… [sic] den 30. März 1941.
Liebe [Ella]!
Herzlichen Dank für Deinen lieben Brief. Du schreibst: es hätte Dich sehr gefreut, daß ich Dich noch nicht ganz vergessen hätte! Hattest Du denn schon so sehr auf Post gewartet? Oder sollte das ein Witz sein? Sag mal [Ella], was hast Du Dir dabei gedacht? Ich halte es jedenfalls für einen Scherz.
Liebe [Ella], daß Dir das Warten an der Bahn mit meiner Schwester langweilig geworden ist, kann ich mir ja so richtig vorstellen. Aber leider ist mein Schwesterchen nun mal nicht anders. Martha war sicher in eisernes [sic] Schweigen verhüllt, während es Dir ungefähr wie ein Quecksilberthermometer erging, das bald in der Sonne, bald im [sic] Eisschrank gelegt wird. Schade ist nur, daß aus dem Streich mit den Landsern nichts geworden ist. Möglich wäre ja auch gewesen, daß sie schon nach kurzer Zeit den Spieß umgedreht hätten. Na, ist ja egal, was drauß [sic] geworden wär. Jedenfalls freut es mich, liebe [Ella], daß Du so nett zu meiner Schwester warst, und ihr die Zeit vertrieben hast. Ich hatte an dem Abend, daß [sic] heißt, als ich wieder im Bahnhof war, eine Mordswut im Balg [sic]. –
Und nun liebe [Ella], kämen wir zu den 6 Apfelsinenkisten. Ich bin gleich zur Bahn gelaufen, als ich Deinen Brief bekam, und habe einen Waggon nach Bergedorf geschickt; und zwar mit dem Vermerk „Eilt sehr!!“ Also, liebe [Ella], die Rechnung kannst Du ruhig jetzt schon abschicken. Der Waggon wird ja dann wohl in nächster Zeit anrollen – – – ganz abgesehen davon, daß wir hier selber in rauhen Mengen haben. Apfelsinen meine ich.
Am Tage der deutschen Wehrmacht warst Du ja mit Tudi in den Kasernen. Es freut mich sehr, daß es Euch Spaß gemacht hat. Doch wie kam es dann, daß Euch die Sache zuletzt zu „seltsam“ wurde, und Ihr ausgerissen seid, bevor das Tanzen anfing? Ihr tanzt doch sonst beide ganz gern. Du hast mich nun einmal neugierig gemacht, da mußt Du mir die Sache schon mal etwas näher beschreiben.
Das Bild mit den Schafen ist ja einfach drollich [sic] geworden. Hoffentlich rollt bald ein zweites an. Aber wehe Dir! [Ella], schickst Du mir ein
Leider muß ich jetzt aufhören, denn ich habe heute Wache und muß gleich raus auf Posten. Das ist nun mein Sonntagsvergnügen. Aber lächeln, [Ella], lächeln, immer lächeln. Hoffe doch, das [sic] Du den Sonntag besser verbracht hast, beziehungsweise besser verbringst.
Herzliche Grüßte und Küsse
sendet Dir Dein
[Albert]
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Albert Müller
Albert Müller wurde 1919 geboren. Seine Familie kam aus Escheburg in Schleswig-Holstein. Auch in anderen schleswig-holsteinischen Orten hatte er Verwandtschaft. In seinen Briefen machte Albert Müller oft Andeutungen, dass es Geheimnisse bezüglich seiner Eltern gebe, die er erst später preisgeben
Lohbrügge
Der Briefwechsel von Ella und Albert Müller befindet sich im Archiv des Kultur- und Geschichtskontors in Hamburg-Bergedorf. Erhalten sind fast 900 Briefe und Postkarten. Gesammelt wurden sie von Ella Müller, die Briefe von ihrem Ehemann, aber auch von Familienangehörigen aufbewahrte, zum Teil