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[LBR-420210-006-01]
Briefkorpus

Hbg Lohbrügge d 10.2.42

Lieber [Albert]!

Eben habe ich einmal wieder ein wenig in den alten Briefen gelesen, ich meine, die du mir vor einem Jahr geschrieben hast, der erste, ging heute vor einem Jahr an mir ab, und zwar von Escheburg. […] [ja] [unklar] nur einem Jahr, was noch […] [zwei Worte unklar] Bei den Briefen von 10.3.41 und den [vom] 18.3.41, hab ich wohl einmal tief Luft geholt, es sind bloß 8 Tage und doch [Albert] was konnen sie alles bedeuten, ich glaube, lieber [Albert], in diesem Fall waren sie für uns beide sehr viel, oder hast die letzen Tage und Stunden in deinem Urlaub schon wieder vergessen, möglich wäre es ja, es ist ja schon so lange her. und doch, ist mir, als wärst du erst gestern fort gefahren. Daß wir einmal wieder in Hbg wahren, hast du ja sicher aus der Karte gelesen. Wir waren einmal wieder in der Volks-Oper, haben „die Liebe in der Lerchengasse“ gesehen, Gisela hatte Karten besorgt, wenn sie mir einmal welche für die Staatsoper besorgen wollten, doch dort kommt man nicht an Drücker, immer alles ausverkauft, […] [unklar] 5 M für eine Operrette, ist doch wohl ein bißchen viel, doch wenn mans hat, ein andermal werd ich einmal welche besorgen, na, die sollen sich wundern. Anschließen waren wir noch im Als[unklar], wenn ich ehrlich sein soll, hat mir der ganze Tag nicht gefallen. Da sietzt Du nun, den ganzen tag, trinkst Kaffe, ißt Eis, trinkst Wein, am Abend gehst vielleicht mit irgendeinen Soldaten nach Haus, mußt immer auf dem Sprung stehen, das dir nichts geschieht, und zum Schluß, bist so müde, als hättes den ganzen Tag schwer gearbeitet, ne, ich finde das macht wirklich keinen Spaß, scheinbar geht es aber andre Mädel auch nicht besser, Anna klagte auch Ihr Leid. Ich für meine Person, hab den Kram erstmal satt, es geht jetzt wieder mehr Korbball spielen, dann weiß ich wenigstens wo ich [hin] gehöre, ich hab mir vor zwei Jahren [viel] [unklar] wohler, auf den Sportpletzen, gefühlt, als jetzt, in den verfluchten Lokalen, wenn ich auch nie eine Große Könnerin war, so hat es bis zum Durchschnitt immer gereicht, und was das Wichtichste ist, ich hab mich immer wohl gefühlt. Du wirst jetzt sicher lachen, und sagen, geht die aber mit sich selbst um, ja lach man, so wie es jetzt ist, geht es nicht lange weiter.

Hier bei uns ist es jetzt wärmer, haben 0°, doch dafür schneit es, ob es nicht wirklich balt einmal Tauwetter wird?

Mein Bruder schrieb heut morgen, ist nah bei Königsberg. Kalt ist es da auch sehr, doch 41° haben sie Gott lob nicht!

Doch nun weiß ich wirklich nichts mehr, bist mir doch hoffendlich [nicht] böse, daß ich meine Wut einmal mehr im Brief ausgelassen habe, bist doch ein vernünfdiger lieber Junge, und liest nur das, was Dir gefällt, wenn dir ein mal etwas nicht past, kannst es ja auch an mir auslassen, ich erlaub Dir das, doch nun sei herzlich gegrüßt und vielmals geküßt

von Deiner [Ella].

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Autor Ella Müller
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Über den Autor

Ella Müller

Ella Müller, geb. Schumann, wurde 1921 geboren. Ihre Eltern hatten in Lohbrügge einen Selbstversorgerhof mit Kleintierhaltung, vertrieben ihre Produkte in einem kleinen Laden und auf dem Großmarkt. Sie hatte einen Bruder, der auch Soldat bei der Wehrmacht war. Sie war sehr eingebunden in den Betrieb

Über die Korrespondenz

Lohbrügge

Fotografie einer handgeschriebenen Liste mit Zahlen, aus dem Konvolut Lohbrügge, die Briefdaten sortiert.

Der Briefwechsel von Ella und Albert Müller befindet sich im Archiv des Kultur- und Geschichtskontors in Hamburg-Bergedorf. Erhalten sind fast 900 Briefe und Postkarten. Gesammelt wurden sie von Ella Müller, die Briefe von ihrem Ehemann, aber auch von Familienangehörigen aufbewahrte, zum Teil