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[OBF-420214-002-01]
Briefkorpus

7.[*]

Sonnabend, am 14.II. 1942.

Herzallerliebster mein! Du lieber, liebster [Roland]!

Es ist vormittags 10 Uhr, Herzlieb! Eben war der Postbote da, er brachte mir 2 Briefe von Dir. Ach Du! Ich habe mich doch soo sehr gefreut! Herzelein!! Nun weiß ich wieder, wo Du weilst und was Du treibst. Ich habe mir doch so viel Gedanken gemacht um Dich, Du! Gestern war ich zweimal auf dem Postamt, habe gefragt nach Post. Nichts. Um 1 [Uhr] mittags war noch kein Zug von Chemnitz heraus! Auf allen Linien stockt der Verkehr. Die Briefträger sind gestern garnicht zum Austragen gekommen. Abends um 6 [Uhr] war ich nochmal da, es wäre nichts für mich dabei, meinte ein Herr am Schalter. Und vorhin sagte Herr E., warum ich gestern Abend nicht nochmal nachgefragt hätte, die Briefe seien schon nachmittags mitgekommen. Na – nun sind sie doch bei mir! Und ich bin soo froh! Ach Herzelein! Weißt, ich will Dir jetzt nur das Notwendigste schreiben, ich will meinen Brief wieder bis Mittag auf den Weg bringen.

Du sollst am Sonntag einen Gruß von mir haben. Ach – wie mag die Post lange gehen von uns aus! Das Wetter hat noch nicht nachgelassen. Die ganze Nacht hauste der Schneesturm wieder, was gestern bei Tage ausgeschaufelt wurde, das ist jetzt wieder zu. Eben jetzt schneit es immer noch so toll. Ganz schwer und naß ist der Schnee. U.'s können zum ersten Male nicht nach Franken fahren. Aller Verkehr mit Autos stockt.

Ach Herzelein! Du mußt nun doch noch in der alten Kaserne wohnen. Ich hatte mich so gefreut für Dich über die Hotelgenehmigung. Da hilft aber kein Trauern. Hauptsache ist, Du steckst warm; hast eine menschenwürdige Unterkunft und Verpflegung. Du mußt Dich nun mit den anderen trösten.

Vom 11. + 12. sind Deine lieben Briefe. Sind also ziemlich rasch zu mir gekommen. Am 13. II. schon. Ach, vor'm Jahre, da schwebten wir auch in Urlaubsfreuden! Auch ich dachte gestern daran, Herzelein. Wie gut, daß wir noch nichts von der großen Trennung wußten, die so dicht dabeistand. Wie das Schicksal spielt mit Möglichkeiten. Und heute ist uns auch die künftige Zeit noch verborgen – Gott gebe uns die Kraft zu tragen, was er uns beschieden!

Herzlieb! Mutsch schält Kartoffeln, sie läßt fragen, ob sie Deine Portion mitrechnen soll? Sie sorgt sich so um Dich. Nun meint sie auch, daß Du bald wieder mal Leibwäsche wechseln müßtest. Du hast kein Hemd mit, bloß Socken. Wenn Du noch länger in Wien bist, dann wollen wir Dir ein Wäschepäckel schicken. Kannst Du denn nicht heimkommen wieder, kannst Dich doch auch hier täglich melden. Ach – wenn das möglich wäre!

Glaubst Herzelein! Wenn eine andre Jahreszeit herrschte, ich hätte mich längst auf den Weg gemacht zu Dir. Ich sehne mich doch so ganz sehr, Dir in diesen einsamen Tagen beizustehen. Ach Herzelein! Komm doch gleich wieder heim! Ich will Dir am Nachmittag, wenn ich mit meiner Arbeit fertig bin noch ein wenig schreiben, dann kann ich auf Einzelheiten auch noch näher eingehen. Ich habe heute noch Wäsche zu waschen.

Denke nur [Roland]! Heute schickt mir die Beamtenversicherung aus Berlin 5 vorgedruckte Zahlkarten. Soll das eine stille Aufforderung sein, eine Mahnung? Ich habe doch immer regelmäßig eingezahlt! Du hast doch im Urlaub erst den letzten Abschnitt noch eingeheftet. Die Drucksache kommt von Schmilka, Herr H., der Postbote hat sie umgeschrieben zu mir. Was meinst Du, was das bedeutet? Hast Du auch jedes Jahr solche vorgedruckte [sic] Karten bekommen?

So Herzelein! Es ist Zeit! Ich muß zur Post. Du hörst bald mehr von mir. Von den Eltern recht herzliche Grüße und alle guten Wünsche! Ich denke voll Liebe Dein, Du mein herzliebes Mannerli! Ich bin Dir immer ganz, ganz nahe! Ich halte Dich sooo fest! Der Herrgott behüte Dich mir allerwegen! Ich liebe Dich! Ich liebe Dich! Ich küsse Dich herzinnig! Deine [Hilde].

 

[*= Briefnummerierung linke obere Ecke]

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Autor Hilde Nordhoff
Korrespondenz Oberfrohna
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Hilde Nordhoff

Foto von Hilde Nordhoff. Nahaufnahme, Person im Sommerkleid, im Hintergrund Bäume.
Ba-OBF K01.Ff2_.A12. Hilde Nordhoff, 1940, Oberfrohna, Fotograf unbekannt, Ausschnitt aus Fotoalbum.

Hilde Nordhoff wurde 1920 als Hilde Laube in eine Arbeiterfamilie in Oberfrohna, eine Kleinstadt in Sachsen, hineingeboren. Sie arbeitete ein Jahr lang als Hausangestellte, dann in einem Trikotagenwerk.

Sie kannte Roland Nordhoff aus der Kantorei in Oberfrohna und trat sogar der evangelischen

Über die Korrespondenz

Oberfrohna

Fotografie des Brautpaars Nordhoff am Tag ihrer Hochzeit vor dem Portal der Kirche.

Das Konvolut aus Oberfrohna befindet sich gut erhalten in privaten Händen in Deutschland. Es umfasst 24 Aktenordner mit ca. 2600 Briefen, die zwischen 1 und 20 Seiten lang sind. Der Briefwechsel beginnt im Mai 1938 und dauert, mit einigen kurzen (Urlaubs bedingten) Unterbrechungen, bis Februar 1946