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[OBF-420324-002-01]
Briefkorpus

43.

Herzallerliebster mein! Herzensschätzelein! Mein [Roland]!

Du!! Oh Du!!! Ein Morgen ist, so taufrisch und schön, wie er nur in der erwachenden Frühlingszeit sein kann. Mein Herz ist voller Sehnsucht, voller Liebe und Sonne! Oh mein Geliebter! Ich denke doch ganz innig Dein! Du mußt es fühlen, mein' ich – Du mein Herzensschatz! Und in all meine Herzensseligkeit hinein kommen jetzt zwei Boten von Dir, Geliebter! Mein [Roland]! Sie sind so voll Schwermut und Heimweh – voll Sehnsucht, schwermütiger Sehnsucht. Ach, Du mein geliebtes, gutes Herzelein! Komm an mein Herz! Komm ganz nahe zu mir, birg Dein liebes Köpfchen an meiner Brust – mein!

Du bist bei mir ganz geborgen, Geliebter, bist daheim. Auch über alle Ferne schlägt Dir mein Herz in Liebe und Treue – unwandelbar! Oh lehn' Dich ganz fest an mich! Laß mich Dein Sehnen, Dein Heimweh stillen! Du!! Ganz lind und leis laß mich Dein Köpfchen streicheln[,] Deine Wangen – laß mich Deine lieben Augen küssen, Du! Deinen Mund. Oh mein [Roland]! Mein geliebtes Herzelein[,] ich bin bei Dir! Du!! Ich halte Dich sooo innig umschlossen. Ich gehöre doch zu Dir! Du!!! Dein Weib! Dein bester Kamerad, Dein liebster Wandergesell auf unserm Wege – dem Weg in die Zukunft! Du!! In unsre gemeinsame Zukunft! Mein [Roland]! Geliebter!! Du!!!!!!!!!!!!!

Ich bin immer, immer bei Dir – komme was wolle! Oh mein Herzelein! Ich will daran denken, daß jetzt, zu dieser Stunde Dein Gemüt wieder erhellt ist vom Glanz unsrer Liebe, die ich Dir täglich auf den Weg schicke! Daß auch das Licht, das nie vergängliche, unsrer Sonne am Himmel Dein Herz hell gemacht und erwärmt hat! Oh ich glaube es, Du! Immer scheint ja die Sonne, am Himmel, wie in unsren Herzen; Wolken sind es nur, vergängliche, die für Tage oder Stunden ihr Strahlen verdecken. Unversiegbar sind die Quellen ihres Lichtes und ihrer Wärme! Oh, denke immer daran, daß unser Lieben der Sonne gleich ist! So urgewaltig, kraftvoll, unvergänglich, so lebensspendend und erhaben über alles Irdische. Eine Kraft aus Gottes Hand ist auch unsere Liebe, darum ist sie unvergänglich. Mein [Roland]! Mein! Oh ich bitte Dich! Glaube an mich und meine Liebe! An meine Treue zu Dir! Vertraue mit mir auf Gott! Er wird uns nach aller Wirrnis zum rechten Pfad führen. Ganz still halten wollen wir seinem Willen. Wollen uns in Liebe helfen, den Sinn seines Spruches zu erkennen. Herzelein! Seine Kinder wollen wir bleiben. Und ganz fest Hand in Hand, unsre Herzen einander nur noch inniger zugewandt und aufgetan, wollen wir weitergehen auf dem Weg, von dem wir felsenfest glauben, daß er uns zum Lichte führt! In eine helle Zukunft! Oh Geliebter! Bedenke froh mit mir, wie gnädig uns der Herrgott bis auf den heutigen Tag war! Ohne Furcht laß uns vorwärts, aufwärts blicken! Du!!! Wir sind so jung noch! Gesund und stark! Bereit, unter Einsatz aller Kräfte für unser Glück zu kämpfen. Wir lassen uns nicht unterkriegen! Nie und nimmer! Ich stehe zu Dir und zu unsern [sic] Vater im Himmel so unerschütterlich fest und treu – keine Macht der Erde kann mich meines Willens berauben: Mein [Roland], Du, Schätzelein! Hast Du es nicht schon gespürt im Leben, welch unbändige Kraft uns unsre Liebe verleiht? Das ist mir immer wieder ein unfaßliches [sic] Wunder, wenn ich es erkenne. Eine Himmelsmacht ist unsre Liebe! Und so lange Leben in uns ist, verläßt sie uns nicht! Ich weiß, alles kann man ertragen aus Liebe. Wir werden auch die Zeit unsrer Trennung ertragen! Du!! Geliebter!! Du weißt, daß ich Dir stets liebend zur Seite stehe, in allen Lebenslagen. Ich will teilhaben an Deinem Schmerz wie an Deiner Freude - nur so kann unsre Liebe immer vollkommen bleiben. Du!!!

