Bitte warten...

[LBR-420215-005-01]
Briefkorpus

16.

Im Osten, den 15. Februar 1942.

Liebe gute [Ella]!

Heute ist nun Sonntag. Wir haben sogar dienstfrei! Habe soeben Mittag gegessen und höre das Volkskonzert.

Meine Gedanken sind bei Dir. Also heute vor 14 Tagen warst Du bei Gretchen. Weißt ich bin platt, total platt! Gretchen will von mir geträumt haben? Das versteh ich einfach nicht! Weißt so allmählich machst Du mich neugierig auf Gretchen. Du ich möcht auch mal mit der ein Stündchen plaudern wenn Du nicht dabei wärst. Ich glaub das war [sic] dann gerade so, als täte man mal hinter die Kulissen schauen. Da sieht man denn gar manches was man vorher nicht gewußt hat. –

Die Geschichte mit dem Zug ist ja ein dolles Ding! Was meinst Du wohl wenn Du von Geesthacht zu Fuß nach Bergedorf hättest tippeln müssen? Dann hätt ich aber erst gelacht! Na is [sic] ja man gut daß alles noch so abgelaufen ist.

Das hab ich mir auch schon ausgemalt, wie sich die erste Stunde unseres Zusammenseins im Urlaub aussehen wird. – Wenn erst mal das Eis gebrochen ist, kleine [Ella], ja was dann? Na was dann ist, werden wir ja sehen. Schön wird es jedoch auf „alle Fälle“!

Sa [sic] mal wie kommst Du blos [sic] darauf, zu sagen: ich will dich wohl mit Macht los sein. Ich denk ja garnicht drann [sic]! Eigentlich verdientest Du, daß Dir in der Beziehung mal fix der Kopf gewaschen wird. Von mir aus können wir meinetwegen ewig Freunde bleiben oder Kameraden ganz gleich wie Dus [sic] nennen magst. Denn ich kann mir einfach nicht vorstellen, selbst wenn sich unsere Wege einmal trennen sollten, daß wir im Bösen auseinandergehen könnten. Das wäre doch eine ganz billige Tour. Und für so billig halt ich mich nicht.

Noch mal zu den Bildern. Von allen Kameraden die darauf sind ist bisher noch keiner in Wentorf gewesen. Sicher irrt Ihr Euch da ein wenig.

Sag mal [Ellachen] hast Du nicht irgendwo so gewisse Beziehungen wo Du mal hin und wieder mal einen Film 6 x 9 erwischen kannst? Meine Mutter bekommt nur sehr schwer welche. Schicken könntest du eve mir den ja eventuell im Brief. Mir fällt gerade ein: die 4 Schachteln Zigaretten die im Brief vom 27.1.42 waren, sind tadellos übergekommen. Sie kamen wie gerufen. Hab mich sehr dazu gefreut und dank auch vielmals!

Gestern ist unser Frontkino abgebrannt. Ist nur noch ein einziger Trümmerhaufen übergeblieben. Wieder mal „Pech“ für die Landser, aber im wahrsten Sinne des Wortes!

Wie es hier mit unsern „Einwohnern“ steht darüber hab ich Dir ja schon berichtet. Von wegen die dicken 52 tonner [sic]! In der Hoffnung, daß du Deinen Sonntag in recht angenehmer Weise verbringst grüß und küße [sic] ich Dich auf das Herzlichste. Dein

[Albert]

Karte
Kommentare
Einordnung
Gesendet am
Gesendet aus
Autor Albert Müller
Korrespondenz Lohbrügge
Gesendet nach
Erwähnte Orte
Über den Autor

Albert Müller

Albert Müller wurde 1919 geboren. Seine Familie kam aus Escheburg in Schleswig-Holstein. Auch in anderen schleswig-holsteinischen Orten hatte er Verwandtschaft. In seinen Briefen machte Albert Müller oft Andeutungen, dass es Geheimnisse bezüglich seiner Eltern gebe, die er erst später preisgeben

Über die Korrespondenz

Lohbrügge

Fotografie einer handgeschriebenen Liste mit Zahlen, aus dem Konvolut Lohbrügge, die Briefdaten sortiert.

Der Briefwechsel von Ella und Albert Müller befindet sich im Archiv des Kultur- und Geschichtskontors in Hamburg-Bergedorf. Erhalten sind fast 900 Briefe und Postkarten. Gesammelt wurden sie von Ella Müller, die Briefe von ihrem Ehemann, aber auch von Familienangehörigen aufbewahrte, zum Teil