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[OBF-421203-002-01]
Briefkorpus

Donnerstagmorgen, am 3. Dezember 1942.

Geliebter!

Ich bin bei Dir! Du! Es ist noch frühmorgens und ich muß doch ganz schnell einmal zu meinem Schätzelein kommen, Du! Du!!!

Ich hab Dich lieb! Du!!! Ich küsse Dich! Herzensschatz! Mein!!! Du! Ich habe von Dir geträumt heute Nacht. Ich kann mich so recht garnimmer besinnen. Aber Du warst in meinem Traum! Und des bin ich doch so froh, Liebes! Ich träume so gern von Dir! Wie Du von mir, Du!! Nun sollte ich eigentlich an meine Arbeit gehn! Aber ach – bin ja ganz allein im Stübel! Und da kann ich mich doch ruhig ein 1/2 Stündchen bei meinem Herzlieb verplaudern. Ich arbeite das Versäumte auf!

Du! Hast über Deinem Bettlein so viele Weibel angebracht! Ich hab’s mir doch angesehn in Deinem lieben Briefe, wie es in Wirklichheit ausschaut. Das hast Du nett gemacht. Ach gelt? Es ist schon fein, wenn man sein Stübel nicht mehr mit so vielen teilen muß! Und auch einige andre Bilder zieren die Wände. Du wirst Dir schon all das suchen, was Dir lieb ist und was Dir Freude macht.

Für den Admiralsbesuch hattet Ihr alles so fein vorbereitet, er ist nicht gekommen, aber die Dekoration ist nun da. Na, da werde ich wohl dafür kommen müssen, gelt? Wart nur, soll bald geschehen! Ach — wie gerne käm ich hin zu Dir! Geliebter! Mein [Roland]! Hast nur meine Bilder bei Dir. Aber ich weiß, Du erlebst auch an ihnen innige Freude. Du sagst mirs', Du! Dein Eigen bin ich! Dein Eigen. Und wenn es ganz dunkel ist, ganz stille, tiefe, heimliche Nacht, dann steigt wohl eines hernieder von den Bildern über Deinem Bettlein - Du! Du! Ganz tiefe, heimliche, stille Nacht muß sein… nur der Liebe Wehen und Sehnen noch…. darin hüllt die Liebe uns ein! Du! Und läßt uns ein! Du! Und läßt uns eins werden. Oh Herzelein! Geliebter! Wie sehn ich mich nach Dir! Sehne mich so sehr nach Dir! Geliebter Du! Ich muß Dich so von Herzen liebhaben. Du!!!

Mein Herzelein! Ich habe erst mal Kartoffeln angesetzt und tüchtig Feuer gemacht, nun mag alles kochen. Ach Du! Ich möchte gleich wieder mal paar Tage lang so ganz allein mit Dir sein und durch nichts und von niemanden gestört werden. Ich sehne mich so sehr nach Dir, mein [Roland]!

Ach Du! Jetzt ist schon die Post gekommen! 2 liebe Boten von Dir! Oh Herzelein! So lang hab ich warten müssen! Und ich danke Dir doch so ganz sehr für Dein treues Liebgedenken! Ach, Du denkst täglich auch mein! Ich weiß! Nur die Post kommt nicht nach! Ich bin aber heute so froh und glücklich! Ich dank Dir! Mein [Roland]! Vom Freitag und Sonnabend, den 27., + 28. sind Deine Boten. Und dazwischen ist eine große Lücke! Bin doch gespannt, wenn die nun geschlossen wird. Sonderbar unregelmäßig geht doch die Post, gelt? Wird sich wohl auch nicht eher bessern, ehe der Winter mit seinem vielen Schnee vorbei ist.

Ach, Du! Wenn nur meine Weihnachtspäckel auch so fein pünktlich ankommen wie Mutters! Darfst sie ruhig alle aufmachen Du liebes Herzelein! Hast sonst nichts weiter von all unsrer Liebe, die wir Dir gern, so gern erweisen möchten, und die es uns die Ferne manchmal so schwer macht, sie Dir recht deutlich zu erweisen. Du! Nur das letzte Päckel darfst nicht auffmachen bevor es Geburtstag ist!!! Du!!!!! Das mit der rotgemalten Aufschrift. Ich sehe alles! Und wenn Du hinein guckst, klopfe ich Dir paar tüchtige [sic] auf die Finger!! Hast mich ja nun überm Bettlein hängen, nun kannst Dich nimmer vor meinen Augen verstecken im Stübel! Nein! Ich sehe alles! Ach, Mannerli ist immer artig und folgsam! Und wird auch belohnt!! Ja! Vom Weibel! Wie? Verrat' ich nicht, verrat' ich nicht!! Oh Du!! Ich hab Dich lieb! Lieb!!! Soo lieb!!!!!

Ich möchte Dich so lieb beschenken, Herzlieb! Deine glückliche [Hilde].

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Autor Hilde Nordhoff
Korrespondenz Oberfrohna
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Hilde Nordhoff

Foto von Hilde Nordhoff. Nahaufnahme, Person im Sommerkleid, im Hintergrund Bäume.
Ba-OBF K01.Ff2_.A12. Hilde Nordhoff, 1940, Oberfrohna, Fotograf unbekannt, Ausschnitt aus Fotoalbum.

Hilde Nordhoff wurde 1920 als Hilde Laube in eine Arbeiterfamilie in Oberfrohna, eine Kleinstadt in Sachsen, hineingeboren. Sie arbeitete ein Jahr lang als Hausangestellte, dann in einem Trikotagenwerk.

Sie kannte Roland Nordhoff aus der Kantorei in Oberfrohna und trat sogar der evangelischen

Über die Korrespondenz

Oberfrohna

Fotografie des Brautpaars Nordhoff am Tag ihrer Hochzeit vor dem Portal der Kirche.

Das Konvolut aus Oberfrohna befindet sich gut erhalten in privaten Händen in Deutschland. Es umfasst 24 Aktenordner mit ca. 2600 Briefen, die zwischen 1 und 20 Seiten lang sind. Der Briefwechsel beginnt im Mai 1938 und dauert, mit einigen kurzen (Urlaubs bedingten) Unterbrechungen, bis Februar 1946

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