Und ich bin glücklich, daß Du in Deinem Schmerz und in Deiner Sehnsucht nach der Heimat den rechten Weg findest, den Weg zu mir, die ich Deinem Herzen am nächsten [st]ehe. Oh Herzelein! Ich will garnicht traurig sein, will Dir zeigen, daß Du mir das Leben garnicht schwer machst, wenn Du mir einmal Dein Herz ausschüttest! Du!!! Du sollst fühlen und wissen, daß ich Dein glückliches Weib bin! Überglücklich um das köstliche Geschenk: Deines Vertrauens. Oh Du! Komme immer zu mir Herzelein, mit allem, was Dein Herz bewegt! Lass uns ganz lieb und treu zusammenstehen! Lass uns einander trösten und tragen helfen un unserm Geschick. Es ist kein leichtes Los, wenn zwei Liebende einander ferne leben müssen. Aber daran laß uns denken, Geliebter! Es ist Notzeit, Krieg. Das Vaterland braucht seine Söhne zur Erhaltung und zur Verteidigung seines Friedens und seines Erdbodens. Neben uns stehen Millionen Tapfrer, die wie wir warten und hoffen auf den ersehnten Frieden. Gott hat uns gesegnet, er stand uns im Kampfe zur Seite – es muß sein Wille sein – so hart und bitter er für manche ist – daß dieser Krieg entbrannte.

Erst an seinem Ende werden wir ermessen können, wozu es hat sein müssen. Du sollst wissen, daß ich daheim ganz tapfer ausharre – wie könnte ich anders?! Und wenn einmal eine Stunde kommt, wo es unerträglich scheint, das Warten, das Gedulden – dann führt uns unsre Liebe hin zum anderen Ende des unlösbaren Bandes, das uns umschlingt : da steht der andre, der Liebste, der doch da sein muß, daß unser Band nicht zerreißt! Er steht treu und tapfer, harrt wie ich und wacht über unserm Glücke – wie kannst du ihm sein Warten leichter machen? Wie ihn erfreuen und Liebe erzeigen? Sieh Herzelein! Das Wohl um das Herze des uns in Liebe verbundenen Menschen, das ist es, was uns hoch über allen kleinlichen Weltschmerz hinaushebt, das ist der Inhalt unsres Alltages, unsres Lebens überhaupt. Und überall wo wir Gutes tun, wo wir uns einsetzen, sei es nun im Berufe oder in der Pflicht dem Vaterlande gegenüber, da quillt doch aus der Tiefe unsres Tuns der goldene Schein hervor: ich tue es für ihn, ich denke dabei nur an ihn – ich helfe ja mit, mit allen guten Kräften, den Sieg zu erringen und damit dem Frieden näherzukommen! Ach Du!

Sag? Erkennst Du das auch wie ich, Herzelein?

Und wenn es in der Welt tausendmal schwärzer aussieht als in unser[e]m Herzen, was kümmerts uns? Müssen wir nicht jedem Tag alle, die kleinste Freude auch abringen? Wenn nicht jeder selber den Mut und die Kraft dazu hat – in den Schoß fällt sie uns nicht, dazu sind die Zeiten viel zu ernst.

Ach Du! Wie armselig wäre doch unser Dasein jetzt, wollten wir im dumpfen Dahinbrüten und Warten, ohne Lust und Freude an den Dingen in der schönen Gotteswelt, jedes an seinem Orte sitzen! So soll und darf es nicht sein. Wir wollen doch Herz und Sinn lebendig und froh erhalten für den Tag, der uns endlich zusammenführt! Du!!! Ach Geliebter! Und mit dem aufsteigenden Lichte wird uns alles leichter fallen! Nur Mut! Nur frisch voran! Ach Du! Ich will Dir doch mit all meinen Worten nur sagen, wie ich zuversichtlich und frohgemut bin um unsere Zukunft, Geliebter!!!

