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[LBR-420202-005-01]
Briefkorpus

13

Im Osten, den 2. Februar 1942

Meine liebe [Ella]!

Heute bekam ich Deinen lieben Brief vom 19.1.42. herzlichen Dank dafür. Hab mich sehr darüber gefreut. Das war der, von wegen dem Geld.

So, Du meinst, wenn ich meinte, Dich sehr gut zu kennen, hätte ich wissen müssen was Du von mir wissen wolltest. Ja, [Ella], im Stillen hab ich mir das auch gedacht, oder zumindest im Stillen so gehofft. Aber Du weißt ja wie das manch mal [sic] so ist – jedenfalls ich fand es für angebracht mich an dem [sic] zu halten was auf dem Papier stand und nicht so zu sehen, wie ich es mir dachte und ja auch so gewesen ist. Glaub mir, liebe [Ella] es war bestimmt kein Schade. Eher noch ein Vorteil. Ein Vorteil für uns beide [Ella]. Hinzu kam, das [sic] ich wirklich nicht wußte, daß Du mich liebst. Glaub mir ich dachte, die Aktien würden im günstigsten Fall 1:1 stehen. Und nun kam es so. Ich kann mir das einfach noch garnicht richtig vorstellen. Wenn das man gut geht, soviel Glück auf einmal.

Auch das bereue ich nicht mehr, da? ich Dir den Brief 2 geschrieben habe. Auch die folgenden Briefe nicht. Denn dadurch sieht es bei Licht, nicht, wie Du sagst, ganz anders aus, sondern im Gegenteil, dadurch kommt erst das richtige Licht hinein! Nun dürfte noch meiner Meinung nach, keiner von beiden, das Gefühl haben, etwas für sich behalten zu müssen; ganz gleich, welcher Art es auch sein mag. Denn was wir voneinander jetzt und in Zukunft zu halten haben, wissen wir ja jetzt. Das heißt noch hab ich ja nicht die Antwort von Dir auf meinen Brief 9.

Ach ja richtig, hätt ich bald vergessen – bring das Geld ruhig auf die Kasse. Haben solltest Du dafür einen Ring oder eine Halskette. Wenns Dir dann Recht ist kleine [Ella], versuchen wir dann mal im kommenden Urlaub gemeinsam unser Glück und kaufen dann das Gewünschte. Silber hab ich zwar nicht, aber etwas Gold bring wohl tut wohl denselben Dienst. Und das hab ich noch.

Wie schon gesagt, No noch gab ich die Hoffnung auf das 2te Päckchen nicht auf! Und gerade da muß nun das Bild darin stecken. Oh [Ella] Du kannst von Glück sagen, wenn da keins [sic] drin gewesen wär, hätte ich Dir mitgeteilt, daß ich Dir nicht eher wieder geschrieben hätte bevor ich ein vernünftiges Bild von Dir gehabt hätte. Und das wär durchgeführt worden. Darauf hättest Du „Gift“ nehmen können. Dann wär mir restlos der Geduldsfaden zerrissen. So eine Wut hatte ich. Soweit hatte sich die Sache mit dem Bild zugespitzt!!! Gott sei Dank der Bann ist nun ja bzw. wird gebrochen.

Von 52 Briefen sollen nur 2 übergekommen sein? [Ella], [Ella] daß [sic] ist ein Witz der undbedingt [sic] reif ist für ein Witzblatt! Ich muß noch immer lachen. Bloß das arme Mädel kann mir ja leid tun. Aber wenn die noch nichts gemerkt hat, aber so weg ist, daß sie auch einfach nichts merken will, dann laß sie nur, dann ist sie [sic] nicht mehr zu helfen, dann merkt sie auch nichts mehr. Mensch [Ella] die wird doch „auf dem [sic] Arm“ genommen, oder sie schickt Pakete und d wird deshalb grausam ausgenützt [sic]. Ich sehe ja hier täglich wie sowas gedreht wird. Ist gemein soetwas [sic]. Soviel ich weiß [Ella], ist bei uns doch noch kein Brief regelrecht verloren gegangen. Und nun wollen wir mal unsere ganzen Briefe zusammenzählen, das sind so an rund 200 Sachen! und noch nicht ein einziger verloren gegangen! Gewiß es sind nicht immer alle regelmäßig angekommen – nee [sic] [Ellachen] dat is een [plattdeutsch: das ist ein] Witz.

Ich dachte schon Dein Bruder sei an der Front. Um so [sic] besser. Da kommt er sowieso noch früh genug hin. In Königsberg war ich damals auch. Fehlt blos [sic] noch das [sic] er uns mit ablösen kommt. – Doch seine Meinung über Afrika wird er sicher noch ändern wenn nicht eher, dann im Sommer!

Nun sei recht herzlich gegrüßt und geküßt, und das viele liebe Mal.

Dein [Albert].

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Autor Albert Müller
Korrespondenz Lohbrügge
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Über den Autor

Albert Müller

Albert Müller wurde 1919 geboren. Seine Familie kam aus Escheburg in Schleswig-Holstein. Auch in anderen schleswig-holsteinischen Orten hatte er Verwandtschaft. In seinen Briefen machte Albert Müller oft Andeutungen, dass es Geheimnisse bezüglich seiner Eltern gebe, die er erst später preisgeben

Über die Korrespondenz

Lohbrügge

Fotografie einer handgeschriebenen Liste mit Zahlen, aus dem Konvolut Lohbrügge, die Briefdaten sortiert.

Der Briefwechsel von Ella und Albert Müller befindet sich im Archiv des Kultur- und Geschichtskontors in Hamburg-Bergedorf. Erhalten sind fast 900 Briefe und Postkarten. Gesammelt wurden sie von Ella Müller, die Briefe von ihrem Ehemann, aber auch von Familienangehörigen aufbewahrte, zum Teil