118.
Dienstagabend, am 16.II.1943.
Geliebtes Herzelein! Mein herzallerliebster [Roland], Du!!
Der Tag rundet sich nun wieder und ich will ihn ausklingen lassen mit dem Deingedenken.
Ach Herzelein! Ich bin doch so froh, daß ich es täglich noch kann!
Daß man mich nicht so einspannt an einer Stelle, daß kaum noch Kraft bleibt, das Liebste was ich habe, festzuhalten. Und ich will doch alles tun, uns diese liebe Freiheit zu wahren! Du vertraust mir mein Geliebter! Du! Ich will Dir nur gleich allem anderen voran erzählen, wie es auf dem Rathaus war.
Ich ging also hin zum Herrn Ortsgruppenleiter mit meinem Meldeformular. Und er las sich alles durch und nickte beifällig und meinte, daß diesen Ausführungen, die ich zwecks meiner Beschäftigung und Verhältnissen im Haushalte gemacht habe, garnichts hinzuzüfügen sei. Das sei Grund genug. Und er betonte nochmals, daß er jederzeit für mich eintreten werde, wenn doch eine Nachfrage vom Arbeitsamt käme – was er im übrigen nicht annimmt.
Er anerkennt meine Arbeit und freut sich auch, daß ich mich so einsetze.
Also, dann ist es ja in Ordnung.
Und ich war zufrieden mit dem Ausgang dieser Unterredung. Er unterhielt sich noch ein Weilchen von allem möglichen mit mir, bis dann die Kassenverwalterin erschien und die Frauenschaftsführerin.
Ich erledigte meine kleinen Geschäfte und bin nun wieder zuhaus.
Ach Mannerli! Ich muß so dankbar sein, wie es sich nun fügen will! Sei Du auch ganz froh und glücklich darum, laß uns vertrauensvoll vorausschauen! Und glaube fest mit mir an die Güte des Allmächtigen!
Oh Du! Du hast mir mit Deiner unendlichen Liebe geholfen, hast mir auch geholfen das Rechte zu erkennen und klar zu sehen! Du geliebtes, treues Herz! Du!!!! Oh, laß uns einander in Treue fest zusammenstehen! Eines dem anderen zu Trost und Kraft und Mut!
Ach Du! Mein geliebter Weggesell! Mit Dir will ich gehen! Mit Dir dies Leben erfüllen! Wir können beide nicht anders glauben, als daß uns Gott diese große Liebe schenkte, um einander in diesem Leben unsre Aufgabe zu stellen und die Erfüllung zu schenken!
Gott wird uns das Leben schenken!
Geliebter! Ich glaube fest daran!
Du!!! In dieser Abendstunde weiß ich mich lieb mit Dir vereint. Du wirst auch mein denken, Herzelein!
Oh Du!!! Wieviele solcher Abende sind es nur noch, bis zum seligen frohen Wiedersehen! Denke nur einmal nach! Oh Du!!!!! Ich könnte doch laut aufjubeln, wenn ich daran denke, Du!!!!!!!!!! Mein [Roland]! Mein Herzensschätzelein! Oh Du!!! Wie freue ich mich! Du weißt ja nicht wie sehr!! Oder doch? Freust Dich doch ebenso sehr! Ach möchte sich unser Wünschen und Hoffen in Wahrheit wandeln möchte es Erfüllung werden! Herzelein! Oh leise, leise freuen!
Geliebter! All Deine lieben Boten sind hier neben mir auf dem Tische, die in den letzten Tagen ankamen. Bis zum Mittwoch schon sind sie da! Nur der Sonntagbote steht noch aus.
Ach mein [Roland]! Wie soll ich Dir nur für alle Deine Liebe danken? Wie nur?!!
Wie Du mich lieb hast! Oh, wie so lieb!!!
Tränen der Freude und des Glückes wollen mir kommen. Ach, daß ich Dich erst wieder in meinen Amen hielt und Dir mein Glück, all meine heiße Liebe strahlen könnte! In Worten kann ich doch das alles unmöglich ausdrücken. Oh Geliebter!! Wie bist Du mir so unendlich lieb nahe gestanden in den Tagen der Verwirrung, in den Tagen, da es sich entschied, wie sich nun unser beider Zusammenleben im Zukunft gestalten würde. Geliebter!
Ich danke Dir aus ganzem Herzen dafür! Für Deine Liebe! Für Deine Treue! Ach Du! Mein Einziggeliebter! Mein! Selig und überglücklich drücke ich Dich ans Herz! Mein!!! Ja! Und das sollst Du wissen, Geliebter!
So ganz Du mein bist, so ganz bin ich Dein!
In guten und in bösen Tagen nur einander zugetan. Es gibt nichts Köstlicheres als Herz in Herz vereint zu leben! Ich halte Dich fest, soooo fest, was auch kommen mag. An Deine Seite gehöre ich, Dein liebes Weib, nur Dein! Oh Du!! Geliebter!! Wie bedrängst Du mich mit Deiner Liebe! Du weckst doch alle Sehnsucht auf, Dir nahe zu sein! Geliebter! Ich muß Dich sooooo unendlich liebhaben! Oh halt mich fest, ganz fest wenn du wieder bei mir bist – ich kann Dich dann nimmermehr loslassen, muß ganz tief, tief Dich in mich aufnehmen. Geliebter! Ganz tief sollst Du in mich dringen mit Deiner Liebe Glut. Oh Du!!! In Gottes Hände legen wie es, daß unser Lieben gute Frucht bringe.
