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[LBR-411124-005-01]
Briefkorpus

N 36

Im Osten, den 24. November 1941.

Meine liebe kleine [Ella]!

In den letzten Tagen erhielt ich zwei Briefe von Dir. Hab mich wieder sehr dazu gefreut. Doch leider muß ich Dir eine Mitteilung machen die einfach katastrophal ist! Ich werd da nicht mehr schlau drauß [sic]. Kanns [sic] einfach nicht begreifen! Stell Dir vor, ich hab Deinen vorletzten Brief verloren! Einfach versemmelt! Habe an zwei Abende [sic] den ganzen Bunker auf den Kopf gestellt! Ich wollt ihn doch beantworten. Aber vergebens. Der Brief ist und bleibt verschwunden.

Und gerade in dem Brief frägst Du an, was ich mit all Deinen Briefen mache. Das will ich Dir gerne verraten. Sämtliche Post von Dir die ich vor dem zweiten September erhalten habe, habe ich leider alle am zweiten September verbrannt. Bist mir doch wohl nicht böse drumm [sic]? Und die Briefe die dann nach dem zweiten kamen, befinden sich noch alle hinter Schloß und Riegel. Vieleicht [sic] bekommst Du sie später, viel später, und dann auch nur unter einer Bedingung, zurück. Aber augenblicklich ist ja garnicht [sic] dran zu denken! - In meinem Fahrzeug habe ich mir nämlich ganz versteckt vorne im Führersitz ein kleines ka Kästchen, mit einem Schloß davor, eingebaut. Und in diesem kleine [sic] Kästchen liegen nun alle Deine Briefe. Wenn ich dann nach vorne fahr ist das mein Talismann [sic]! Und dies erzähl ich auch blos [sic] Dir, ein anderer wird mich höchstens auslachen.

Und Ihr Brüder ward [sic] wieder einmal in Hamburg? Hatt [sic] Euch Brüder ja mal sehen mögen als der Tommi kam und Ihr bei der Kaffeetafel ward [sic]. War sicher nicht viel anders, als wenn jemand auf dem [sic] Busch klopft, und die Spatzen fliegen dann heraus, blos [sic] einer, son [sic] ganz frecher, den stört sowas nicht, der bleibt ruhig sitzen.

Und nun zu Deinem lieben Brief vom 14.11.1941.

Du mit dem Klaus hätt ich ganz gern mal, für einen Tag blos [sic], getauscht. Was meinst Du dazu?!! Ja wirklich man muß sich oft wundern was solch kleinen Geister alles werden wollen: Schrankendreher. Ich, wollte Kapitän zur See werden. Morgen abend [sic] schreib ich weiter. Denn wie Du siehst der Bogen ist voll.

Herzliche Grüße und alles Gute sendet Dir aus alter weiter Ferne Dein [Albert]

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Autor Albert Müller
Korrespondenz Lohbrügge
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Über den Autor

Albert Müller

Albert Müller wurde 1919 geboren. Seine Familie kam aus Escheburg in Schleswig-Holstein. Auch in anderen schleswig-holsteinischen Orten hatte er Verwandtschaft. In seinen Briefen machte Albert Müller oft Andeutungen, dass es Geheimnisse bezüglich seiner Eltern gebe, die er erst später preisgeben

Über die Korrespondenz

Lohbrügge

Fotografie einer handgeschriebenen Liste mit Zahlen, aus dem Konvolut Lohbrügge, die Briefdaten sortiert.

Der Briefwechsel von Ella und Albert Müller befindet sich im Archiv des Kultur- und Geschichtskontors in Hamburg-Bergedorf. Erhalten sind fast 900 Briefe und Postkarten. Gesammelt wurden sie von Ella Müller, die Briefe von ihrem Ehemann, aber auch von Familienangehörigen aufbewahrte, zum Teil