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[OBF-420911-002-01]
Briefkorpus

OBERFROHNA. i. SA, den [*]

Freitag, am 11. September 1942.

Mein herzallerliebstes Mannerli! Mein geliebtes Schätzelein!

Du! Ach Du! Wo ich nun so viel und so froh und so von Herzen gerne mit Dir schwatzen möchte, Du!!! Weil so große große Freude und Glückseligkeit bevorsteht, ach da ist nun meine Zeit so schrecklich knapp bemessen. Du! Der Tag ist rappelvoll und ein Keil treibt den andern.

Ich hätte ja noch Arbeit jetzt, über [sic] Arbeit. Aber ich kanns nicht verwinden, wenn ich soll ins Theater fahren, ohne mit meinem Herzelein vorher geredet zu haben. Ach Du! Und wenns auch heute wieder kein langer Brief wird, gelt mein Schätzeli, Du bist mir nicht bös? Ach, in mir ist ja so viel,viel große unbändige Freude!!! Ach, Du mußt sie ja spüren mein [Roland]! Und weiter sollst Du ja auch nichts fühlen! Nichts als mein großes Glück! Du!!!!! Als meine ganze unermeßliche Freude, die mich erfüllt, weil Du zu mir kommen willst! O mein [Roland]! Du!!! Du!!! Ich bin ja nur noch einen Freitag allein, nur noch einen Donnerstag werd' ich allein sein! Oh Du!!!!! Ach! Daß es noch so viel echte, tiefe Herzensfreude gibt! Das macht doch nur unser großes Liebesglück aus! Du! Unser glückseliges Einssein und inniges Verstehen! Du!!!!! Ach Geliebter! Wenn dieser Bote zu Dir kommt, dann ist es ja nur noch eine Woche, die uns voneinander trennt so Gott will! – ach Du! ich will ganz lieb und vernünftig alles bedenken mit Dir, was Du mir an Möglichheiten aufzählst die unser Wiedersehen nochmal verschieben können. Nur Verschieben, aufschieben, und aufheben nimmermehr! Nein – aufheben nimmermehr! Nun dürfen wir gewiß hoffen, hoffen auf unser Wiedersehen! Es wird nicht mehr in weite Ferne verschoben. Ach Du! Wie ein Druck ist es ja nun von mir gefallen: Du wirst zu mir kommen!

Ach Geliebter! So heiß, sooo heiß war doch manchmal mein Sehnen - ach, nun will ich doch so beglückt daran denken, daß uns bald, bald Erfüllung wird, mein Geliebter! Mein! Oh Herrgott im Himmel! Nimm uns nicht unser Glück, unsere Freude! Laß uns gnädig zusammensein! Wende ab alles Unheil und Böse von uns, oh schenk uns in Gnaden ein gesundes Wiedersehen! Amen. Mein [Roland]! Meine Freude ist so übermächtig, daß mir Angst wird davor; ich kann nicht anders, ich muß mich zu Gott flüchten mit meinem übervollen Herzen. Geliebter!!! Ach Du! Du!!! Nun verblaßt doch alles, alles vor dem großen Glück, das vor uns steht! Herzensschätzelein!!!!!

Bist Du wohl auch sooo selig wie ich?! Du!!!!! Ach, so wie diesmal habe ich mich noch nicht gefreut auf Dich! Du!!! Solang warst Du nicht bei mir! Wie will ich Dich lieb umfangen und fest an mich drücken, festhalten Dich! Sooo fest!! Oh – ich lasse Dich nimmermehr los! Geliebter!!! Wie ich mich freue!!! Wie ich mich freue!!!!! !!!!! !!! Ganz fest muß ich doch nun mein Herz in beide Hände nehmen, daß es nicht zerspringt vor Glück! Oh, Herzelein! Muß es doch für Dich hüten und bewahren, mein Herz!

Ach Allerliebster Du! Wie liebe ich Dich! Du!!!!!

