82.
Dienstag, am 5. Mai 1942.
Herzallerliebster! Mein Geliebter!! Mein allerliebster [Roland]!
Du! Ich bin doch heute sooo glücklich! Mein [Roland]!! Du bist soo lieb – ach, sooo lieb zu mir gekommen, Du! Herzelein! Ich weiß doch garnicht, wo ich nun zuerst beginnen soll mit meiner ganzen, großen Freude! Oh Du!!!!! Ich habe doch noch 2 liebe Boten hierliegen [sic] vom Sonntag, wo wir Waschfest hatten, die habe ich auch noch nicht beantwortet und nun sind doch schon wieder 2 liebe, liebe neue Boten da! Du! Ich komme doch garnicht mehr mit nach [sic], Herzelein! Du stürmst auf mich ein mit soviel viel Liebe und Zärtlichkeit und Jubel und Freude! Ach Du! Du!!!
Herzelein! Herzelein!!! Es wird mir ja ordentlich schwer, stille zu sitzen und Dir von meinem Herzensjubel zu künden, von meiner ganzen, übergroßen Freude! Ach Du!!! Aufspringen könnte ich! Hin zu Dir eilen! So schnell mich die Füße nur tragen könnten! Oh Geliebter!! Warum gibt es denn heute keine Wunder mehr? Daß ich am Wunschring drehte, oder die Siebenmeilenstiefel anzöge, oder den fliegenden Koffer bestiege, oder ––––– ach, was weiß ich alles noch!
Du!! Du!!!!! Ganz fest muß ich mein Herz in beide Hände nehmen, daß es nicht zerspringt vor Freude und Glück! Herzelein! Herzensschätzelein! Ich liebe Dich sooooooooooooo herzinnig ––––– ach, sooooooooooooo heiß! Du!!!!!!!!!!!!! Und alles Glück, das in mir aufspringt wie ein drängender Quell, Du hast es erweckt!! Du ganz allein, mein [Roland]! Du hast soviel Gewalt über mich und mein Herz, Du hältst mich doch ganz fest in Deinem Bann. Oh mein Geliebter! Wenn Du einmal nur sehen könntest jetzt, wie glückselig ich bin in Deiner Liebe! Herzelein! Ich bin das allerglücklichste Menschenkind auf Erden! Ganz gewiß! Mehr Glück, als ich umschließe mit Dir, geliebtes Wesen, gibt es nicht in dieser Welt! Nein!! Geliebter! Glückskinder sind wir! So voller heißer Sehnsucht zogen wir aus beide, das Glück zu suchen. Und nun haben wir es doch gefunden!! Wahrhaftig gefunden! Herrlicher konnte unser heißer, sehnsüchtiger Wunsch sich nicht erfüllen, Du!!! Du!!!!!
Geliebter! Vor 4 Jahren um diese Zeit, da begannen sich die Fäden eines schicksalhaften Webens fester um uns zu schließen. Wir näherten uns einander. Ganz behutsam, leise, vorsichtig und abwägend, ob es auch ein Bund fürs Leben werden könnte. Oh Herzelein! Und über uns war doch schon längst das letzte Wort gesprochen, unser beider Schicksal war damals schon besiegelt.
Gott hat uns einander suchen und finden lassen. Und seine Wege sind gar wunderbar, das haben wir an uns selbst nur zu genau erlebt. Geliebter! Aber was uns auch an gemeinsamen Erleben zusammenschloß bisher, es hat in uns beiden den Glauben an Gottes Macht und Weisheit und Güte gefestigt, verstärkt und vertieft. Es kann darum auch künftig geschehen, was auch geschehen mag: wir kennen unseren Weg, unseren Weg, Geliebter!! Oh laß uns immer gerade gehen, vorwärts, aufwärts den Blick! Voll Vertrauen und Gläubigkeit! Geliebter! Wir sind bereit, füreinander zu kämpfen, für das Glück unsrer Liebe, unser Lebensglück! Mit allem nehmen wir den Kampf auf, daß [sic] sich uns in den Weg stellen will. Und wir werden siegen! Du!
Unsere Liebe hilft uns! Und unsere Treue!
Aus beiden schöpfen wir die Kraft, die unversiegbare, die uns jeden Widerstand überwinden hilft. In Liebe und Treue stehen wir eng beisammen, ganz eng vereint, ein Ganzes! Du!! Sooooo lieb und fest verschlungen sind die Bande unsres innigen Liebens! Keine Menschenhand kann sie je zerreißen! Nie, nimmermehr!
