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[OBF-410417-001-01]
Briefkorpus

Donnerstag, den 17. April 1941

Mein liebes, teures Herz! Meine liebe, liebste [Hilde] Du!!

Einen so lieben Boten konnte ich heute empfangen, den vom Dienstag, den 8.4. Herzlieb!! Nimm einen ganz langen, lieben Kuß dafür! Du!!!!! Mein Weib, mein liebes, mein teures!!!!!

Nach meiner Rechnung fehlen jetzt noch 2 Boten, der vom             [sic: Leerstelle] und der vom Montag, den 87.4.1941. Herzliebes! Wenn sie nun auch nicht so regelmäßig eintreffen, so weiß ich doch, daß immer einer auf dem Wege ist, daß Du täglich meiner denkst, ach vielmehr, daß Du mich ganz sehr lieb hast!!! Es verlautet, daß etliche Postsäcke durch Postwagenbrände verloren seien. Möglich ist das.

Damit Du Gewißheit hast: Vom Dienstag, also mit der heutigen Post, erhielt ich 2 Briefe, einen mit Inhalt, für den ich Dir herzlich danke. Geld magst mir keines mehr schicken. Ich kann nichts damit anfangen. Ich habe bis jetzt von Dir 20 RM erhalten. Wir haben auch eine Kantine mitgenommen, in der man viele Gebrauchsartikel bekommen kann, ohne die kostbaren Lewa anzureißen. Unser Postbüttel hat uns heute über den Lauf der Feldpost aufgeklärt. Es ist gar noch umständlich: Ein gut Stück Lastwagenfahrt, Eisenbahn Bukarest – Wien, und von da Verteilung auf die Heimat. Also 8 Tage ist die kürzeste Laufzeit. Das wird gewiß noch besser.

Wir liegen noch immer hier und werden voraussichtlich noch einmal Ostern feiern dürfen. Wir sind nicht böse darüber. Man hat sich nun auch in alle Widrigkeiten geschickt. Unser künftiger Aufenthalt S. [sic] soll unter allerlei Zerstörungen der abziehenden Engländer ziemlichen Schaden genommen haben (Strom, Wasserleitungen, Brücken, Bahnanlagen). Jeder Tag, der uns also hier blüht, wird diese Schäden mildern. Das kann uns nur recht sein. Im übrigen hoffen wir, für unseren Aufenthalt dort etwas günstigere Raumverhältnisse vorzufinden. Aber wie es auch kommt, wir werden uns dreinzuschicken wissen, wenn wir nur gesund bleiben. Mein Rücken ist wieder heil. Diese Woche nehme ich am Sport noch nicht teil – aber morgen will ich mit zum Baden gehen. Einmal habe ich ausgesetzt, um mich nicht zu erkälten. Einige Kranke gibt es schon (Masern, Lungenentzündung), aber es hält sich in Grenzen – nach den mancherlei Erkältungen auf der Reise hatte ich Schlimmeres befürchtet. Das Wetter ist kühl und wechselhaft geblieben.

Herzlieb! Wie gern ich Deinen Herzenswunsch erfüllen möchte – gedulde Dich noch ein bisschen! Mein ganzer Lewaschatz geht sonst beim Photographen flöten! Und das möchte ich nicht – verstößt auch gegen meine Pflichten als Bademeister, Du!!! Muß doch Seife hamstern für mein Herzlieb – für seine zarte, empfindliche Haut! Ja, ja, diese Pflichten ruhen auch im Ausland nicht!! Ich habe schon einen richtigen feinen Vorrat – und sobald das möglich ist, geht die Sendung ab! Mutter soll auch ein paar Stücken abhaben.

In Deinem Boten vom Montag berichtest mir gewiß vom Besuchsonntag. Hoffentlich bekomme ich ihn noch. Ist doch ein bißchen neugierig, Dein Hubo. Hat eine Menge Männerbesuch jetzt immer, mein Herzlieb: Schwiegervater, Ofensetzer, Maler!

Du!! Herzlieb!!! Du bist mein!! Ganz nur mein!!! Ich weiß es!!!!! Ach, Herzlieb! So lieb und wert, so unersetzlich, so im tiefsten Herzen verbunden wie Du mir bist, kannst Du wohl niemandem werden jemals! Du!!!!!!!!!!!!! So finden sich wohl nicht gleich wieder zwei Herzen zusammen wie die unseren!!!!! Gott segne unsern Bund!

Verfolgst gewiß fleißig das Geschehen hier auf dem Balkan. Bald wird die Kriegsfackel hier wieder ausgetreten sein – ein Teilsieg wieder. Beinahe wichtiger das Vordringen in Nordafrika zum Suezkanal, dessen Verlust dem Engländer empfindlichen Schmerz bereiten dürfte. Beide Unternehmungen stehen miteinander in Verbindung. Der Engländer zieht hier politisch und militärisch offensichtlich den kürzeren. Er sagt freilich mit Gelassenheit (ist sie nun echt?): dieser Krieg wird auf dem Schlachtfeld Atlantik entschieden. Wie lange wird er noch durchhalten, wie lange noch Schlag um Schlag einstecken können? Er ist schon hart und zäh!

Aber wir dürfen hoffen, Geliebte! Müssen ganz still und dankbar sein für unser gütiges, gnädiges Geschick! Und mein Herzlieb wird mit mir warten, mit seinem Hubo ganz lieb und geduldig warten! Du! Mein liebes, junges Weib!!! Es ist harte Zeit jetzt. Aber wir dürfen hoffen, noch viele Jahre eines Lebens in gutem Frieden vor uns zu haben!

