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[LBR-420206-005-01]
Briefkorpus

14.

Im Osten, den 6. Februar 1942.

Meine liebe kleine [Ella]!

In den letzten Tagen bekam ich drei Briefe von Dir. 6-7 u. 8. Vorgestern kamen 2 und gestern der dritte an. War da die Freude groß! Hab doch nun endlich das was ich schon vor einem halben Jahr gar zu gern gehabt hätte – von dir ein Bild. –

In einem Hallenbad war ich leider noch nicht. Sicher wird so eine Sache pikfein sein. Doch leider haben wir hier weder Hallenbad noch Badewanne, aber dafür desto mehr „Binen [sic] und Stukas“. Diese Viecher sind gräßlich. Morgen gehts nun schon zum zweiten Mal zur Entlausung! Manchmal ist es reinweg zum Wildwerden. Wenn man meint man ist die Biester endlich los, wenn auch nicht gleich, aber bestimmt eine Woche später hat man wieder dasselbe Theater. wieder. Wo die Viecher dauernd wieder herkommen ist mir schleierhaft. Wir halten uns nun wirklich sauber, wo und wie wir nur konnen [sic], und trotzdem! – Es ist jedesmar [sic] ein Bild für die Götter, wenn einer den anderen mit son [sic] Reisigbesen, mocht [sic] ich sagen, abschrubbt.

Als Du von dem Abend im Kino schriebst, wo wir den schönen Platz in der hinteren Reihe hatten, wo es außerdem doch noch so „mollig“ schön warm war, mußte ich furchtbar lachen. Da kam doch nachher noch der Mann und suchte das Gebiß seiner Frau. Ist ja eigentlich absolut nicht zum lachen, aber ich kanns mir trotzdem nicht verkneifen. Was nachher eigendlich [sic] los war und in welchem Zusammenhang Ihr Euch da gestritten habt, da bin ich garnicht hinter gekommen. Ich weiß blos [sic] das [sic] ich mich zum Schluß fix geärgert hab, nächsten Morgen dann das Telegramm bekam und Dir dann eine Stunde vor der Abfahrt den ersten Brief geschrieben hab. Ich weiß sogar auch noch was ich da geschrieben hab – ja und nun, was ist denn nun, he? Lachen tun wir nun – erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt! –

Wenn Ihr 20° - gehabt habt da könnt Ihr Euch ja vorstellen wie wir bei 40° geklappert haben. Aber jetzt taut man ja so nach und nach wieder auf. Meine Freude auf den kommen [sic] Urlaub ist schon jetzt ganz gewaltig. Und dann im Sommer. Mensch, [Ellachen]! Wir werden ja Tage verleben wo wir ewig dran denken werden. Denn jetzt, wo es mit jedem Tag wärmer wird, verläuft die Zeit wie im P Fluge. Weißt Du was ich jetzt möchte? Tanzen und das nicht so knapp. Aber anschließend dann auch gleich in eiskaltes Wasser springen. – Grien Dir man ruhig eins und denk sonstwas [sic] – ich grien mit!

In diesem Sinne grüßt und küßt Dich

viele liebe Mal Dein [Albert].

anbei etwas über „Binen [sic]“

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Autor Albert Müller
Korrespondenz Lohbrügge
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Über den Autor

Albert Müller

Albert Müller wurde 1919 geboren. Seine Familie kam aus Escheburg in Schleswig-Holstein. Auch in anderen schleswig-holsteinischen Orten hatte er Verwandtschaft. In seinen Briefen machte Albert Müller oft Andeutungen, dass es Geheimnisse bezüglich seiner Eltern gebe, die er erst später preisgeben

Über die Korrespondenz

Lohbrügge

Fotografie einer handgeschriebenen Liste mit Zahlen, aus dem Konvolut Lohbrügge, die Briefdaten sortiert.

Der Briefwechsel von Ella und Albert Müller befindet sich im Archiv des Kultur- und Geschichtskontors in Hamburg-Bergedorf. Erhalten sind fast 900 Briefe und Postkarten. Gesammelt wurden sie von Ella Müller, die Briefe von ihrem Ehemann, aber auch von Familienangehörigen aufbewahrte, zum Teil