gedanken ganz fest und lieb bei Dir dann mich ins Bettlein legen.
Oh! Behüt Dich Gott! Er halte Dich froh und gesund!
Herzallerliebste! Ich bin Dir sooo gut! Ich habe Dich über alle Maßen lieb! Ich liebe Dich wie nichts sonst auf dieser Erden! Du, mein Leben, mein ganzer Reichtum, mein Sonnenschein, Du, geliebtes Weib!
Ich küsse Dich herzinniglich und bleibe ewig
Dein [Roland]
Dein Herzensmannerli – Herzblatt mein!!!
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Roland Nordhoff
Roland Nordhoff wurde 1907 in eine bürgerliche Familie in einem ländlichen Dorf im östlichen Sachsen, Kamenz, hineingeboren. Nachdem er ein Musikstudium aufgegeben hatte, arbeitete er als Dorflehrer in Oberfrohna, nahe Chemnitz. Im Frühjahr 1938 wurde er nach Lichtenhain in Sachsen versetzt
Oberfrohna
Das Konvolut aus Oberfrohna befindet sich gut erhalten in privaten Händen in Deutschland. Es umfasst 24 Aktenordner mit ca. 2600 Briefen, die zwischen 1 und 20 Seiten lang sind. Der Briefwechsel beginnt im Mai 1938 und dauert, mit einigen kurzen (Urlaubs bedingten) Unterbrechungen, bis Februar 1946