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[LBR-420219-006-01]
Briefkorpus

Hbg. Lohbrügge d. 19.2.42

Lieber [Albert],

Deinen lieben Brief vom 06.02. dankend erhalten, ich weiß eigendlich darauf antworten soll. Mich mit Dir über „Die Binen oder Stukas“ zu unterhalten, wo von ich, Gott lob, nichts verstehe und ich auch in Zukunft nichts hören möchte? Euch wünsche ich von ganzen Herzen, das Ihr die Viecher bald für immer los werdet.

Das Bild hast Du Dann ja, auch, also ist das nun wohl alls, was Dein Herz begehrt, oder gibt es noch etwas was Du möchtes? Du müßtes ja jetzt, einer der glücklichsten Menschen der Welt sein oder findes Du immer noch keine Ruhe? Ich hab ja eigendlich von dir so viel nettes, und liebes, und dann all die Briefe, die mir immer so viel Freude machen, und wenn ich ehrlich sein soll bin ich doch nicht zufrieden, weißt Du was ich möchte, soll ich Dir es verraten? aber nicht Lachen, ich möcht dich einmal, so richtig lieb haben, bis jetzt hatte ich ja noch nie gelegenheit dazu, und vor einem Jahr wäre ich nicht dazu im Stande gewesen.

Ich seh schon [Albert], aus einen vernünftigen Brief wird wieder nichts, ich bin ja wieder mit meinen Gedanken auf reisen. So, Du weißt noch was Du mir im ersten Brief geschrieben hast, wenn Du auf Urlaub kommst, mußt es mir sagen, so und fix geärgert hast Du Dich da auch, wo rüber denn blos, Du bist doch trotz der molligen Wärme, nicht davon umgefallen, ne, [Albert], son lieber Junge wie Du bist, aber ärgern tust Du Dich entschieden zu viel, da von wird man bekanntlich alt, und wer will den später, son, alten Opa haben, na, komm man auf Urlaub, will Dir Das schon aus treiben, einer ärgert sich zu viel und der andere zu wenig! Ob wir das Wort, erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt! – auch für den Urlaub an wenden müssen, oder können, denn die Wehrmacht ist mir zu unbestimmt, wie heißt es so schön, auf Urlaub fährt der Spieß allein, aber Gretchen's Verlobter kommt doch nicht, und auch Post bekommt Sie sehr wenig, die letzte am 1.2.42 war geschrieben, von Ihm, am 1.1.42 Sie tut mir ja so leid, doch ich kann Ihr ja auch nicht helfen. Jetzt will ich noch einen Brief an Werner schreiben, der sich gewaschen hat, der Junge war in seinem letzen Brief so frech!! –

Doch dir wünsche ich für die nächste Nacht einen ungestörten Schlaf und angenehmes Floh [unklar] beissen [unklar] Deine [Ella].

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Autor Ella Müller
Korrespondenz Lohbrügge
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Über den Autor

Ella Müller

Ella Müller, geb. Schumann, wurde 1921 geboren. Ihre Eltern hatten in Lohbrügge einen Selbstversorgerhof mit Kleintierhaltung, vertrieben ihre Produkte in einem kleinen Laden und auf dem Großmarkt. Sie hatte einen Bruder, der auch Soldat bei der Wehrmacht war. Sie war sehr eingebunden in den Betrieb

Über die Korrespondenz

Lohbrügge

Fotografie einer handgeschriebenen Liste mit Zahlen, aus dem Konvolut Lohbrügge, die Briefdaten sortiert.

Der Briefwechsel von Ella und Albert Müller befindet sich im Archiv des Kultur- und Geschichtskontors in Hamburg-Bergedorf. Erhalten sind fast 900 Briefe und Postkarten. Gesammelt wurden sie von Ella Müller, die Briefe von ihrem Ehemann, aber auch von Familienangehörigen aufbewahrte, zum Teil