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[OBF-430224-002-01]
Briefkorpus

123.

Mittwochabend am 24. Februar 1943.

Mein liebes, liebstes Herzelein! Geliebter!! Mein [Roland] Du!!!

Oh Du! Du!!! Heute bist Du doch wieder zu mir gekommen! Und sooo lieb! Sooo lieb! Geliebtes Mannerli mein!

Ach, auf der Stelle hätte ich mögen aufspringen und hin zu Dir eilen!

Du!!! Dir all meine Freude zu künden! Dir meine Liebe zu bringen! Und meinen Dank!

Ach, Du liebstes, bestes Mannerli! Voll Dankbarkeit und Liebe drücke ich Dich fest an mich! Ich bin sooo glücklich! Ach Du!! Nur Du machst mein Herze so aufjubeln vor Glück! Nur Du kannst soviel reine, helle Freude anzünden in mir! Mein Liebes!! Nur Du!!! Weil Du mein Einziggeliebter bist! Meines Herzens Vertrauter! Mein!!! Oh, wie neigen sich unsre Herzen einander zu in tiefer einzigartiger Liebe! So wundersam und köstlich ist es! Ach, so tiefbeglückt erkennen wir dies Wunderwalten.

Oh sei Gott im Himmel uns gnädig und erhalte uns diesen köstlichen Schatz! Rüste er uns aus mit Kraft und immer neuer Glaubensstärke, wir wollen ganz tapfer und unbeirrt unseren Weg gehen.

Oh möchte er Dich mir gesund erhalten, Du mein Einzigstes, Liebstes! Dich mir wieder heimkehren lassen, bald! Für immer!

Oh segne Gott unser innig Lieben und lasse er es gute Frucht bringen! Wir wollen uns demütig beugen seiner Vaterliebe, und aus seinen Händen wollen wir unser Heil empfangen.

Ach Herzelein! Der Sonnenschein unsrer Liebe und das Licht des Glaubens, diese beiden sind es, die eine ganz große und entscheidende Gewalt haben über uns. Und dieser Gewalt beugen wir uns willig; denn es ist eine Gottesgewalt, wie wissen es. Niemals geht sie unter, niemals gehen wir mehr ohne das Gefühl dieses glücklichen Besitzes durch die Tage. Wenn gleich alles fällt, Glaube und Liebe bleiben! Und bleiben in uns solang noch ein Atem in uns ist, dazu helfe uns Gott! Amen.

Geliebter! Ach Du! Ich bin sooo glücklich mit Dir!!! Wenn ich’s Dir doch selber sagen könnte! Dir zeigen!!! Ach Du!!! So Gott will, dürfen wir es doch bald! Du!!!!! Herzelein! Das Brünnlein will doch schier überlaufen vor Glück und Freude und Sehnsucht!

Oh Du!!! Komme bald zu mir!! Du!!! Mein Lieb! Du schickst mir heute das Herzlein zurück! Du!!! So Liebheimliches sagt es mir! Mein Geliebter! Mein [Roland]! Oh Du!!!! Daß Du mit mir ganz eines Wunsches und Willens bist! Du!!!!! Du willst mich sooo lieb beschenken! Oh, so lieb wie ich Dich!!!!! Es wäre doch der glücklichste Tag unsres Lebens, wenn Gott uns seinen Segen dazu schenkte!

Ganz froh wäre ich dann, Du!!! Wenn ich Dir unser Liebstes hüten dürfte! Oh, noch einmal so lieb wäre ich doch dann Dein Weib, Dein Mütterle! Du!!!!! Ach Du!!! Dann schlösse sich der Ring noch einmal so fest zwischen uns! Dann sind wir im Herzblut vereint miteinander. Geliebter! In Gottes Hände legen wir diese große Stunde.

Bereit sein wollen wir! Geliebter!! Und lieb gerüstet sein im Herzen. Du!!! Ich möchte doch so gern mit Dir unsrer Liebe Krone gewinnen. Möchte Dir sooo gern zeigen, wie so ganz ich Dein sein will! Oh Herzelein! Glühender Wunsch ist es in mir!

Gott segne die Stunde, da sich unsre heiße tiefe Liebe erfüllt. Du willst zu mir kommen, mein Sonnenstrahl! Oh Du!!!

Und ich halt Dir ganz still, nehm Dich auf in meinen Schoß! Tief ganz tief und lieb! Oh Geliebter! Bete mit mir, daß Gott uns nahe ist dann!

Ach, ich darf die Gedanken an solches Liebheimliches doch garnicht länger bewegen – die Sehnsucht packt mich so mächtig, nach Dir! Oh, nur nach Dir! Du mein Geliebter!!!

