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[OBF-410406-002-01]
Briefkorpus

Sonntag, am 6. April 1941.

Mein lieber [Roland]!

Heute bekommst Du einen gemeinsamen Brief. Woran merkst Du das, [Nordhoff]? … Gut! Setzen!!

Also nun geht's los: Der liebe Vater ist nun wohlbehalten gestern gegen abend um 5 Uhr bei uns eingetroffen. Wir sind alle sehr froh, daß wir wieder einmal beisammen sind. Nachdem wir es uns nach dem gemeinsamen Abendbrot ein wenig gemütlich gemacht hatten, sind wir noch einmal zum Konfirmanden gegangen[,] gratulieren.

Vater hatte ihm ein sehr schönes Bismarckbild mitgebracht. Um 10 Uhr waren wir wieder zu Haus, hörten uns noch einmal die Nachrichten an und gingen dann ins Bett. Heute früh nun, am Palmsonntag[,] ging ich zur Kirche zum Singen – es war heute recht schön. Die andern blieben hübsch zu Hause. Nach dem Gottesdienst kamen die Hallenser Verwandten mal mit rüber zu uns und wir haben die kurze Zeit bis Mittag verplaudert. Nun machen die Männer Mittagsruhe, wir sind fertig mit Aufwaschen, wir Frauen! Eben kamen die ersten Berichte vom Einmarsch der deutschen Truppen in Jugoslawien – nun ist es soweit. Schon heute früh um 5 Uhr hörten wir im Radio den Aufruf des Führers an sein Volk und an seine Soldaten. Mein lieber [Roland]! Alle meine Gedanken sind bei Dir und mit allen guten Wünschen begleiten sie Dich! Möge Gott mit Dir sein! Ich werde bald hören, was mit Euch nun weiter geschah.

Heute früh kam auch wieder Dein lieber Bote an, ich bin so froh darüber. Ach, wenn Du nur erst mal von mir etwas in Händen hättest! Es muß sich doch nun endlich eingespielt haben mit der Post. Ich bin gespannt, ob die neue Unruhe auch wieder Eindruck macht auf den Briefverkehr.

Wenn sich nur endlich alles zum Guten wenden wollte!

Nachher wollen wir zur Mutter runter, wir sind alle zum Kaffee eingeladen und um 7 [Uhr] muß der Vater schon wieder abreisen, da ist er heute abend um 10 [Uhr] zu Hause. Die Eltern und ich sind dann noch weiter Gäste im Konfirmandenhause. Wenn wir nach Hause kommen heute abend, müssen wir noch die Küche ausräumen; denn morgen früh um 7 [Uhr] kommt der Maler!

So, für heute sei zufrieden mit meinen Zeilen, Du!! Morgen wird schon mal ein Stündchen für mich sein, da ich Deiner denken kann. Ich bin mit allen meinen guten Wünschen bei Dir und grüße Dich recht innig aus der Heimat!

Deine [Hilde]

 

[Zusatz von Hildes Mutter]

Lieber Sohnemann!

Nach langen [sic] bangen Warten haben wir endlich wieder Post von Dir. Wo haben sie Dich denn hingeschafft? so so weit fort von uns, habe mir viel Sorge darum gemacht, aber es hilft nun alles nichts, bleibe nur immer hübsch gesund, vielleicht kanst [sic] beim nächsten Urlaub ganz dableiben. Gestern haben wir auch Deinen lie[b]en Geburtstagsbrief bekommen, recht herzlichen Dank dafür. Werde Dir bald wieder einen Brief schreiben, der Maler mag erst wieder naus [sic: hinaus], Du verstehst doch. Nun lasse es Dir gut gehen, Gott behüte Dich auf allen Deinen Wegen[.]

Deine Eltern [Laube].

 

[Zusatz von Rolands Vater]

Als Gast bei [Laube]s verweilend, beeile ich mich, Dir einen herzlichen Gruß hinzuzufügen. Na[,] Du wirst jetzt zu gucken haben und uns als dann wohl viel erzählen können. Brief folgt[.]

Herzlich grüßend

Dein

tr. Vater

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Autor Hilde Nordhoff
Korrespondenz Oberfrohna
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Hilde Nordhoff

Foto von Hilde Nordhoff. Nahaufnahme, Person im Sommerkleid, im Hintergrund Bäume.
Ba-OBF K01.Ff2_.A12. Hilde Nordhoff, 1940, Oberfrohna, Fotograf unbekannt, Ausschnitt aus Fotoalbum.

Hilde Nordhoff wurde 1920 als Hilde Laube in eine Arbeiterfamilie in Oberfrohna, eine Kleinstadt in Sachsen, hineingeboren. Sie arbeitete ein Jahr lang als Hausangestellte, dann in einem Trikotagenwerk.

Sie kannte Roland Nordhoff aus der Kantorei in Oberfrohna und trat sogar der evangelischen

Über die Korrespondenz

Oberfrohna

Fotografie des Brautpaars Nordhoff am Tag ihrer Hochzeit vor dem Portal der Kirche.

Das Konvolut aus Oberfrohna befindet sich gut erhalten in privaten Händen in Deutschland. Es umfasst 24 Aktenordner mit ca. 2600 Briefen, die zwischen 1 und 20 Seiten lang sind. Der Briefwechsel beginnt im Mai 1938 und dauert, mit einigen kurzen (Urlaubs bedingten) Unterbrechungen, bis Februar 1946