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Briefkorpus

14 Sonntag, am 3. Januar 1943.

Herzallerliebster! Mein geliebtes Herzelein! Ach Du! Du!!

Wenn ich Dich doch bei mir hätte heute! Du! Soviel Sehn– sucht hab ich nach Dir! Wir sind doch heute wieder im Stübel beisammen, wohl das letzte Mal vorderhand, denn die vielen Feiertage sind ja nun auf lange hinaus vorbei!

Du! Heute soll doch auch der Christbaum uns nochmal mit seinem Kerzenschein erfreuen! Die Lichter sollen heute herabbrennen.

Ach, könntest Du doch leibhaftig mit mir sein heute! Du !!! Ich muß mich sooo sehr sehnen!

Hab Dich doch soo lieb!

Du! Wir haben doch auch unser Radiokästel herübergeholt! Ich hab eine Schnüre gesucht, als Erdleitung, die steckt mit ihrem Drahtende im Blumenstock, im feuchten. Und wahrhaftig, es ging los. Nun horcht Papa auf die Sendung des Sonntags, "Feldpost" heißt sie wohl. Sie ist mehr oder weniger sentimental. Naja, für jeden Geschmack soll sie sein. Mutsch strickt, sie hat Dir gestern geschrieben.

Draußen heult noch immer der Wind und es schneit unaufhörlich.

Wie mag wohl bei Dir das Wetter jetzt sein?

Du Mannerli, wir haben doch eben den letzten Bohnenkaffee getrunken und den vorletzten Stollen verspeist, soo gerne hätten wir Dich mit am Tische gehabt! Zu jeder Mahlzeit sagten wirs dieser Tage: “na, das hätte auch für unsern Hubo mitgelangt." Du! Vielleicht wirst Du bald, bald wieder einmal mit in unsrer Runde sein, Du!!

Liebster! Da fällt mir ein, daß ich Dir doch noch garnicht den Erhalt Deines überwiesenen Geldes bestätigt habe! 300 Mark, ja schon vor dem Feste war's wohl! Ich danke Dir! Und morgen will ich zur Girokasse, ein Sparkonto eröffnen, wo ich erst mal meine Schuld abstoße! 200 Mark für die Eltern und dann monatlich 40 Mark darauf überweisen lasse. Ich werde gleich einen Jahresauftrag geben, dann geht es automatisch.

Du Mannerli! Nun sind wir uns einig geworden! Und nun freue ich mich doch auch, daß wir für die Eltern eine Summe sparen können. Ich habs ihnen doch nun unterbreitet, was wir uns ausgedacht. Und sie haben sich trotz anfänglichen Sträubens, auch sehr gefreut, das habe ich ihnen angemerkt.

Und wenn ich bedenke, was sie mir und damit doch Dir auch, alles zuliebe tun, dann ist es nur recht, daß wir uns so ein wenig dankbar zeigen. Wenns heute auch nur nüchternes Geld noch ist, vielleicht können wirs doch mal in eine große Freude umwandeln, wenn erst wieder normale Verhältnisse herrschen.

Du Herzelein! Ich habe für den 23. Januar Konzertkarten erstanden.

Weißt? im Januar gibt ja die Bach–Gesellschaft immer das Ihre!

Diesmal wird’s ein Wagner-Konzert. Ich freue mich darauf! Frl. Sch., Frl. P., Frl. K. und Frl. H. aus der Kantorei sind dabei, für uns alle besorgte ich die Karten.

Ich freue mich darauf! Hoffentlich kommt nichts Böses zwischen [sic], daß wir auch hingehen können.

Ich lege Dir mal die Programmankündigung bei.

Die Edith C., wo wir kürzlich zu Besuch waren, die will auch wieder mal versuchen im Schauspielhaus Karten zu bekommen, ich ginge gern wieder einmal mit. "Braut v. Messina" läuft momentan "Das Opfer”. Es ist schon mal etwas anderes, ein gutes Theater zu erleben, man zehrt lange davon.

Später, wenn mein Herzelein wieder bei mir ist, ach – da wird es noch viel schöner sein! Das Erleben mit Dir zusammen! Und wenn wir nicht gar zu weit von der nächsten Stadt entfernt wohnen, und es uns die Verhältnisse erlauben, dann gehen wir vielleicht jeden Monat einmal und lassen uns von Schönem erfreuen, lassen uns von den Musen ansprechen.

Ach Du! Ich kann’s mir noch garnicht vorstellen wie das sein wird!

Aber wunderschön auf jeden Fall, Du! Das Leben mit Dir!! Und weil ich nun gerade beim Vergnügen bin, will ich Dir auch gleich noch unser Progsamm für morgen, Montagabend sagen. Mit Frau L. ins Kino. (Papa nicht, er will zum Arzt.) „Stimme des Herzens” mich lockt der Film, weil er nach der Novelle von Wildenbruch gedreht wurde “Francesca de Rimini”, Felicitas und Paolo. Im Film nimmt das Ende aber eine gute Wendung.

