Schätzelein! Herzlieb mein!
„Reise, reise, aufstehen" – ½ 8 Uhr ist es – – der U.v.D. steht am Bettlein – was mach ich denn nun mit Dir? Mal gehörig anlüften, wie sich der Soldat etwas gewählt auszudrücken, beliebt? Das hätte hier beim Werben auch einen ganz handgreiflichen Sinn – gelt? Oder hat das Mannerli in der Kemenate überhaupt keine Befehlsgewalt. Oh Herzensschätzelein! Er hat sie so und so nicht! Und das Mannerli weiß doch auch, wie man das liebe Weiberl weckt – mit einem lieben Blick und einem lieben langen Kuß! Und heute zum Verlobungstag — ach Du! Du!!! Du!!!!! mit einem herzinnigen Umschlingen – Du! Du!!! Du!!!!!! !!!!! !!! Mußt es Dir gefallen lassen, daß ich so stürmisch Dich weckte heute – ach Du, daß ich Dich in heißer Liebe an mich drücke – und Dich so glücklich, sooooooooooooo glücklich in meinen Armen halte: mein Alles, Du! Mein Liebstes! Mein ganzes Glück. Mein liebes, herziges, einziges Weib! Dich muß ich lieben! Lieben!!! Dich muß – ich so liebhaben! – und lieben – mein Lebenlang!
Dein [Roland]!
[Folgendes an den linken Seitenrand gequetscht.]
Ich hab Dich so lieb – so lieb – lieb – lieb – lieb!
Du! Du!!! Du!!!!! !!!!! !!! Ich küsse Dich
vieltausendlieb! Ich bin so glücklich
mit Dir! Meine [Hilde]! Meine liebe [Hilde]! Dein Mannerli! Dein Herzensbub! Dein [Roland]!
[Folgendes auf der Rückseite]
Herzelein! Eh der Bote abgeht, muß ich Dir doch noch einmal lieb die Hände drücken. Ach, könnt ich doch gleich mitkommen!
Du!!!
Mittag ist nun. Das Mannerli war zum Gottesdienst. Ein strahlender Tag ist draußen, wolkenlos der Himmel.
Oh Geliebte! Wenn ich hinter und über dieser Welt im großen nicht den Himmel wüßte, – und hinter meinem persönlichen Leben nicht den Himmel unsrer Liebe, dann wollt ich nicht mehr leben! Wie Wolken auch kommen und gehen mögen, so ist der Hintergrund zu allem, ist der bleibende unverrückbare, in erhabener Größe beständige Grund.
Ich liebe Dich! Meine [Hilde]!
Wirst Du heute zu mir kommen und mich ganz glücklich machen? Du allein kannst es! Du allein!!! oh komm – komm – komm –
sei die Meine! Geliebte!
Meine [Hilde]!!!
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Roland Nordhoff

Roland Nordhoff wurde 1907 in eine bürgerliche Familie in einem ländlichen Dorf im östlichen Sachsen, Kamenz, hineingeboren. Nachdem er ein Musikstudium aufgegeben hatte, arbeitete er als Dorflehrer in Oberfrohna, nahe Chemnitz. Im Frühjahr 1938 wurde er nach Lichtenhain in Sachsen versetzt
Oberfrohna

Das Konvolut aus Oberfrohna befindet sich gut erhalten in privaten Händen in Deutschland. Es umfasst 24 Aktenordner mit ca. 2600 Briefen, die zwischen 1 und 20 Seiten lang sind. Der Briefwechsel beginnt im Mai 1938 und dauert, mit einigen kurzen (Urlaubs bedingten) Unterbrechungen, bis Februar 1946