Mein [Roland]! Und nun ist doch auch noch eine Freude! Du bist befördert worden! Ach, auch darüber freue ich mich doch für Dich! Wenn diese Freude auch nur ein Abglanz ist von der anderen, tiefen Herzensfreude, die doch alles übertönt! Du! Und solang schon hab ich mein Mannerli falsch tituliert! Eine Schande! Du, ich hab doch gemeint, Du würdest vom Gefreiten gleich zum Maat rücken! Nähe Dir nur alle Litzen drauf wenn Du heimkommst, ich will doch auch mal zum Staate mit Dir ausgehen! Nicht nur aus lauter Liebe nur und Frohsein! Die andern mögen nur auch sehen, daß mein Mannerli seine Sache gut macht im Krieg und daß er auch arbeitet und fleißig ist und aufrückt! Du! Ich bin doch so stolz auf Dich! Ach Du! Nicht nur wegen der Litzen! Du!!! Ich muß so stolz sein und glücklich, weil ich so froh weiß: Du bist der aller allerbeste, den es gibt! Du!!! Die Eltern werden sich doch auch sehr freuen! Und die Brüder! Ach Du! Ob ich denn trotzdem zu den Geburtstagen fahre? Ich, ich würde so gern! Ich bleibe garnicht lange. Freilich die anderen kann ich nun nicht besuchen. Du! Ich werde ja so frohen Drasch haben! Ach ’s geht ja schon los! Gleich morgen, mit dem Waschfest! Du!!! Wenn ich nicht eifersüchtig wäre, daß die Mutsch alles bereiten wird zu Deinem Empfang, da würde ich solange in Kamenz bleiben und Dich dann in Dresden erwarten! Aber so!! Ich will doch alles selber machen! Du! Für Dich!!! Ach! Für mein Herzlieb!!!

Oh Herzelein! Herzelein! Du wirst heimkommen!!! Wieder einmal heimkommen zu mir! Oh Du! Geliebter! Ich könnte vor Glück in den Himmel hüpfen! Aber dann könnte ich ja nicht bei Dir sein in 14 Tagen! Ach, Du!! Du!!!!! Du!!!!! !!!!! !!! Geliebter!!!!!!!!!!!!! Schnell will ich Dir von meiner Hamsterfahrt erzählen. Bis Narsdorf fuhr ich, ließ mir da den Koffen füllen mit Gurken, Tomaten und Birnen, es waren zusammen über 30 Pfund! Und die Frau B. lieh mir ihr Rad daß ich zu ihrer Mutter fahren konnte, zur Frau C. nach Breitenborn! Das war nett von ihr! Man nahm mich freundlich auf und ich bekam Quark! Und Bier!! Vergnügt fuhr ich zurück – ohne bei D.s eingekehrt zu sein – gleich hintenrum gefahren! Du, ich kenne um B., wie meine Tasche! Mit dem 600 [-Uhr-]Zug war ich zuhaus gegen Abend. Kam eben noch zurecht, um die Sonnenfinsternis [zu] bestaunen, sie fand gestern statt. Intesessant wars', hast Du auch geguckt? Durch eine verrußte Glasscheibe? Du! Heute scheint sie wieder schön, ein herrlicher Herbsttag. Du, Herzlieb! Wie ich mich freue, daß Du kommst! Die köstlichen Frühherbsttage wollen wir genießen! Ach Du! Nun ist ja all mein Sinnen und Trachten nur auf Dich grichtet! Du! Schätzelein! In einer Stunde geht mein Zug. Ich muß erst mal auf Wiedersehen sagen. Bald komme ich wieder zu Dir! Du!!!!! Oh Herzelein! Bleibe froh und gesund! Komme zu mir! Ich warte auf Dich! Voller heißer Sehnsucht!

In Liebe Deine glückliche [Hilde].

 

 

[*am oberen rechten Seitenrand in Druckschrift vorgedruckt auf jedem Bogen vom Briefpapier]

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Autor Hilde Nordhoff
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Hilde Nordhoff

Foto von Hilde Nordhoff. Nahaufnahme, Person im Sommerkleid, im Hintergrund Bäume.
Ba-OBF K01.Ff2_.A12. Hilde Nordhoff, 1940, Oberfrohna, Fotograf unbekannt, Ausschnitt aus Fotoalbum.

Hilde Nordhoff wurde 1920 als Hilde Laube in eine Arbeiterfamilie in Oberfrohna, eine Kleinstadt in Sachsen, hineingeboren. Sie arbeitete ein Jahr lang als Hausangestellte, dann in einem Trikotagenwerk.

Sie kannte Roland Nordhoff aus der Kantorei in Oberfrohna und trat sogar der evangelischen

Über die Korrespondenz

Oberfrohna

Fotografie des Brautpaars Nordhoff am Tag ihrer Hochzeit vor dem Portal der Kirche.

Das Konvolut aus Oberfrohna befindet sich gut erhalten in privaten Händen in Deutschland. Es umfasst 24 Aktenordner mit ca. 2600 Briefen, die zwischen 1 und 20 Seiten lang sind. Der Briefwechsel beginnt im Mai 1938 und dauert, mit einigen kurzen (Urlaubs bedingten) Unterbrechungen, bis Februar 1946