Freitag, den 15. November 1940
Mein liebes, teures Herz! Herzallerliebste! Geliebte! Holde mein!
Du! Wie schön eine Vollmondnacht ist im November, dazu hatte ich vergangene Nacht Gelegenheit, es zu bewundern. Mußt wissen, auf den Winter zu und den Winter über steht der Mond bedeutend höher am Himmel als im Sommer, gerade umgekehrt, wie sich die Sonne verhält. Man kann dann nachts einen richtig ins nächtlich mondlich übersetzten Sommertag erleben. Von Zeit zu Zeit überzog sich der Himmel, der Sturm blies, wenn auch schon etwas schwächer, und im Norden wetterleuchtete es aus dicken Wolkenballen. So aller 2 Stunden weckte uns die Alarmklingel – bis auf ein Mal waren die Leute vergeblich an ihren Geschützen. Die Engländer hatten es auf Berlin abgesehen und flogen über uns hinweg nur an. Heute brauchten wir erst um 9 Uhr uns zu erheben, da warst schon längst aus den Federn.
Kalt ist es hier in S[ch]leswig Holstein nicht so sehr, aber es geht viel Wind. Weißt, wenn er es gar arg treibt, dann bleiben wir eben to hus, da ists auch schön, Du! Dann drücken wir zusammen die Scheibe[^]Nasen an die Scheibe und lassen ihn sich austoben.
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Roland Nordhoff
Roland Nordhoff wurde 1907 in eine bürgerliche Familie in einem ländlichen Dorf im östlichen Sachsen, Kamenz, hineingeboren. Nachdem er ein Musikstudium aufgegeben hatte, arbeitete er als Dorflehrer in Oberfrohna, nahe Chemnitz. Im Frühjahr 1938 wurde er nach Lichtenhain in Sachsen versetzt
Oberfrohna

Das Konvolut aus Oberfrohna befindet sich gut erhalten in privaten Händen in Deutschland. Es umfasst 24 Aktenordner mit ca. 2600 Briefen, die zwischen 1 und 20 Seiten lang sind. Der Briefwechsel beginnt im Mai 1938 und dauert, mit einigen kurzen (Urlaubs bedingten) Unterbrechungen, bis Februar 1946