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[LBR-411125-005-01]
Briefkorpus

den 25. November 1941.

Meine liebe [Ella]!

Gestern bin ich ja nicht ganz vertig [sic] geworden, mit meiner Schreiberei. Du schreibst, Du hättest eine Woche lang keine Post mehr von mir bekommen. Das versteh ich nicht. Wenn es mir irgend möglich ist, schreib ich Dir doch mindest einmal in jeder Woche. Die Post wird sicher unter den jetzigen Wetterverhältnissen sehr zu leiden haben. Wir haben oft Tage, wo wir keine Post haben, einfach weil sie nicht rangekommen ist.

Im Augenblick hat bei uns die Kälte etwas nachgelassen. Doch dafür schneit es jetzt wieder feste. Weißt Du wann bei uns jetzt abends dunkel wird? Nachmittags um drei; und morgens um neun wirds dann so allmählich wieder hell! Manchmal wenn man so den ganzen Abend so im Bunker sitzt, bei Kerzenlicht, ist es manchmal direkt zum wild werden. Gewiß man hat ja immer irgend etwas zu tun. Aber trotzdem, mit den Gedanken ist man doch immer wo [sic] anders [sic]. Aber was dann son [sic] richtigen [sic] Landser ist der schafft die paar Körner dann eben auch. Sogar auf den solangersehnten [sic] Urlaub verzichtet er wenn es sein muß. Denn mein liebes [Ellachen], mit dem Urlaub wir [sic] es dieses Jahr bestimmt nichts mehr.

Weiter schreibst Du, liebe [Ella]: Dein Vater sagt eben, Du solltest mir man alles zu Weihnachten schicken, dann würde ich auch bestimmt zu Weihnachten auf Urlaub kommen. Meine liebe [Ella], Dein Vater ist sicher ein herzensguter Mann der alles für die Soldaten die draußen an der Front stehen hergibt. Doch mir „persönlich“ wäre es viel lieber, er wüßte garnichts [sic] davon. Oder wenn er es nun einmal weiß, fix darüber schimpfen täte.

Doch ich schlage vor, wir reden weiter nicht drüber. Denn sonst wür [sic]- das Problem auftauchen, S was Du immer nicht weißt. Weißt Du noch, Du schriebst mir einmal so wunderschön: Dich erzähl Dir lieber alles Abends [sic], wenn ich schlafen geh, ich hab dann immer das Gefühl, als hörtest Du mir viel besser zu; doch das Ende weiß ich nie, darüber schlaf ich immer ein.“

Nun sei herzlich gegrüßt und geküßt Dein [Albert]

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Autor Albert Müller
Korrespondenz Lohbrügge
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Über den Autor

Albert Müller

Albert Müller wurde 1919 geboren. Seine Familie kam aus Escheburg in Schleswig-Holstein. Auch in anderen schleswig-holsteinischen Orten hatte er Verwandtschaft. In seinen Briefen machte Albert Müller oft Andeutungen, dass es Geheimnisse bezüglich seiner Eltern gebe, die er erst später preisgeben

Über die Korrespondenz

Lohbrügge

Fotografie einer handgeschriebenen Liste mit Zahlen, aus dem Konvolut Lohbrügge, die Briefdaten sortiert.

Der Briefwechsel von Ella und Albert Müller befindet sich im Archiv des Kultur- und Geschichtskontors in Hamburg-Bergedorf. Erhalten sind fast 900 Briefe und Postkarten. Gesammelt wurden sie von Ella Müller, die Briefe von ihrem Ehemann, aber auch von Familienangehörigen aufbewahrte, zum Teil