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[OBF-421030-002-01]
Briefkorpus

14.)

Freitag, am 30. Oktober 1942. Am Abend.

Mein [Roland]! Herzallerliebster Du! Mein Herzensmannerli!

Feierabend habe ich nun. Die Uhr zeigt 20 Minuten nach 800 [Uhr]. Bin doch eben aus dem Wännlein gestiegen, Du! nachdem [sic] wir schon den zweiten Nachmittag andauernd mit Wasser und Seife zu tun hatten! – ja [sic], es ist geschafft, das Waschfest! Wir sind auch tüchtig froh. Das heißt, getrocknet soll die Wäsche morgen noch werden, aber das bissel Aufhängen ist ja Spielerei, gegen das, was hinter uns liegt. Ach, ist ja nun alles vorüber! Und 2 mal tief und fest geschlafen und auch der Muskelkater regt sich nimmer. Weißt? Weil wir immer nur von Mittag an arbeiteten, fiel es uns garnicht so sauer, und wir haben diese große Wäsche spielend geschafft.

Du, Herzelein! Das Wetter war ganz herrlich, ein Herbstwetter herrscht hier, wie man er sich schöner nicht wünschen kann. Wir hoffen doch, daß es uns morgen beim Trocknen keinen Streich spielt! Wir bauen beide auf unsere treuen Männern! Ach ja, nun sind doch bald die letzten Spuren Deines Hierseins verwischt, äußerlich. Die Hemdlein von Dir, ich hab sie mit so viel Liebe gerumpelt! Waren ja garnicht schmutzig, nicht mal Gold drin – aber ich sie gerumpelt, daß sie fein blütenweiß sind, wenn Du zum nächsten Urlaub hineinschlüpfen wirst. Sie treten nun alle wieder den Winterschlaf an, die Dinge, die mein liebs Büble mit einhüllen halfen! Ach Du! Viel lieber hätt’ ich ja das Büble selbst abgerumpelt, als nur seine Hüllen, glaubst mir's? Es ist schön, ein Waschfest zu Zweien. Man kommt vorwärts.

Und wir haben so nett geplauscht dabei, von Dir hauptsächlich, ja, weil ich mich doch so mit freuen muß, daß Du es so gut wieder getroffen hast, mein Schätzelein! Und die Mutsch freut sich doch auch so mit und sie ist mir doch eine so gute und liebe Zuhörerin, eine so verstehende auch mein ich, wenn ich ihr von meinem Glück sage. Ach, außer Dir und Mutsch rede ich doch so garnicht von meinem großen Herzensglück. Und zu Dir allein kann ich es doch nur in ganz besondrem Maße.

Ach Du!! Du!!! Du weißt es ja, Geliebter!! [Roland], Du!! Du! Ich bin doch so von ganzen Herzen, so von innerstem Herzen heraus glücklich und froh mit Dir, mein Herzelein! Ach, ich weiß, Du bist es auch! Du bist es auch, Du!! Und wir können nicht anders, als dem Herrgott zutiefst dankbar sein für seine Güte, die er uns täglich neu schenkt! Geliebter! Daß ich dich in B. weiß für kommende Zeit, zumal den Winter über, ach Du weißt nicht, Wie froh mich das macht! Es ist mir wie eine Last von der Seele genommen nun, da alles entschieden ist. Nun hast Du auch einen netten Stubenkameraden, soviel Du feststellen konntest schon. Ach glaubst? Wenn zwei Männer so ganz auf sich gestellt sind in einem Raum, und sind beides vernünftige Kerle, dann muß es ja auch gehen. Es läge mir nur am Herzen, daß diese Gemeinschaft sich auch nicht nur auf äußere Dinge hin verträglich gestaltet, sondern, daß Ihr Euch innerlich ein wenig nahe kommt. Es ist so tröstlich in der Fremde einen Kameraden zu wissen, der zum Troste nahe ist, unmittelbar.

Aber so wie Dein Wesen ist, Herzelein, brauche ich nicht zu zu bangen. Du dringst nicht in einen Menschen ein, Du bist zurückhaltend. Du bist nur eben da mit Deinem Wesen, das einem darum so besonders lieb wird und unentbehrlich. Man muß Zutrauen fassen zu Dir und Vertrauen haben.

ach, [sic] ich kann es garnicht ausdrücken, wie es ist, wenn man Deine Nähe fühlt und Dein Wesen. Du mußt nicht denken, daß ich es nur von mir aus, als Frau so empfinde. Nein. Das muß jeder empfinden, der mit Dir zusammen ist. Ach Du! Ich habe es ja einst so deutlich erlebt, als ich Dir begegnete! Und dieses Gefühl des Vertrauens und Zutrauens vertieft sich mehr und mehr, je länger man um Dich ist.

Herzlieb, ich könnte auch nicht eifersüchtig sein auf einen Mann, der Deine Freundschaft will, nein – das macht mich mir Dich nur umso lieber, wenn ich sehe, auch andre schätzen Dich so, wie ich Dich schätze und viele gute Menschen noch, die Dir zugetan sind.

