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[OBF-421221-002-02]
Briefkorpus

Montagabend um ½ 10 Uhr.

Mein Herzensschätzelein! Geliebter! Du!!

Ich bin nun wieder zuhaus von meiner ,Reise'! Ach, heilfroh bin ich, alles glücklich unter Dach und Fach zu haben, es war eine Schlepperei. Nur gut, daß der liebe Mond sein rundestes Gesicht zeigte, sonst hätte ich mich am Ende garnimmer heimgefunden!

106 [Uhr] fuhr ich ab Narsdorf und war gegen ¾ 8 Uhr zuhause, Mutsch holte mich ab.

Nun will ich Dir gleich mal erzählen, was ich kaufte. Bei A.? 22 Eier, 1 ½ ℔ Quark, 1 Flasche Milch und paar Äpfel. Weil sie grade überm Plätzchen-Backen waren, bekam ich ein Tütchen mit. Hm! Das war eine Sorte sag ich Dir! Gute Butter drinnen und Haselnüsse! Da denke ich eben dran, wie traurig, daß die Mäuse Deine Plätzchen aufgefressen haben! So eine Brut!!

Ich wußte nicht, ob ich lachen oder weinen sollte, als ich es las! Kannst Du denn eßbare Dinge nicht in Deinem Schrank verschließen? Das tut mir leid Herzelein, Nun hast Du Dich ,enthaltsam' gezeigt und die freche Bande lohnt Dir das so! Na, wenn ich hier eine Maus erwische, egal ob sie von der Sippe ist, die Dir schadeten, der ergeht’s ja nicht gut!!!

Ach Du! Ich backe Dir nach dem Fest gleich wieder etwas, mußt mir nur Zulassungsmarken schicken, Schätzeli!

Ja, bei C. kaufte ich: 1 fette Henne!! Auch eine Flasche Milch, 1 großes Glas voll Quark, 5 Eier und 5 Pfund Äpfel. Ich war sehr zufrieden mit dem!

Bei A. hatte ich aber noch 40 Eier mitzubringen für Konditor F., weißt? der bringt mir meine Eier auch manchmal mit, wenn er runterfährt. Ich war ganz schön beladen: Koffer, Karton, Tasche. Bei Onkel E. war ich auch! Es geht Ihnen gut und sie lassen Dich herzlichst grüßen!

Auch die A.s und C.s bestellen Dir frohe Grüße! Sie meinten, daß Du Weihnachten heimkämest.

Onkel's schulpflichtige Kinder waren daheim, Ferien. Die anderen erscheinen an den Feiertagen. Heidi kriegt keinen Urlaub, als Schwester. Nur 2 Tage! Die Großmutter N. verfällt auch immer mehr. Ich glaube, daß sie nicht den Frieden miterleben kann. Ach, es gab nun viel zu erzählen. Und das Neueste für Onkel u. Tante war: Hellmuth's Söhnchen!

Nach einem Kaffeestündchen brach ich auf, Andreas brachte mich mit dem Koffer zur Bahn.

Und nun haben wir schon alles ausgepackt, zuhaus! Und die Henne gerupft, das ist ein netter Kerl! Nun wird aber die Küche geschont zu Weihnachten!! Es war ‘ne ganze Menge Arbeit, ehe das Viehcherl sauber war. Aufgewaschen noch, auch Abendbrot gehalten. Und nun will auch ich’s den Eltern nachtun und mein Bettlein aufsuchen. Ach Herzelein! Ich bin sehr müde! Aber an Dich denke ich trotzdem mit aller Liebe. Du!! Bist doch nun bald mein Geburtstagbüberl! Ob ich von Dir träumen werde? Ich wünsch’ mirs!

Ach Geliebter! Ich muß Dich so liebhaben!

Ich küsse Dich! Du! Gott behüte Dich mir! Ewig Deine [Hilde]

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Autor Hilde Nordhoff
Korrespondenz Oberfrohna
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Über den Autor

Hilde Nordhoff

Foto von Hilde Nordhoff. Nahaufnahme, Person im Sommerkleid, im Hintergrund Bäume.
Ba-OBF K01.Ff2_.A12. Hilde Nordhoff, 1940, Oberfrohna, Fotograf unbekannt, Ausschnitt aus Fotoalbum.

Hilde Nordhoff wurde 1920 als Hilde Laube in eine Arbeiterfamilie in Oberfrohna, eine Kleinstadt in Sachsen, hineingeboren. Sie arbeitete ein Jahr lang als Hausangestellte, dann in einem Trikotagenwerk.

Sie kannte Roland Nordhoff aus der Kantorei in Oberfrohna und trat sogar der evangelischen

Über die Korrespondenz

Oberfrohna

Fotografie des Brautpaars Nordhoff am Tag ihrer Hochzeit vor dem Portal der Kirche.

Das Konvolut aus Oberfrohna befindet sich gut erhalten in privaten Händen in Deutschland. Es umfasst 24 Aktenordner mit ca. 2600 Briefen, die zwischen 1 und 20 Seiten lang sind. Der Briefwechsel beginnt im Mai 1938 und dauert, mit einigen kurzen (Urlaubs bedingten) Unterbrechungen, bis Februar 1946