Mein Herzlieb ist so lieb, ist so tapfer und treu!!! Schaut wie sein [Roland] gläubig und gerade, Glück und Frohsinn im Herzen, voraus auf unser leuchtendes Ziel, unsre Liebe, unsre gemeinsame Fahrt durch dieses Leben!!! Geliebte! Es ist ein großes, starkes Ziel! Unser beider Herzen schlagen zum großen Ziel, zum Ganzen – und unser beider Wille ist gespannt auf dieses Ziel! Der aber uns dieses Ziel erfassen ließ, der uns Kraft spendet, es zu halten: das ist unser Glaube, an dem wir treu festhalten wollen! Gott behüte Dich! Herzlieb!! Er erhalte Dich froh und stark und gesund!

Mein liebes, treues Weib! Meine [Hilde]! Du hältst mir die Heimat, bist meine Heimat! Geliebte!! Wie gerne ich zurückkehren werde! Du!!! Wie sooo lieb und wert Du mir bist!!! Herzlieb!!! So über alles lieb und wert!!! Du! Herzlieb!!! Dann wollen wir einander um die Wette lieben!!!!! Wer da gewinnen wird? Du!! Du!!!!! Ich denke an Deinen Kosenamen!! Du!!!!! Du!!!!!!!!!!! Oh Geliebte!! Herzlieb!!!

Ich bin ganz Dein – so froh und glücklich – Du!!!!

Ich küsse Dich!! Ich liebe, liebe Dich!!!!!

Dein [Roland] – mein Herzlieb!!!!!

Viele Grüße an die lieben Eltern!

Ach Herzlieb! Auf Deinen lieben Brief von gestern darf diese Seite nicht leer bleiben! Die Verdunkelung ist jetzt ganz streng, und nach ½ 8 Uhr kann man weder mehr schreiben noch lesen. Warum, sehen wir alle nicht ein. Na, nun sitzt Dein Hubo im Bettlein (Ach, ist kein feines Bettlein, möcht ich mein Herzlieb nicht einladen), der helle Tag schaut herein, ringsher schniebt es aus 15 Schlünden. Dein Hubo hat ausgeschlafen, hat ein wenig unruhig geschlafen, weil sein Herzlieb ihn einen so lieben Brief schrieb! Du!!! Möcht Dich doch gleich mal ganz lieb umfassen dafür, Du!!! Mein Weib bist Du!!! Du!!!!! Herzlieb! Und ich bin Dein Mannerli! Die beiden können gar nicht immer in vollem Frieden nebeneinanderleben, Du!!! Verstehst mich? Nebeneinanderleben. Du!!!!! Herzlieb! Über Deine Drohung freue ich mich: „Ein Dickerle mache ich aus Dir!“ Du!! Du!!!!! Ich mach aus Dir ein ganz, ganz großes Dickerle!!!!!!!!!! Geliebte!!!

So, gleich wird die Pfeife schrillen, dann heißt's raus! Heute früh um 8 Uhr gehts wieder ins Bad. Ist nur für die Mannerli! Darf kein Weiberl dazwischen und den Rücken waschen! Ach, wenn das Weiberl nur erst herein ist – dan bleibt es nicht beim Rücken!!! Du!!! Du!!!!!!!

Nein, es wird wieder mal allerhöchste Zeit, daß aller Schmutz herun[ter] kommt. Ein Packt [sic] frische Wäsche auf das neuwaschne Fell – dann kann Ostern werden.

So, mein Herzlieb! Ich warte mit Dir! Herzlieb! Ich werde nimmermehr müde, auf den Tag zu warten, da ich zu Dir, zu Dir, zurückkehren darfen, zu meinem lieben, schönen Weibe, zu meinem treuen, tapferen Herzlieb! Du! Du!!! Ich bin Dir verbunden in ewiger Liebe und Treue für dieses ganze Leben!

Ich liebe Dich! Mein Ein und Alles!!

Du!!! Meine [Hilde]!!!

Dein [Roland]!!!

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Autor Roland Nordhoff
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Über den Autor

Roland Nordhoff

Foto von Roland Nordhoff. Nahaufnahme, Person sitzend in einem Fensterrahmen.
Ba-OBF K01.Ff2_.A39, Roland Nordhoff, 1940, wahrscheinlich Bülk, Fotograf unbekannt, Ausschnitt.

 

Roland Nordhoff wurde 1907 in eine bürgerliche Familie in einem ländlichen Dorf im östlichen Sachsen, Kamenz, hineingeboren. Nachdem er ein Musikstudium aufgegeben hatte, arbeitete er als Dorflehrer in Oberfrohna, nahe Chemnitz. Im Frühjahr 1938 wurde er nach Lichtenhain in Sachsen versetzt

Über die Korrespondenz

Oberfrohna

Fotografie des Brautpaars Nordhoff am Tag ihrer Hochzeit vor dem Portal der Kirche.

Das Konvolut aus Oberfrohna befindet sich gut erhalten in privaten Händen in Deutschland. Es umfasst 24 Aktenordner mit ca. 2600 Briefen, die zwischen 1 und 20 Seiten lang sind. Der Briefwechsel beginnt im Mai 1938 und dauert, mit einigen kurzen (Urlaubs bedingten) Unterbrechungen, bis Februar 1946