Mein Mannerli! Ich bin doch noch immer nicht krank! Du!!! Ob doch der böse Vollmond ins Kämmerle geschaut hat?? Frag ihn nur mal, wenn Du ihn triffst!

Ach, es wird schon seine Ordnung haben. Gewiß holt nun das Kalendermannerli das auf, was es im Januar zu früh kam. Weißt Du noch?

Ach Du! Ich bin doch garnicht böse, daß es so ist! Dann kommt mein Mannerli doch ganz zur rechten Zeit heim! Und Frauchen wird erst wieder krank, wenn mein Mannerli langsam müde wird! Ja Du?!! Zum Osterfest vielleicht! Oh Mannerli! Da wollen wir ganz artig sein! Ich will es mit Dir! Wir wollen einmal ganz stark sein! Wollen den starken Willen haben zum Artigsein. Wie den Willen zum Kindlein.

Ach Du!!! Ich weiß doch, wie auch Du es weißt: es geht uns doch deshalb kein Strahl unsrer Liebe verloren! Kein Strahl!! Ebenso lieb haben wir einander! Ganz lieb müssen wir einander umfangen und uns in den Armen ruhen. Und ich will mich ganz lieb einhüllen lassen von Dir, in Deine Liebe.

Oh Herzelein! Sei Gott mit uns! Kehre mir heim!!!!! Ach mein [Roland]! Ich bin sooo glücklich mit Dir! Und dieses Glück ist doch immer mit mir, auch im grauesten Alltag. Es erfüllt mich und füllt mein Dasein so ganz aus – ach, Du fühlst es ja auch so wie ich! Du!!!

Du! Und so wie es jetzt in uns lebt, so wollen wir es verwirklichen! Oh Geliebter mein! Daß ich es Dir recht zum Glücke sagen könnte, wie Du allein mich sooo glücklich machst! Ach, ich fühle das, Du fühlst es auch. Und wir können es garnicht ausdrücken. Oh Du!! Ich liebe Dich!

Ich liebe Dich in Deinem tiefsten Wesen! Aus Deinem Herzen strömt mir alles Glücklichsein. Deine Liebe nährt mein Glücklichsein. Oh mein Liebstes! Eigenstes! Mein!!!!! !!!!! !!!

Vom vorigen Mittwoch ist der erste der 3 lieben Boten, die heute bei mir ankamen. Das Mannerli ist U.v.D. und kam darum gleich während dem Dienst schon mal zu mir! Du!!! Wenn Du wirklich gekommen wärest, Du! – ich war doch auch im Dienst - ich hätte doch gleich Schluß gemacht und wär mit meinem Mannerli heimgegangen. Mein großer Bub ist mir doch immer noch der allerliebste!

Du!!! Hast wieder geträumt von mir! Und immer in Bisch. [sic] ist es! Na warte! Du hast gewiß da ein heimlich's Schätzel! Wer es wohl sein mag. Na, im nächsten Traum werde ich Dich schon mal ausfragen! Du!!!

Schreibst mir, daß Du eben Deine Gefangenen versorgt hast Ist das schrecklich: bei den Soldaten, in der Kaserne und auch noch gefangen, da ist ja kaum noch ein Zipfelchen Freiheit wegzunehmen! Wie das diese Menschen seelisch ertragen mögen! Ist mir unbegreiflich.

Mußt mir mal erzählen von Eurer Dienststelle da, ich kann mir doch noch kein so rechtes Bild machen. Schreiben kann man das auch garnicht alles.

Ach mein Mannerli! Erzählst mir so mancherlei, auch von dem, was in der großen Welt vorgeht jetzt. Die Totalisierung des Krieges sind die Nebenerscheinungen.

Ganz recht: ein Stück Bolschewismus ist es!

Ach Du! Und über alles klingt das Hohelied unsrer Liebe. Geliebter! Die Sonne über der irdischen Finsternis!! Unsre Sonne! Die [konnte] keine Menschenhand schwärzen. Auch kein Mensch kann unsre Herzensfreude an unsrer Liebe schmälern. Sie ist unser ureigenster Besitz! Du!! Herzensmannerli! Wir halten einander ganz fest! Ach, daß wir uns darin so ganz lieb verstehen, in dem Liebheimlichen und Eigensten unsrer Liebe! 

Unsre Gedanken an das Eigenste, an die eigene Welt sind doch die gleichen.

Ach Du! Daß verstehen doch nur zwei, denen die Liebe eine Sache des Herzens ist und gläubigen Sehnens.

