Mein lieber [Heinrich]!
Schnell will ich Dir noch einige Zeilen schreiben. Hast Du gestern abend auch noch die Sondermeldung gehört? Wir sind heute nacht aufgestanden u. haben im Radio die Feierstunde um 135 Uhr miterlebt. Es war sehr schön. Wie wohl den Soldaten an der Front zu Mute gewesen ist. Das Trompetensignal „Das Ganze, halt“ klang, als wenn es direkt von der Front käme. Von den Fliegern haben wir gestern nichts gemerkt. In Bergedorf u. Hamburg ist ja aber trotzdem Alarm gewesen u. Ihr habt sicher auch in den Keller müssen. In Wandsbek sollen die Soldaten nachts trotz Alarm angetreten sein u. mitgesungen haben. – Wie schön ist es doch, daß wir es so weit jetzt geschafft haben. Wenn wir England auch erst einmal so weit hätten. – Bei dem nächtlichen Aufstehen in der Nacht vom Dienstag z Montag zum Dienstag ist meine Uhr in die Ecke geflogen. Sie ist nicht wieder in Gang zu kriegen. Bei allen Uhrmachern Bergedorfs bin ich schon gewesen. Keiner nimmt mehr etwas an. Die Uhrmacher sind meistens eingezogen. Ohne Uhr ist es furchtbar. Vor Kriegsende werde ich sie nun aber wohl nicht wieder fertigbekommen.
Herzliche Grüße
Deine [Hannelore]
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Hannelore Wilmers
Hannelore Wilmers, geb. Baumann, wurde 1917 geboren, sie lebte bis 1999. Sie war Tochter eines Lehrers und seiner Frau in Neuengamme. Ihr jüngerer Bruder war bei der SS. Hannelore Wilmers besuchte das Luisen-Gymnasium in Hamburg-Bergedorf. Dann arbeitete sie in einer Motorenfabrik als
Neuengamme
Die Briefe von Hannelore und Heinrich Wilmers befinden sich im Archiv des Kultur- und Geschichtskontors in Hamburg-Bergedorf. Über 1600 Briefe und Karten wurden von den Autoren nummeriert, sortiert und sorgfältig zu je 100 Stück gebündelt aufbewahrt. Die von Hannelore Wilmers verwahrte Feldpost