Du! Es wird alles gut werden, wie immer schon. Liebes! In Deinem lieben Freitagboten teilst Du mir mit, wohin ich mich zu wenden habe, sollte ich eine Fernverbindung benötigen. Wills [sic] Gott, nur zu einem guten Zweck!

"Marineverbindungsstab Rumänien, Bukarest.” Ich will mir dies gut aufheben. Und ich danke Dir auch schön, Liebster.

Und eine Frage kehrt immer wieder: ob wir nun unsre Kohlen hätten? Ei gewiß Schätzeli! Ich vergaß ganz, Dir davon zu berichten. Heute vor 8 Tagen, ich war vielleicht 5 Minuten aus der Badewanne raus, da klingelts´ und eine große Fuhre Kohlen halten vor der Haustür! Was blieb mir andres übrig, als gute Miene zu machen? Es wurde ja höchste Zeit. So zog ich mich gut warm an und scheuerte gleich alles mit dem Badewasser sauber. Wir bekommen nochmal Feuerung, die Gesamtmenge bringen wir nicht unter auf einmal. Ach, so gibts [sic] immer mal zwischen hinein ins Programm ‘ne [sic] Extrawurst und man darf nicht ungeduldig werden.

Du! Gestern kam Dein lieber Sonnabendbote an, den Du am Sonntag auf die Reise schicktest. Er brachte mir doch die frohe Kunde, daß Du nun endlich Nachricht von mir hast! Ich glaub Dir doch Deine große Freude aufs Wort, Schätzeli! Wer das geahnt hätte bei Deiner Abreise von hier, daß Du 14. [sic] Tage später erst wieder den ersten Brief von mir bekommst! Und doch, wir dürfen garnicht murren! Schatz, denke nur, unsrer Bäckersfrau Gatte, er ist ja schon weg, als wir nach K. fuhren, besinnst Dich?, der hat heute seiner Frau den ersten Brief geschickt, auch noch per Luftpost! Aus der Nummerierung hat sie ersehen, daß schon welche vorausgegangen sind, bis heute ist jener aber der erste, der sie erreicht. Du! Mannerli! Da können wir mal sehen, wie verwöhnt wir sind, wir zwei. Ach Du! Wo finden wir aber auch gleich wieder Zwei, die sich so lieb haben müssen wie Du und ich?! Ach Du!! Das tägliche Einandergedenken, das ist ja der einzige Liebesdienst, den wir einander jetzt über die Ferne erweisen können. Und den lassen wir uns von niemanden streitig machen! Von niemanden! Du! Und solang die Post, noch fährt.....! Ach Du! Du!!! Weißt, wenn ich Zeit hätte, ich schrieb Dir doch an manchen Tagen gleich 2 Briefe. Ja! So viel hab ich Dir manchmal zu sagen und so närrisch gut bin ich Dir! Sooo lieb hab ich Dich!! Ach, bist ja mein herzallerallerliebstes, -bestes Schätzelein! Und ich gehöre zu Dir, wie Dein Herzel im Leib! Ja Du!

Am liebsten möcht ich doch in Dich hineinkriechen vor lauter Liebe! Aber weil das nicht geht; Schätzeli, krieche ich jetzt in mein Bettlein! Ich bin so müd. Läßt´ mich schon von Dir gehen heut Abend? Ach bitte ja, Du! Morgen komme ich doch gleich wieder und will Dich ja auch ganz liebhaben! Geliebter! Behüt Dich Gott! Ewig bin ich Dein.

Deine glückliche [Hilde].

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Autor Hilde Nordhoff
Korrespondenz Oberfrohna
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Hilde Nordhoff

Foto von Hilde Nordhoff. Nahaufnahme, Person im Sommerkleid, im Hintergrund Bäume.
Ba-OBF K01.Ff2_.A12. Hilde Nordhoff, 1940, Oberfrohna, Fotograf unbekannt, Ausschnitt aus Fotoalbum.

Hilde Nordhoff wurde 1920 als Hilde Laube in eine Arbeiterfamilie in Oberfrohna, eine Kleinstadt in Sachsen, hineingeboren. Sie arbeitete ein Jahr lang als Hausangestellte, dann in einem Trikotagenwerk.

Sie kannte Roland Nordhoff aus der Kantorei in Oberfrohna und trat sogar der evangelischen

Über die Korrespondenz

Oberfrohna

Fotografie des Brautpaars Nordhoff am Tag ihrer Hochzeit vor dem Portal der Kirche.

Das Konvolut aus Oberfrohna befindet sich gut erhalten in privaten Händen in Deutschland. Es umfasst 24 Aktenordner mit ca. 2600 Briefen, die zwischen 1 und 20 Seiten lang sind. Der Briefwechsel beginnt im Mai 1938 und dauert, mit einigen kurzen (Urlaubs bedingten) Unterbrechungen, bis Februar 1946