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[OBF-421109-002-01]
Briefkorpus

22.)

Montag, am 9. November 1942.

Geliebtes teures Herz! Du mein herzallerliebster [Roland] mein!

Ich sehne mich doch so nach Dir, Schätzelein! Du!! Du!!!

Und ich komme doch gleich am lieben Montagmorgen schon wieder zu Dir, Ach Herzelein! Ganz lieb und fest und innig umfange ich Dich! Du!!! Drücke Dich sooo lieb an mich, Du mein Herzensschatz, mein Allerliebster! Oh Du! Ich hab Dich lieb! Sooooo lieb! Über alles in der Welt! Mein [Roland]! Hab doch garnicht [sic] von Dir geträumt heute Nacht, daß ich mir meine große Sehnsucht erklären könnte. Ach, ich muß sooo lieb Dein denken jetzt! Wenn ich Dich bei mir hätte jetzt, Herzelein! Oh, ich müßte Dich doch ganz liebhaben. Es ist ½ 8 Uhr vorbei am Morgen, mich litt es nimmer im Bettlein, hab auch schon Kaffee getrunken. Liebster, es drängt mich nun so ganz hin zu Dir! So froh bin ich an diesem Morgen, so froh! Ob es mir von Dir kommt dieses Frohsein? Geliebter!! Mein Geliebter!!! Ich muß Dich sooooo liebhaben!

Gestern Abend um 600 [Uhr] sprach der Führer, hast Du wohl seine Rede auch gehört? Der Südosten war mit angeschlossen. Ihr nehmt wohl den Belgrader Sender? Ja Liebster! Die Rede des Führers. Sie war von dem Ernst unsrer Zeit gestempelt, war aber auch voller Zuversicht und Hoffnung auf ein siegreiches Ende. Nur das 'Wann' dieses Endes steht noch dahin.

Und wir müssen uns noch wappnen mit viel Geduld und Stärke, durchzustehen mit allen anderen, bis zum Ende. Oh mein [Roland]! Uns beiden soll und wird es nicht an Geduld und Stärke mangeln, um unsrer Liebe Willen zuallererst nehmen wir alles auf uns; denn unser beider Glück und Einssein ist ja unser höchster Preis, um den wir in diesem Krieg kämpfen und unser Opfer bringen. Um unser persönliches Einssein u[nd] Glück geht es uns hier zuerst; denn bis zum endgültigen Frieden und Einssein im Volke ist es noch ein großer, weiter Schritt. Mit Gottes Hilfe und Güte wird gewiß auch das noch alles gut. Aber ehe die Menschheit bereit ist, in ihrem Innern das Alleinseligmachende anzuerkennen, da werden noch Jahre ins Land gehen. Geliebter! Wie der Kampf auch endet, uns beide kann in unserem unbändigen Willen zueinander niemand und niemals jemand beirren. Unser Weg führt ohne Windungen grade aus auf unser Ziel zu. Und unsere innere Einigkeit, die eines so tief im Herzen spürt und trägt wie das andre, die läßt uns einander immer wieder den Weg finden! Was auch kommen wird: wir stehen zusammen. Und wir leben in unsrer eigenen Welt, wo Herzensfröhlichkeit lebt, echte Freude und stärkster Wille zu gutem Leben, denn die Macht des Glaubens ist die stärkste Macht in dieser Welt. Sie verlangt Demut und Anerkennung [u]nd bedingungslose Nachfolge und Unterordnung. Von einem irdischen Wahne besessene [sic] können ihr nicht folgen, oder solche, die verblendet sind. Wir wissen aber, daß denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen. Mein [Roland], nach diesem unseren Leitspruch fürs Leben halten wir uns stets. In uns gibt es keine Konflikte mehr, nach welcher Seite hin wir uns bekennen und nach welcher Richtung hin wir unser Leben ausrichten.

Wir haben geglaubt und erkannt, daß du bist Christus, der Sohn des lebendigen Gottes.

Mein [Roland]! Es berührt mich so eigenartig, wenn ein Mensch Worte redet, die von einer so weittragenden Bedeutung sind für ein ganzes Volk. Ein einfacher Mensch nur, der das Schicksal einer ganzen Nation in Händen zu halten glaubt. Das ist erschreckend, soviel Verantwortung, welch eine Aufgabe! Und unbeirrbar befolgt jener Mann seine Idee, seinen Plan. Abertausende müssen sich fügen, diesem Einen. Ich kann dann nur ruhig sein und voll Vertrauen, wenn ich mir vor Augen halte, daß einer aber im Regim[en]te sitzt, der letzte und gewaltigste Entscheidungen trifft.