Und ich will Dich anstecken mit meiner Herzensfreude! Du!!! Ich möchte Dir all meine Liebe erweisen. Geliebter! Wo uns auch das Schicksal hinstellt, eines ist gewiß: Wir werden immer fest zusammenstehn! Ich bin Dir Heimat, Zuflucht, Hort der Liebe allezeit. Wisse es, mein Herzenslieb! Vergiß es nie!

Und was ich auch in der Heimat tue allerwärts – ein Gedanke beseelt mich immerfort: unsere Liebe zu hüten – mich Dir zu erhalten und stets lieb und wert zu erweisen, mein Herzelein!!

Ach, wenn uns nur unser Herrgott gnädig bleibt, uns gesund erhält, an unseren Kräften soll es nicht mangeln, zum Ziel zu kommen! Geliebter! Oh mein Geliebter! Sag?

Willst Du mit mir ganz tapfer vorwärtsgehen? Willst ganz froh und glücklich Dich mir anvertrauen, Deinem Weibe, in allen Dingen? Oh Du!! Du!!! Willst nie böse Zweifel aufkommen lassen, die an der Wurzel unsrer Liebe nagen wollen? Geliebtes Herz! Ich bin Dein Weib, in aller Liebe, aller Treue und aller Hingabe bleibe ich Dein! Denke immer daran, wenn sich wieder einmal eine Wolke vor die Sonne unsres Liebesglückes schieben will. So hingebend, so treu, so ausschließlich wie ich Dich liebe, so sollst auch Du mich lieben, mein [Roland]! Ich bleibe Dir – in Ewigkeit. Und ich weiß, Du bist ganz mein, Geliebter! Du! Ganz lieb denke ich an Dich! Küsse Dich herzinnig! Ich möchte Dir doch alle Schwermut wegnehmen, Herzelein! Kann ich es mit meinem Liebsein und Gutsein? Ich möchte doch immer Dein Sonnenschein bleiben! Du!!! Ach Geliebter! Wenn Du jetzt leibhaftig vor mir stündest, Deine Augen müßten bald wieder ganz hell strahlen, wie immer, wenn Du bei mir bist, Du! Oh Du!!!!! Herzelein! Du!! Ich liebe Dich! Oh, unendlich! Gott sei Dir gnädig – er erhalte Dich gesund!

Er führe uns bald für immer zusammen! In unendlicher Liebe und Treue bleibe ich Dein!

Ewig Deine [Hilde]! Mein!!!

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Autor Hilde Nordhoff
Korrespondenz Oberfrohna
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Über den Autor

Hilde Nordhoff

Foto von Hilde Nordhoff. Nahaufnahme, Person im Sommerkleid, im Hintergrund Bäume.
Ba-OBF K01.Ff2_.A12. Hilde Nordhoff, 1940, Oberfrohna, Fotograf unbekannt, Ausschnitt aus Fotoalbum.

Hilde Nordhoff wurde 1920 als Hilde Laube in eine Arbeiterfamilie in Oberfrohna, eine Kleinstadt in Sachsen, hineingeboren. Sie arbeitete ein Jahr lang als Hausangestellte, dann in einem Trikotagenwerk.

Sie kannte Roland Nordhoff aus der Kantorei in Oberfrohna und trat sogar der evangelischen

Über die Korrespondenz

Oberfrohna

Fotografie des Brautpaars Nordhoff am Tag ihrer Hochzeit vor dem Portal der Kirche.

Das Konvolut aus Oberfrohna befindet sich gut erhalten in privaten Händen in Deutschland. Es umfasst 24 Aktenordner mit ca. 2600 Briefen, die zwischen 1 und 20 Seiten lang sind. Der Briefwechsel beginnt im Mai 1938 und dauert, mit einigen kurzen (Urlaubs bedingten) Unterbrechungen, bis Februar 1946