Bitte warten...

[LBR-420214-005-01]
Briefkorpus

N:15

Im Osten, den 14. Februar 1942.

Meine liebe gute [Ella]!

Mußt mir nicht böse sein, wenn ich Dich hab solange warten lassen. 5 Briefe von Dir hab ich jetzt zu beantworten. Der letzte [sic] von den fünfen bekam ich heute und ist vom 4.2.42.

Über das zurückgekommene Päckchen sei man nicht mehr traurig. Daran ist ja doch nichts zu ändern. Und Weinen, kleine [Ella], ist wirklich nichts für dich; das paßt einfach nicht zu Dir.

Ja [Ella], wenn die Post mich bloß mal auf Urlaub schicken wollte! Zeit wirds wirklich! Höchste Zeit! Vieleicht [sic] ist es dann schon zu spät wenn ich wirklich komm. –

In Deinem nächsten Brief, den vom 28.1.42. 10 frägst [sic] Du mich, ob ich wirklich restlos glücklich sein könnte, mit mir selbst zufrieden? Das war der Grund [Ella], warum ich solange nicht geschrieben hab. Mit mir selbst zufrieden bin ich. Und das verdank ich Dir. Ich hab einen klaren Kopf, jedenfalls bild ich mir das ein, ich weiß was ich will; und weil ich weiß daß es für mich das einzig richtige ist, werde ich den Weg auch unbeirrbar weitergehen. Denn ein Jahr nach dem Kriege will und muß ich verheiratet sein. Ich will endlich eine Heimat haben. In meinem kommenden Urlaub werde ich ja sehen ob „Du“ mir auf diesem Wege folgen kannst. In meinen Briefen „scheinst“ Du mich nicht verstanden zu haben. Ich frag Dich noch einmal wie in meinem Brief 9. Denn schau mal [Ella], kennen tun wir uns so gut wie gar nicht, das weiß ich auch, aber deshalb weiß man doch, ob man ans Heiraten denkt oder nicht. Und weiter will und wollte ich garnichts wissen. Ob wir beide nun dafür reif sind und uns gegenseitig dafür geeignet finden, das heißt: das wir zusammen passen; das wird uns der Urlaub zeigen; oder wenn das nicht reicht, die Zukunft. Denn sieh mal, [Ella] wenn Du garnicht dran [sic] denkst, schon von vornherein eine Ehe ablehnst, dann bin ich nicht gewillt in meinem Urlaub mich so in Dich zu verlieben daß ich noch mal den Kopf verlier. Denn was nützen mir die glücklichsten Urlaubstagen wenn am Ende doch nur „Verzichten“ steht. Ich hab das einmal erlebt, zum zweitenmal [sic] soll mir das nicht wieder passieren. Und wenn ich Dir nun was erzählt hab, was Dir Dir nicht viel Freude macht und mir das Leben schwer macht, so hab ich da nur vorgegriffen. Wenn ich Dir das alles persönlich im Urlaub erzählt hätte, wären nicht viel frohe Stunden über geblieben. Und wenn ich es Dir überhaupt nicht erzählt hätte, hättest Du mich nie richtig verstehen können, und wären folgedessen [sic] auch nie richtig zueinander gefunden. -

Morgen schreib ich weiter denn ich bin müde –

Es grüßt und küßt Dich, lieben [Ella], viele liebe Mal

Dein [Albert]

Karte
Kommentare
Einordnung
Gesendet am
Gesendet aus
Autor Albert Müller
Korrespondenz Lohbrügge
Gesendet nach
Über den Autor

Albert Müller

Albert Müller wurde 1919 geboren. Seine Familie kam aus Escheburg in Schleswig-Holstein. Auch in anderen schleswig-holsteinischen Orten hatte er Verwandtschaft. In seinen Briefen machte Albert Müller oft Andeutungen, dass es Geheimnisse bezüglich seiner Eltern gebe, die er erst später preisgeben

Über die Korrespondenz

Lohbrügge

Fotografie einer handgeschriebenen Liste mit Zahlen, aus dem Konvolut Lohbrügge, die Briefdaten sortiert.

Der Briefwechsel von Ella und Albert Müller befindet sich im Archiv des Kultur- und Geschichtskontors in Hamburg-Bergedorf. Erhalten sind fast 900 Briefe und Postkarten. Gesammelt wurden sie von Ella Müller, die Briefe von ihrem Ehemann, aber auch von Familienangehörigen aufbewahrte, zum Teil

Schlagworte