Und wäre es nicht im Sinne dieses Einen, daß jener Mann das Schicksal der Nation in die Hand nahm, so glaube ich fest, daß längst schon etwas geschehen sei, das solches Beginnen eindämmte. Alles Geschehen hat einen Sinn. Und so allein fügen wir uns diesem gewaltigen Kampf um uns her. Wir sind diesem Manne verbunden in Not wie in Glück, er ist einer aus unserem Volke, will unser Bestes. Und hat sein Leben darein gesetzt, seine Idee durchzusetzen: uns Deutsche frei zu machen.

Das müssen wir alles anerkennen; es ist ein gigantisches Werk. Und ist anerkennenswert schon heute, wo es noch nicht abgeschlossen ist. Zäh und hart und unerbittlich hat dieser Mann gerungen mit einem Häuflein Getreuer. Was bisher geschaffen wurde, ist anerkennenswert. Und ob das Lebenswerk jenes Mannes von Segen war, ob es gut war, das wird die kommende [Ze]it uns beweisen und lehren; denn nur das Gute, Wahre, Edle ist vor dem Höchsten von Bestand – alles andre ist Stückwerk, ist dem Untergange preisgegeben. Und darum müssen wir alle, alle fest und treu zusammenstehn und unsern Herrgott bitten recht von Herzen, daß soviel teures Blut nicht umsonst geflossen ist, daß so großes Opfer nicht sinnlos gegeben ward! Gott im Himmel sieht uns in unsere Herzen und bedenkt uns nach unseren Kräften. Er allein [ha]t die höchste Macht. Und das macht uns fröhlich und zuversichtlich, denn mit Gott gehen wir unserem Heil entgegen.

Ach Geliebter! Ich bin so innerlich froh. Du bist es auch, ich weiß es, fühle es. Du!!!!! Gott hat uns so gütig bewahrt vor den Schrecknissen dieser Zeit bis auf den heutigen Tag! Laß uns dessen immer dankbar Ggedenken! Gott hält soviel Liebe bereit für seine Menschheit, soviel weise Güte! Und wird doch von so vielen noch immer verkannt. Weil eben seine Liebe auch manchmal schmerzhaft ist, von uns verkannt wird; möge uns Gott barmherzig sein, wenn wir seinen gütigen Willen nicht erkennen wen. Der Mensch ist ein erbarmungswürdiges Geschöpf. Was ist er ohne Gottes Führung?

Geliebter! Du und ich beugen uns vor seiner Größe und bitten ihn von Herzen, daß er uns und unserm Bunde gnädig sei!

Gott behüte Dich! Mein Alles!

Ich bin und bleibe immer Deine glückliche [Hilde].

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Autor Hilde Nordhoff
Korrespondenz Oberfrohna
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Hilde Nordhoff

Foto von Hilde Nordhoff. Nahaufnahme, Person im Sommerkleid, im Hintergrund Bäume.
Ba-OBF K01.Ff2_.A12. Hilde Nordhoff, 1940, Oberfrohna, Fotograf unbekannt, Ausschnitt aus Fotoalbum.

Hilde Nordhoff wurde 1920 als Hilde Laube in eine Arbeiterfamilie in Oberfrohna, eine Kleinstadt in Sachsen, hineingeboren. Sie arbeitete ein Jahr lang als Hausangestellte, dann in einem Trikotagenwerk.

Sie kannte Roland Nordhoff aus der Kantorei in Oberfrohna und trat sogar der evangelischen

Über die Korrespondenz

Oberfrohna

Fotografie des Brautpaars Nordhoff am Tag ihrer Hochzeit vor dem Portal der Kirche.

Das Konvolut aus Oberfrohna befindet sich gut erhalten in privaten Händen in Deutschland. Es umfasst 24 Aktenordner mit ca. 2600 Briefen, die zwischen 1 und 20 Seiten lang sind. Der Briefwechsel beginnt im Mai 1938 und dauert, mit einigen kurzen (Urlaubs bedingten) Unterbrechungen, bis Februar 1946