Ach Geliebter! Mich macht es doch so glücklich wie Dich, einem Menschen ganz das Liebste zu sein. Ach, Du mein Herzelein! Ich hab Dich sooo sehr lieb!!!!!

Am Donnerstagabend hat mein Mannerli mit mir Feierabend gehalten! Hat mir schnell heimlich ein liebs Kussel geben können, weil der Heinrich schnarchte auf seinem Bette! Du hast gedacht, daß ich noch schaffen muß bis Deine Uhr dort 600 [Uhr] zeigt und weil Du Dienst hattest und von ½ 500 [Uhr] ab schönen freien Nachmittag, hast Dir auch gleich noch zu schaffen genacht.

Gebügelt, gewaschen! Ei was hab ich für ein tugendsames Mannerli!!!

Du! Ich war doch am 18. schon in der Arbeitstagung, eine Umbestellung traf ein. Wirst es gewiß aus meinen Boten erfahren haben.

Die Untersuchung war noch nicht. Ab 11. März soll sie ins Rollen kommen.

Weil Du von Strümpfen erzählst, Herzelein! Da halten also die schafwollenen gut? Das ist erfreulich. Sag, drücken sie Dich auch nicht an den Füßen? Sie kommen mir so hart vor. Oder werden sie nach dem Waschen weicher? Das interessiert mich zu erfahren!

Recht so, daß Du Dir neue Socken holst!

Und vergiß nicht Mutters lange Strickstrümpfe mitzubringen, wenn Du heimkommst! Wie brauchen die Wolle zum Anstricken!

Am Freitagabend war mein Mannerli im Konzert, das freut mich zu hören! Fein, daß zu hingegangen bist, es ist doch mal etwas anderes in dem öden Einerlei.

Ich danke Dir auch, daß Du mir das Programm mitschickst zum lesen.

Hast also auch die Goebbelsrede gehört! Und hast ebenso empfunden wie ich. Weißt wie es mir vorkam gegen Ende? Wie bei meinen Kindern, wenn wir Kasperltheater machen!

Ich mag nicht wissen, wie das Ausland urteilte.

Ja der Kantor H. ist wieder Ehemann. Und zu seiner Hochzeit schlug das Harmonium (denn in Winter finden Trauungen in der Pfarre statt) ein fremder Mann, der bei einer Sekte den Kantor abgibt! Herr G. hatte Schule, Herr S. ist im Amt. Sonst gibt es keinen mehr.

Am 26. II. muß unser Pfarrer eintreffen. Ja, wir krempeln die Heimat noch ganz um.

Aber Deinen Bezirk, mein Mannerli, den Du betrittst, wenn Du heimkommst, den sollst Du so lieb vertraut finden, wie Du ihn verlassen hast und zu finden wünschst. Du!! Dein Fraule will Dir doch die Heimat halten! So lieb und treu!!!

Ach Geliebter! So, wie ich Dir mein ganzes Herz bewahre, bewahre ich Dir die Heimat! Deine Heimat! Bei mir!

Magst Du so ganz bei mir einkehren und bleiben? Du!!!!! Du!!!!! Ich liebe Dich! Mein Sonnenschein!

Gott sei mit Dir! Ewig Deine [Hilde], Dein treues Weib!

Dein glückliches Fraule! Dein!!!

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Autor Hilde Nordhoff
Korrespondenz Oberfrohna
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Über den Autor

Hilde Nordhoff

Foto von Hilde Nordhoff. Nahaufnahme, Person im Sommerkleid, im Hintergrund Bäume.
Ba-OBF K01.Ff2_.A12. Hilde Nordhoff, 1940, Oberfrohna, Fotograf unbekannt, Ausschnitt aus Fotoalbum.

Hilde Nordhoff wurde 1920 als Hilde Laube in eine Arbeiterfamilie in Oberfrohna, eine Kleinstadt in Sachsen, hineingeboren. Sie arbeitete ein Jahr lang als Hausangestellte, dann in einem Trikotagenwerk.

Sie kannte Roland Nordhoff aus der Kantorei in Oberfrohna und trat sogar der evangelischen

Über die Korrespondenz

Oberfrohna

Fotografie des Brautpaars Nordhoff am Tag ihrer Hochzeit vor dem Portal der Kirche.

Das Konvolut aus Oberfrohna befindet sich gut erhalten in privaten Händen in Deutschland. Es umfasst 24 Aktenordner mit ca. 2600 Briefen, die zwischen 1 und 20 Seiten lang sind. Der Briefwechsel beginnt im Mai 1938 und dauert, mit einigen kurzen (Urlaubs bedingten) Unterbrechungen, bis Februar 1946