Ich werde Dir erzählen, wie mir's gefiel.

Ich war lange nicht mehr im Kino; wenn ein guter Film im Programm ist, dann zieht es mich schon auch mal hin. Im Winter, wo man keine Spaziergänge groß machen kann, da besucht man gern mal eine gute Unterhaltung, zur Entspannung und zur Anregung auch mal.

Aber ich kann auch leben ohne das alles! Hab doch in allen Dingen einen viel reicheren Ersatz, ach! Es ist ja ganz etwas anderes noch! Du!! Etwas viel kostbareres und herzerfreuendes dazu: Mein Herzlieb! Und wenn ich andere Bilder suche, dann doch nur, um Dich, mein Glück, umso froher wiederzufinden darin, Dich umso glücklicher zu schauen, umso inniger zu umfangen! Ach Du! Du wirst es auch schon erlebt haben wie das ist!

Es ist dann, als ob der Strom unsrer Liebe mehr Gefälle bekäme und mit umso gewaltigerem Drange zum Herzen des Geliebten dränge und flute!

Ja – so ist es. Du!!!!! Du! Mein Herzelein! Ach, wie lieb ich Dich!

Nun sag mal, Du Schelm! Wie kannst denn Dein Fraule so an der Nase herumführen!! Du!! Na warte!

Bindet der Nichtsnutz mir ‘nen Bären auf, mit der Mäusegeschichte!!

Ich habe ja schön gelacht nun, Du !!!

Na, warte nur, wenn Du heimkommst, Du mußt zur Strafe in Deinem ganzen Urlaub mein Mäuslein spielen! Das mag wohl ganz gute Eigenschaften haben das Spiel! Aber auch schlimme Nachteile! Denke doch mal nur daran: wie genügsam Mäuslein leben !!!

Auch in Zärtlichkeiten vertragen sie glaub ich, nur eben ein Mäusemaß!

Na warte, ich werd Dir den Streich heimzahlen!

Und am Schluß kann's passieren, ich fress Dich auf, wie die Mieze. Fürchtest Du Dich nun davor, heimzukommen? Du ?!!

Kannst nun mal sehen, wie ich Dir alles glaube, auf’s Wort.

Ich habe nun schon Ersatz weggeschickt, neue Plätzchen in 1[00] gr. Packungen. Hab doch gleich wieder paar neue gebacken! Hoffentlich ist diesmal kein Rattengift dran!

Huch! Pass auf! Du Lausbub Du! Schick mir nur bald Nüsse und Zulassungsmarken. Ich will nur den verfressenen Mäusen mal den Schnabel stopfen.

Ach Du! Ich freu mich doch wenns Dir schmeckt! Möchte Dir ja noch viel Lieberes tun! Herzlieb mein!

Ach, Du weißt, wie ich Dich liebe. Du! So von ganzem Herzen! So ganz von Herzen!

Mein [Roland]! Ich bin sooo glücklich in Deiner Liebe! Oh Du!!! Mein!!!!! Bist mein Ein, mein Alles! Oh behüte Dich Gott!

Ich küsse Dich vieltausendlieb! Mein [Roland]! Herzensschatz!

Ich bin so ganz die Deine! Deine glückliche [Hilde].

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Autor Hilde Nordhoff
Korrespondenz Oberfrohna
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Hilde Nordhoff

Foto von Hilde Nordhoff. Nahaufnahme, Person im Sommerkleid, im Hintergrund Bäume.
Ba-OBF K01.Ff2_.A12. Hilde Nordhoff, 1940, Oberfrohna, Fotograf unbekannt, Ausschnitt aus Fotoalbum.

Hilde Nordhoff wurde 1920 als Hilde Laube in eine Arbeiterfamilie in Oberfrohna, eine Kleinstadt in Sachsen, hineingeboren. Sie arbeitete ein Jahr lang als Hausangestellte, dann in einem Trikotagenwerk.

Sie kannte Roland Nordhoff aus der Kantorei in Oberfrohna und trat sogar der evangelischen

Über die Korrespondenz

Oberfrohna

Fotografie des Brautpaars Nordhoff am Tag ihrer Hochzeit vor dem Portal der Kirche.

Das Konvolut aus Oberfrohna befindet sich gut erhalten in privaten Händen in Deutschland. Es umfasst 24 Aktenordner mit ca. 2600 Briefen, die zwischen 1 und 20 Seiten lang sind. Der Briefwechsel beginnt im Mai 1938 und dauert, mit einigen kurzen (Urlaubs bedingten) Unterbrechungen, bis Februar 1946