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[LBR-420216-006-01]
Briefkorpus

N 17

Hbg Lohbrügge d. 16.2.42

erhalten am 26.2.42 [*]

Lieber [Albert],

nun komm ich heute doch schon zum Schreiben, erst mal Dank ich vielmals für deinen lieben Brief N 13. Ich glaube, der Geldkram ist damit für‘s erste einmal erledigt, was jedoch der Vorteil dabei ist, weiß ich jetzt wirklich noch nicht, mußt schon entschuldigen ich bin nun einmal mit unter etwas dum. Ich glaube wenn Anne damals erfahren hätte, oder noch erfährt, das ich das Geld nicht so angelegt hab wie Du wolltes, und sie es mir hundertmal gesagt hat, regnets Pech und Schwefel, doch die Sache ist jetzt erledigt, ein für allemal erledigt!

Doch nun will ich man erst einmal gratulieren, wo zu wirst du ja besser wissen als ich, geschrieben hab ich es ja zwei mal, na, da habt Ihr ja erstmal wieder einen Grund zum feiern, Dir aber, wünsche ich eben so viel Glück, wie bis her.

Nun aber weiter in deinem Brief, ich hoff ja, das du die Hoffnung auf das Päckchen jetzt bald aufgegeben hast, es kommt ja doch noch nicht. Du würdes also nicht mehr schreiben wenn nicht bald ein vernünfdiges Bild von mir eintrudelt, schade, daß ich das nicht eher gewußt hab, ich trau dir ja so viel inagi  Willenskraft garnicht zu, das hät ich doch erst einmal auf die Probe gestellt, du bist doch sonst immer so lieb zu mir, na, wenn ehrlich sein will, hast du ja wirklich recht, gewartet hast du ja wirklich lange genug, ich hatte auch schon immer ein ganz schlechtes Gewissen, doch leider ist es nun einmal so, was ich nicht Wwill, will ich nicht, und wenn die ganze Welt anderer Meinung ist. Du wirst mit unter auch denken sie kann doch so nett sein, wenn sie nur will, ja wenn sie will, das sagt Mutti täglich. Über haubt, wenn ich dir einmal etwas liebes nettes schreiben will, denk ich immer, ich darf es nicht, kann mich nicht einfach damit abfinden, das ich es tun kann, ohne das ich Angst haben brauche, das du vielleicht darüber lachst, och laß man, Papier ist Papier und doch nicht das Richtige, warum bin ich blos da so dof, was andere Mädchen für selbst verständlich halten, bedarf bei mir nun einmal hunderdfache überlegung, ich frag mich so oft, warum bist du blos so anders.

Das mit den 52 Briefen von den 2 übergekommen sind, hast du ganz falsch verstanden. Die Briefe sind nicht verloren gegangen, wie du scheinbar annimmst, sondern an den Absender zurück, ich finde damit haben die Soldaten doch garnichts zu richt [unklar] tun, eine Frau erhält alle Post mit dem Vermerk zurück, Feldpostnummer unbekannt, und ich glaube nicht, das der seine Frau so auf den Arm nimmt, ja wer sagt mir, das es meine Post, an dir, nicht einmal eben so gehen wird. Das die Soldaten sich sonst allerlei Dinger leisten, wissen wir ja selbst zu gut.

Nun will ich meiner Mutter noch einen Rock anprobieren, solst mal sehen, gibt wieder ein Kamf, sie will ihn länger haben und ich find ihm kürzer besser, kann einfach nicht begreifen, warum die sich immer mit macht älter machen, wie sie sind, will ja nichts sagen wenn Sie dick wäre, Sie ist doch noch dünner wie Anne, dann noch zum Turnen und Morgen Wäsche, mir geht heut schon der Hut hoch, [von] [7] […] [unklar].

Nun sei recht herzlich gegrüßt und geküßt

Von Deiner [Ella]

[* = Empfangsdatum von [Albert] mit Bleistift hinzugefügt]

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Autor Ella Müller
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Über den Autor

Ella Müller

Ella Müller, geb. Schumann, wurde 1921 geboren. Ihre Eltern hatten in Lohbrügge einen Selbstversorgerhof mit Kleintierhaltung, vertrieben ihre Produkte in einem kleinen Laden und auf dem Großmarkt. Sie hatte einen Bruder, der auch Soldat bei der Wehrmacht war. Sie war sehr eingebunden in den Betrieb

Über die Korrespondenz

Lohbrügge

Fotografie einer handgeschriebenen Liste mit Zahlen, aus dem Konvolut Lohbrügge, die Briefdaten sortiert.

Der Briefwechsel von Ella und Albert Müller befindet sich im Archiv des Kultur- und Geschichtskontors in Hamburg-Bergedorf. Erhalten sind fast 900 Briefe und Postkarten. Gesammelt wurden sie von Ella Müller, die Briefe von ihrem Ehemann, aber auch von Familienangehörigen aufbewahrte, zum Teil