Geliebter! Oh, mein Geliebter! Ich halte Dich ganz fest! Für alle Zeiten halte ich Dich so ganz fest! Ich lasse Dich nie und nimmermehr! Mein bist Du für immer, Du! Und ich bin Dein für dieses Leben! Oh tausendmal schwöre ich Dir's, Geliebter: ich bin für immer ganz Dein! Wenn ich Dir auch ferne sein muß, Du spürst mein Lieben, mein Deingedenken! Oh ich weiß, Du! Du fühlst sie ganz deutlich, meine große innige Liebe. Du!!!!! Herzelein! Herzelein! Ich gehe immer mit Dir durchs Leben, durch Dick und Dünn – durch Not und Gefahr – durch Freud und Leid! In allen Stunden sollst Du mich Dir ganz lieb und fest verbunden wissen, Geliebter mein! Ich wohne in Deinem Herzen, schließe mich fest darein! Ich will Dich so ganz ausfüllen! Will Dich erfüllen mit Sonne und Liebe und Glück! Oh laß mich ein in Dein Herz, ich liebe liebe Dich! Du!!!
Geliebtes Herz! Tränen des Glückes sind mir in die Augen gestiegen, als ich heute Deine beiden lieben Briefe las. Ach, mein Herzensschätzelein! Was ist es doch für ein köstliches Geschenk, wenn 2 Herzen so in Liebe vereint schlagen! Ich bin doch sooo selig froh!! Sooo unendlich glücklich! Geliebter! Wo finde ich Dich jetzt? Daß ich Dich an mein Herz ziehe, voller Seligkeit und Dankbarkeit! Du! Ich muß Dich küssen, dankerfüllt küssen ––– Dich ganz ganz liebhaben! Du!!! Du!!!!! Dich beschenken mit dem Besten, dem Schönsten, Heimlichsten, das Liebende einander schenken können. Du! Oh, ich möchte Dir alles, alles zuliebe tun, soo voll ist mein Herz! So voll überquellender Dankbarkeit! Du!!! Du!!!!! Geliebter! Mein herzlieber [Roland]! Mein!!!!! Meine Worte reichen ja längst nicht hin, Dir all meine Herzensfreude und mein Glück zu künden! Oh Du! Ich kann Dir alles erst danken von Herzen, wenn Du wieder bei mir sein wirst, mein Herzelein! Geliebter! Geliebter! Wie freue ich mich schon jetzt darauf, Dir all meine Liebe zu schenken! Du! Spürst Du es auch, Herzelein! wie sich der Brunnen unsrer Liebe füllt bis zum Überlaufen?! Du!! Es drängt uns mit aller Macht, einander Freude zu bereiten, einander zu beglücken, wo es nur irgend möglich ist.
Liebe! Liebe! nichts als schenkende überquellende Liebe und Verehrung. Heiße Sehnsucht, die sichtbar nach Erlösung drängt. Geliebter! Wenn ich an all die Boten denke, die zwischen uns gehen, so sehe ich vor meinem geistigen Auge, wie sie in ihrem Inhalte einer Fieberkurve gleichen, so an- und abschwellend ist der Drang unsrer Liebe und Sehnsucht zu erkennen. Und immer, wenn das Verlangen am stärksten anschwoll, dann stand uns ein Wiedersehen am nächsten. Du! Fühlst Du denn Herzallerliebster, wie immer mächtiger der Wunsch sich regt in uns, einander wieder einmal nahe zu sein? Einander in letzter, innigster Traute, in seligstem Einssein zu umschlingen? Du!!! Möge sich unsre leise Hoffnung zum Licht der Wahrheit drängen. Du! Möge sie Wirklichkeit werden! Lichte Wirklichkeit! Oh Herzelein! Ich muß die Feder heute ruhen lassen, muß mit Dir stumme, glückhafte Zwiesprache halten! Ich sonne mich, wärme mich in Deiner Liebe. Wie kannst Du mich so ganz erfüllen und beglücken! Du! Wie ausschließlich gehört Dir mein Herz! Du mein Sonnenstrahl! Geliebter! Oh Du! Behüte Dich Gott! Bleibe mein, ewig mein! Wie ich immerdar ganz Dein bleibe! Ich liebe Dich! Du!!!
Deine glückliche [Hilde], Dein!
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Hilde Nordhoff
Hilde Nordhoff wurde 1920 als Hilde Laube in eine Arbeiterfamilie in Oberfrohna, eine Kleinstadt in Sachsen, hineingeboren. Sie arbeitete ein Jahr lang als Hausangestellte, dann in einem Trikotagenwerk.
Sie kannte Roland Nordhoff aus der Kantorei in Oberfrohna und trat sogar der evangelischen
Oberfrohna
Das Konvolut aus Oberfrohna befindet sich gut erhalten in privaten Händen in Deutschland. Es umfasst 24 Aktenordner mit ca. 2600 Briefen, die zwischen 1 und 20 Seiten lang sind. Der Briefwechsel beginnt im Mai 1938 und dauert, mit einigen kurzen (Urlaubs bedingten) Unterbrechungen, bis Februar 1946