Hbg Lohbrügge d 24.2.4[2]
Lieber [Albert],
eigendlich habe ich ja noch garnichts zu schreiben, ich finde dieses mal dauert es schrecklich lange, bis ich von Dir Post wieder kriege, doch sicherlich bummelt die Post einmal wieder. Seit meinen letzten Brief sind ja nun schon einige Tage und so gar schon wieder einen Sonntag vergangen, ja, da war Gretchen einmal wieder bei mir, weißt Du, wenn die kommt, freu ich mich immer sehr, wir haben uns doch immer soviel zu erzählen, und wenn es, im Grunde, immer das selbe ist, komm nun bitte nicht auf die I[dee] zu fragen was wir uns zu erzahlen haben, ich sage es dir doch nicht. Die Geschichte über die Binen [ wurde] auch von Ihr gründlich gelesen, doch auch Sie [weiß] nicht, ob das so ist. Ich glaube Sie (Gretchen) hat Dumheiten im Kopf, denn Sie sagte an der Bahn deine Feldpostnummer und sagt ist doch richtig, na, laß Sie man, machen, ist ja meine Freundin, ich bin mir auch wirklich nichts schlechtes bewußt. Ihr Georg sind die Wangen erfroren, beina wäre er auf seine alten Tag noch häßlich geworden, schreibt er selbst.
Von Escheburg hab ich in der letzten Zeit wenig gehört, Tudi traf ich einmal in Bergedorf, mußte ja mit nach Kaffe Möller, doch da hatte Sie sovil soviel Bekannte, vom Soldaten bis zum Offizier, da hab ich dann gleich wieder reißaus genommen, in solcher Sache ist Anne doch ganz anders, oder war Sie auch einmal so, ich kann mir das nich denken.
Weißt Du, ich bin heut ganz allein, den Tag über hatte ich das Vergnügen, mich im Laden, über die Leute zu freuen, ja und jetzt, hab ich erstmal ordentlich gegessen, ich bin so satt, habe Dich ja dazu eingeladen, doch Du magst wohl keine Bratkartoffel und Eier, hoffendlich bist Du nun im laufe des Abens recht nett zu mir, sonst bring ich Dich wieder in mein Zimmer, weißt Du, eigendlich siehst du garnicht so aus, wie auf dem Bild oder doch? ja lach nur, ich weiß es wirklich nicht! Jetzt will ich noch ein bißchen lesen und dann schlafen, ich finde schlafen ist die beste Erfindung, die es gibt, ich möchte schlafen wie Dornröschen, und erst erwachen, wenn der Krieg zuende ist, dir habe ich auch eine Rolle dabei zugedacht! Doch nun muß ich zu machen, wenn ich noch zum Briefkasten will. Das Radio hatt ab geschaltet, hoffendlich gibt es nicht noch Besuch, es ist nicht zu wissen, doch Dir wünsch ich eine recht gute Nacht und ich träum noch ein bischen von Dir lieber [Albert]
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Ella Müller
Ella Müller, geb. Schumann, wurde 1921 geboren. Ihre Eltern hatten in Lohbrügge einen Selbstversorgerhof mit Kleintierhaltung, vertrieben ihre Produkte in einem kleinen Laden und auf dem Großmarkt. Sie hatte einen Bruder, der auch Soldat bei der Wehrmacht war. Sie war sehr eingebunden in den Betrieb
Lohbrügge
Der Briefwechsel von Ella und Albert Müller befindet sich im Archiv des Kultur- und Geschichtskontors in Hamburg-Bergedorf. Erhalten sind fast 900 Briefe und Postkarten. Gesammelt wurden sie von Ella Müller, die Briefe von ihrem Ehemann, aber auch von Familienangehörigen aufbewahrte, zum Teil