Du bist so ganz in heiliger, wundersamer Liebe entbrannt wie ich. Und wir können nicht mehr anders, als ganz bereit sein zur letzten Erfüllung, zur Krönung, Geliebter! Du mußt mir nun immer das Liebste schenken, wenn Du zu mir kommst und ich muß Dir immer mein Herz und meinen Schoß ganz weit öffnen. Oh Du! Aus unendlicher, überquellender Liebe heraus! Du!!! Sooo lieb, sooooo wundersam lieb haben wir einander! Gott segne unser heißes Lieben! Er sei uns gnädig! Amen.
Oh Herzelein! Du bekennst es mir in Deinem lieben Mittwochbrief, der heute ankam, wie lieb Du mich haben mußtest an dem Sonnabend. Oh Du! Ich empfinde es doch auch so glücklich, daß wir einander auch in der Liebe begegnet sind. Oh Du! So liebheimlich ist alles zwischen uns! Geliebter! Und wenn wir nun so empfinden, dann fühlen wir doch: so sind wir doch ganz verbunden auch über die Ferne.
Ach, Du! Geliebter mein! Du hast mich sooo lieb!
Wie ein großes Wunder scheint mir das manchmal.
Unwahrscheinlich schön und glückvoll – wie ein schöner Traum. Und doch alles herrliche Wirklichkeit! Du bist ganz mein! Ach Geliebter! Ich kann Dir zu Dank und Freude nur sagen: sieh, ich bin so ganz Dein! Oh nimm mich an Dein Herz für dieses Leben – ich liebe Dich!
Du!! Oh Du!!! Ich liebe Dich über alle Maßen! Mein [Roland]! Und ich lasse Dich nie, nimmermehr!
Ach, Du weißt es ja schon! So oft bekannte ich Dirs schon! Und doch muß ich es immer wieder aus übervollem Herzen! Mein [Roland]! Schätzelein geliebtes! Oh könnte ich in dieser Stunde bei Dir sein!
Wie müßte ich Dich liebhaben! Oh Herzelein! Halt mich fest, fest – so wie ich Dich ganz fest halte, Du!!!
Ach Du! Du hast mich so unermeßlich lieb! Du! Ja, ja!!! Ich fühle es, mein Geliebter!
Oh Geliebter! Ich darf garnicht so ganz es ermessen, sonst wird die Sehnsucht übergroß.
Du! Du!!! Mein Mannerli will ganz brav sein, ganz brav – bis zum Urlaub!! Oh Du! Und ich wills ja auch! Ich werde es auch können. Oh Herzelein! Wir wissen, wofür, Du!! Um bereitzustehen für die Entscheidung Gottes, für unser Kindlein.
Oh Du!! Geliebter [Roland] mein! Mit frohem Herzensjubel lese ich es doch heute: wenn nichts dazwischenkommt, dann kann ich vor Deinem Geburtstag bei Dir sein!
Oh mein [Roland]! Es will mir doch vor lauter Jubel und Glück fast die Brust zu eng werden! Du! Willst ganz zur rechten Zeit kommen!
Geliebter!
Gott sei mit uns und schenke uns in Gnaden ein gesundes Wiedersehen!
Herzelein! Die Freude auf Dich ist so groß in mir, daß ich doch heute, als ich von meinen Buben kam und in der Zeit nach dem Abendbrot bis zu meinem Gang zum Rathaus an die lieben Eltern einen Brief schrieb – sie haben so lieb beide an uns geschrieben zum Sonntag – ach Du! Und da mußte ich ihnen doch schon von unsrer heimlichen Vorfreude erzählen. Die lieben Eltern sollen sich doch schon jetzt mitfreuen!
Niemand sonst! Es ist unsre eigenste Freude!
Ach, die meinen freuen sich doch auch schon sehr auf Dich!
Ich soll überhaupt so oft liebe Grüße bestellen an Dich und ich Böse tu es garnicht, weil ich soviel Liebes Dir allein zu sagen habe.
Mutsch will Dir bald mal schreiben, sie hat immer Drasch.
Nun ist es spät Liebster! Zeit fürs Bettlein. Magst meine Wärmflasche sein? Oh ich nähm Dich doch gleich mit! Gutenacht!! Auf Wiedersehen!
Gott behüte Dich! Ich bleibe in Liebe und Treue Deine glückliche [Hilde].
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Hilde Nordhoff
Hilde Nordhoff wurde 1920 als Hilde Laube in eine Arbeiterfamilie in Oberfrohna, eine Kleinstadt in Sachsen, hineingeboren. Sie arbeitete ein Jahr lang als Hausangestellte, dann in einem Trikotagenwerk.
Sie kannte Roland Nordhoff aus der Kantorei in Oberfrohna und trat sogar der evangelischen
Oberfrohna
Das Konvolut aus Oberfrohna befindet sich gut erhalten in privaten Händen in Deutschland. Es umfasst 24 Aktenordner mit ca. 2600 Briefen, die zwischen 1 und 20 Seiten lang sind. Der Briefwechsel beginnt im Mai 1938 und dauert, mit einigen kurzen (Urlaubs bedingten) Unterbrechungen, bis Februar 1946