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[LBR-411029-005-01]
Briefkorpus

den 29. Oktober 1941.

Liebe [Ella]!

Herzlichen Dank für Deinen lieben Brief vom 17.10.41. Gestern bekam ich ihn. Hab mich wieder sehr gefreut. Donnerwetter, da hab ich ja hunderprozentig [sic] daneben gehauen. Ich mein, was Dir und Euern [sic] Laden anbetraf, als Deine Mutter nach Lauenburg war. Daß Ihr ein Geschaft [sic] mit nen Gemüseladen habt, hast Du mir ja erzählt. Doch im Wesentlichen hatte ich doch keinen Schimmer, also mußt schon entschuldigen, wenn ich Dir son [sic] Tüderkram geschrieben habe. Ich dachte damals an so n [sic] ganz kleinen Laden so wie bei uns auf dem Dorf. Ja, J ja man soll eben nicht so viel denken, das soll man lieber den Pferden überlassen – die haben einen größeren Kopf wie ich!?

Hier herrscht schon jetzt einer klrirrende [sic] Kälte. Hier ist es jetzt schon bald eben so kalt wie bei uns im Januar. Es liegt schon über 10 cm Schnee. Da werden wir ja wohl noch manches blaue Wunder erleben. Doch wir haben die Hitze ertragen, dann müßt es ja wohl gelacht sein, wenn wir nun nicht mit der Kälte fertig würden. Es sind ja nun auch keine 8 Wochen mehr, dann ist es Weihnachten. Und hinter Weihnachten kommt dann ja auch schon wieder ein neues Jahr. Nach einem Tannenbaum hab ich mir [sic] schon umgesehen und auch gleich son [sic] niedliches Bäumchen gefunden. Hoffendlich [sic] schnappt mir den nun keiner weg. Daß er weg ist, wenn ich ihn später holen will. Nun ist blos [sic] noch die Frage, was hänge ich blos [sic] rein, wenns so weit ist? Na laß man, kommt Zeit, kommt Rat. –

Nun noch einmal wieder was ganz anderes. Ich denk grad mal so über all das nach, was ich Dir nun so im Laufe der Zeit geschrieben habe. Mir will nämlich son komischer Artickel [sic] aus unserer Feldzeitung den ich mal vor einiger Zeit gelesen habe nicht aus dem Sinn. Unter Anderem [sic] wurde auch angeführt was man lieber nicht in Briefen schreiben soll. Der Schuh paßte mir auch! Aber was man dann schreiben soll, stand wiederum nicht geschrieben. Den [sic] schau mal an, wir schreiben uns nun ja schon beinah 3/4 Jahr. Das ist eine ganze Zeit. Da schreibt man so manches zusammen, was man später kaum selbst noch begreift. Z. Beisp. ich habe immer einen gewissen Drang große Erlebnisse, ganz gleich welcher Art, auf Parpier [sic] zu bringen. Ich weiß daß es verkehrt ist, und doch tu ich es immer wieder. Wenn Du in Zukunft solche Briefe von mir bekommst und Du sie nicht verstehst und nichts weiter mit anfangen kannst, steck den Kram in den Ofen. Denn magst glauben oder nicht, hier in dieser hundsverfluchten Öde, geht so manches Kreuz Knobel [sic].

Es wird Zeit daß ich bald mal auf Urlaub komme.

Herzliche Grüße und alles Gute

wünscht Dir liebes [Ellachen]

Dein [Albert]

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Autor Albert Müller
Korrespondenz Lohbrügge
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Über den Autor

Albert Müller

Albert Müller wurde 1919 geboren. Seine Familie kam aus Escheburg in Schleswig-Holstein. Auch in anderen schleswig-holsteinischen Orten hatte er Verwandtschaft. In seinen Briefen machte Albert Müller oft Andeutungen, dass es Geheimnisse bezüglich seiner Eltern gebe, die er erst später preisgeben

Über die Korrespondenz

Lohbrügge

Fotografie einer handgeschriebenen Liste mit Zahlen, aus dem Konvolut Lohbrügge, die Briefdaten sortiert.

Der Briefwechsel von Ella und Albert Müller befindet sich im Archiv des Kultur- und Geschichtskontors in Hamburg-Bergedorf. Erhalten sind fast 900 Briefe und Postkarten. Gesammelt wurden sie von Ella Müller, die Briefe von ihrem Ehemann, aber auch von Familienangehörigen aufbewahrte, zum Teil