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[OBF-421215-001-01]
Briefkorpus

Montag, den 14. Dezember 1942

Herzallerliebste mein! Meine liebe, liebste [Hilde], Du!

Dienstag ist nämlich schon, da ich jetzt schreibe, Mittagstunde. Der Weihnachtsmann bringt nun auch das Mannerli aus der Ordnung. Gestern abend war ich einmal zu müde – es fehlten mir ein paar Stunden Schlaf, zum zweiten war es mir zu unruhig – Heinrich geht schon um, morgen will er ja reisen. So wird er auch heute abend wieder umgehen. Aber seine Reise hat ja den ganzen Weihnachtsmann erst rebellisch gemacht – denn ich wüßte sonst nicht, wie ich die Kleinigkeiten wegbringen sollte, und jedem beliebigen anderen Kameraden mag ich meine Last weder zumuten noch anvertrauen – Last! - zumal hier jeder mit sich zu schleppen hat. Heinrich nimmt den Seesack, der wird bestimmt voll. Ich gebe ihm ein Päckchen von dem Vielbegehrten mit und den Weihnachtsmann. Der Weihnachtsmann ist gar nicht ganz vollständig, der Deine – das erfährst im Weihnachtsboten. Den Weihnachtsboten hätte ich gern beigelegt, aber er wird heute kaum fertig werden, weil es zu unruhig ist – morgen abend bin ich allein – da will ich ihn schreiben.

Bin ein wenig aber noch anders ins Gedränge gekommen: einmal im Geschäft, das hat so auch seine Tücken und manchmal kommt alles auf einmal. Ich schrieb Dir wohl schon, daß der Kamerad Z., mein Mitarbeiter, zu seinem Sonderurlaub noch 14 Tage Nachurlaub bekam. Er wird nun gerade so zu Weihnachten zurückkehren. Zum andern will man aber auch noch eine Weihnachtsfeier auf die Beine stellen, so auch in letzter Minute, nichts da, weder Noten noch Schriften. Man hat mir aufgetragen, etwas Gesangliches beizusteuern – und nun bin ich darüber, aus der Not eine Tugend zu machen, 8 Tage vorm Fest mir ein paar Leute zu suchen, Notenblätter zu schreiben und nun zu studieren. Heute sollen erst einmal meine Notenblätter fertig werden. Morgen will ich mir zum ersten Male die Leute besehen. Am 23. Dezember soll die Feier sein. Dieser Termin ist mir mehr als recht. Dann habe ich den Heiligabend ganz für Dich und mich – darauf freue ich mich! Dein lieber Mittwochbote brachte nun die Kunde von der Husche. Ich freue mich, daß sie noch heil war.

Nun werdet ja auch Ihr daheim in diesen Tagen im Festtagsdrasch stecken – Du schreibst mir von Deinem Programm – wirst auch das Mannerli nicht ganz vergessen drüber? Ach Du! Nie und nimmer! So wie ich Dein nicht vergesse. Und ich lasse mich auch nicht gern stören und aus meiner Bahn werfen – na, morgen wird sie behoben sein - und dann komme ich wie immer zu Dir – Geliebte! Ganz zerstreut bin ich doch schon, weil ich mir paar Gedanken zum Weihnachtsboten schon in mir bewege – ach Du! Du!!!

Ich bin immer bei Dir! Und in meinem Herzen ist nur Raum für Dich! Geliebte! Meines Herzens Sonne, Du, mein Leben! Gott schütze Dich!

Ich habe dich so sehr lieb! Du! Du!!! Du!!!!! !!!!! !!!

Ich küsse Dich – herzinnig – herzliebes Schätzelein!

Ewig Dein [Roland]. Ganz Dein!

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Autor Roland Nordhoff
Korrespondenz Oberfrohna
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Über den Autor

Roland Nordhoff

Foto von Roland Nordhoff. Nahaufnahme, Person sitzend in einem Fensterrahmen.
Ba-OBF K01.Ff2_.A39, Roland Nordhoff, 1940, wahrscheinlich Bülk, Fotograf unbekannt, Ausschnitt.

 

Roland Nordhoff wurde 1907 in eine bürgerliche Familie in einem ländlichen Dorf im östlichen Sachsen, Kamenz, hineingeboren. Nachdem er ein Musikstudium aufgegeben hatte, arbeitete er als Dorflehrer in Oberfrohna, nahe Chemnitz. Im Frühjahr 1938 wurde er nach Lichtenhain in Sachsen versetzt

Über die Korrespondenz

Oberfrohna

Fotografie des Brautpaars Nordhoff am Tag ihrer Hochzeit vor dem Portal der Kirche.

Das Konvolut aus Oberfrohna befindet sich gut erhalten in privaten Händen in Deutschland. Es umfasst 24 Aktenordner mit ca. 2600 Briefen, die zwischen 1 und 20 Seiten lang sind. Der Briefwechsel beginnt im Mai 1938 und dauert, mit einigen kurzen (Urlaubs bedingten) Unterbrechungen, bis Februar 1946

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