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[OBF-430219-002-02]
Briefkorpus

118.

Freitagabend, am 19. Februar 1943.

Geliebtes Herzelein! Du mein allerliebster [Roland]! Schätzelein!

Ach Du! Wenn Du doch gleich bei mir wärest nun! Es ist Feierabend schon ein Weilchen. Wir haben wieder tüchtig geschafft. Alle Fenster geputzt, reingemacht. Morgen habe ich dann noch das Treppenhaus zu säubern, dazu reichte es heute nimmer. Wir wollten auch noch baden. Und wir Frauen nur die Haustür waschen! Wir sahen nämlich aus wie die Schornsteinfeger, Mutsch hat den Ofen ausgeputzt. Und ich trug den Ruß hinunter zur Aschengrube und als ich um die Ecke bog, da fuhr mir unversehens ein Windstoß hinein und ich stand für'n Moment in Ruß gehüllt! Das war gemein – aber nicht zu ändern. Darum mußte ich mich von Kopf bis Fuß säubern.

Es ist schon 10 Uhr jetzt, da ich mich zu Dir setze, durch das Reinemachen wurde es spät, dann tranken wir noch einen Grog! Und anschließend mußte ich erst mal an Hilde L. ein Brieflein schreiben; denn ihr Gruß liegt schon so lang da, es wäre beschämend, wenn mein Brief erst ankäme, wenn sie schon wieder abgereist ist. Es lag mir immer auf [sic] und Tagesstunden wollte ich daran nicht verschwenden, das mußte mal an einem Abend werden.

Aber nun bin ich froh, es drückt mich im Moment mal keine Schreibschuld.

Du Herzelein, Du drückst mich nicht als Schuld. Zu Dir muß ich täglich kommen in aller Selbstverständlichkeit. Ach Du! So klingt doch mein Tag immer aus, im Deingedenken.

Morgen früh gibt’s nochmal viel Arbeit. Wir haben kleine Wäsche. Eine Menge Wollsachen, Wintersachen. Das alles wollen wir nicht bis zu großen Wäsche lassen, weil das so aufhält. Und ich mag Mutsch damit nicht alleine lassen. Nachmittag sind wir bei der Schneiderin bestellt, mein Mantel, der alte, soll fertig sein. Mutsch bekommt ein Kleid. Ach es ist noch vielerlei so Lauferei und Kleinkram, daß ich schon kommen sehe, ich bin erst gegen Abend wieder frei für Dich. Du mein allerliebstes Herz.

Liebster! Du, heute ist doch auch schon das angekündigte große Speckpäckel gekommen!

Oh, wie herrlich! Tausend Dank von uns allen! Wir haben so Augen gemacht. Morgen wird auch das Päckel an die lieben Eltern nach Kamenz fertiggemacht.

Du, so fette Schweine gibt es noch?!

Unsre haben soo einen Speckbuckel lange nicht. Willst auch selber gerne mal so ein Päckel bringen?

Oh, Du! Es beginnt schon Frühling zu werden, rüste Dich zur großen Fahrt! Ich rüste mich auch schon! Ach Geliebter! Ich freu mich so von ganzem Herzen auf Dich! Du!!!

Du schriebst in Deinem Sonnabendboten, noch 8 Sonntage bin ich vielleicht allein! Oh, nun sind’s schon garnimmer 8!

Du!! Ganz leise freuen!

Und den Bahnhof hat sich mein Mannerli besehen, daß es auch gleich weiß, wohin! Du! Ich merke bei Dir ja auch schon die große Unruhe, die auch mich zu manchen Tagen ganz gewaltig packt.

Ach Herzelein! Wenn Du mir dann in Deinen lieben Boten all die Gedanken sagst, die Dich bewegen, wenn Du heimdenkst – ach Du! Dann ist mir's doch, als müßt ich aufspringen vor Sehnsucht und Liebe, und hin zu Dir eilen! Nur hin zu Dir eilen!

Mein liebstes Mannerli! Träumen mußt so oft von mir, so lieb auch oft. Ach Du! Ich träume auch oft von Dir – aber verworren sind die Träume meist, ich bin aber froh, wenn Du mir darinnen nahe warst und wenn ich Dich sehen konnte.

Ach, wie gern sähe ich Dich wieder einmal in Wirklichkeit! Mein Geliebter Du! Du!!! Ach, soviel Sehnsucht, soviel Liebe lebt in mir und drängt nach Erfüllung, nach Erlösung. Oh Du!

Der Herrgott schütze und behüte Dich mir, mein Alles! Und er lasse Dich froh und gesund heimkehren.

Oh mein innigster Wunsch ist es, Dich bald, bald wieder einmal bei mir zu fühlen, mein Geliebter!

Ach, möchte so gern wieder einmal ruhen an Deinem Herzen, ausruhen von aller Unrast und Sehnsucht. Gestillt ist dann all mein Verlangen.

Ich bin bei Dir dann und alles ist gut! Oh Geliebter! Das ist ein unbeschreiblich glückliches Gefühl! Und nur der von Herzen liebt, weiß es nachzufühlen. Du!!! Du kannst solch hohes Glück nachempfinden, Du!!! Weil Du ja selber so tief, so innig liebst!

Herzelein! Wie sind wir reich und glücklich in unsrer Liebe!

Oh segne uns der himmlische Vater und lasse uns das Leben gemeinsam gehen, in einem guten Frieden. Oh lasse er Dich gesund heimkehren, mein Alles! Amen.

Geliebter [Roland]! Wenn ich Dich nun zum Schlusse recht lieb küsse und grüße, so ist es nicht um Abschied zu nehmen, mein Herzelein! Oh das weißt Du gewiß, daß ich Dich tief im Herzen trage und in all meinen Gedanken. Ich nehm Dich doch auch jetzt mit in mein Kämmerlein und noch weiter, und noch viel weiter! Du!!!

Geliebter! Bis ins letzte Herzkämmerlein! Du hast Zutritt in alle Kämmerlein! Bist Du glücklich darum?

Oh wie ich Dich liebe! Mein Einziggeliebter! Ich bin Dein! Komm bald zu mir! Ich liebe Dich!!

Ich bleibe Deine glückliche [Hilde]

Dein glückliches Weib! Dein!! Du!!!

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Autor Hilde Nordhoff
Korrespondenz Oberfrohna
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Über den Autor

Hilde Nordhoff

Foto von Hilde Nordhoff. Nahaufnahme, Person im Sommerkleid, im Hintergrund Bäume.
Ba-OBF K01.Ff2_.A12. Hilde Nordhoff, 1940, Oberfrohna, Fotograf unbekannt, Ausschnitt aus Fotoalbum.

Hilde Nordhoff wurde 1920 als Hilde Laube in eine Arbeiterfamilie in Oberfrohna, eine Kleinstadt in Sachsen, hineingeboren. Sie arbeitete ein Jahr lang als Hausangestellte, dann in einem Trikotagenwerk.

Sie kannte Roland Nordhoff aus der Kantorei in Oberfrohna und trat sogar der evangelischen

Über die Korrespondenz

Oberfrohna

Fotografie des Brautpaars Nordhoff am Tag ihrer Hochzeit vor dem Portal der Kirche.

Das Konvolut aus Oberfrohna befindet sich gut erhalten in privaten Händen in Deutschland. Es umfasst 24 Aktenordner mit ca. 2600 Briefen, die zwischen 1 und 20 Seiten lang sind. Der Briefwechsel beginnt im Mai 1938 und dauert, mit einigen kurzen (Urlaubs bedingten) Unterbrechungen, bis Februar 1946