Bitte warten...

[OBF-410430-002-01]
Briefkorpus

Mittwoch, am 30. April 1941.

Geliebter!! Du!! Mein herzlieber [Roland]! Mein Mannerli, liebes!

Du!! Ach Du!! Die liebe Sonne strahlt mit mir um die Wette! Ich bin sooooo glücklich! Mein [Roland]! Du!! Du!!! Jetzt müßt' ich Dich gleich einmal bei mir haben, um Dir all mein Glück zu zeigen!! Ach, mein Herzlieb! Wie mögen nur meine Augen gestrahlt haben, als ich Dich so unvermutet vor mir sah! Dich!! Geliebter!! Dich!! Wie so lieb schaust auf dem Bilde! Oh Du!! Du!!!

Was dieser Blick für süße Erinnerungen weckt, Du Herzlieb!! Ach Du! Ganz deutlich kann ich mich besinnen, es war eine Nacht in Schmilka, in unserm Elbschlößchen, Du!! Du!!! Denkst Du noch daran zurück? Wir waren soo glücklich, wir beide! Und doch noch so voll geheimer Scham. Ach Du!! Mein [Roland]! Du schautest mich zum ersten Male ganz, so wie ich Dich auch schaute, wie nie zuvor.

Das war ein so großes, wunderbares Erleben für uns beide – und wir standen beide stumm, wie beschenkte Kinder, und auch beseligt und zitternd vor Glück sahen wir einander, gewiß dessen: ich bin Dein – Du bist mein! Oh Liebster, Liebster!! Wenn ich zurückdenke!! Die Verse, die Du mir zum Dank dann schriebst, sie halten den wonnigen Augenblick fest für alle Zeiten!

Du!! Du!! Ebenso wie einst, so blickst Du mich heute auf diesem Bilde an. Du!! Du!! Und ich kann die Stunden gar nimmer alle aufzählen, da Du mich so strahlend vor innerem Glück, so voll innigem Verlangen, so voll großer Freude anschautest! Geliebter! Geliebter!!! Du!!! Wie unendlich groß ist meine Sehnsucht geworden!! Du bist zu mir gekommen! Wirklich!! Du hast mir meinen großen Wunsch erfüllt! Oh Du!! Du!!!

Wenn ich Dir doch wenigstens einen einzigen Kuß senden könnte als Dank! Als meinen großen, innigen Dank!! Du!!! Ja, Geliebter! Oh ja! So hast Du mich schon manchmal angeschaut! Es leuchtet etwas in Deinen lieben Augen, etwas, daß [sic] ich nicht ausdrücken kann – von dem ich aber glaube, daß ich allein es nur schaue und fühle! Mein Herzensschatz! In Deinem ganzen lieben Gesichtel, da steht es doch geschrieben, was Deine Lippen verschweigen!! Du!! Du!! Die Sehnsucht nach mir! Das Heimweh auch – und die Liebe, die innige Liebe zu mir!

Ach, mein [Roland]! Ich kann sie mir alle deuten, die feinen, geheimen Zeichen und Linien in Deinem Gesicht, wenn auch der Photograph daran änderte – was ich mit klopfendem Herzen und glücklichen Augen suchte, Du!! Ich fand es! Du!! Du hast mich sooooo lieb! Es leuchtet alle Liebe und Sehnsucht mir entgegen von diesem Bilde, die in Dir brennt, Geliebter!

So fest den Mund geschlossen – und doch nicht soo fest, daß ich den Zug voll verhaltener Sehnsucht nicht erkennen könnte. Die lieben, ach so lieben Augen leuchtend, geradeaus au[f] ein bestimmtes Ziel geheftet, so halte ich ihn in meinen Händen ganz, ganz fest, den lieben Steuermann Hubo!! Ach mein [Roland]! Du hast mir doch sooooo viel Freude bereitet mit Deinem unverhofften Geschenk!! Ich muß es doch richtig gefühlt haben, daß Du auf dem Wege zu mir bist! Du!! Ich träumte sooo süß von Dir und meine Wangen brannten mir seit 2 Tagen so sehr. Und gestern nachmittag, ich war eben im Begriff einen Weg zu besorgen, da sah ich es weiß leuchten im Briefkasten. Und flugs kehrte ich um, gleich nachzusehen, was mein Herzlieb mir heute sagen will.

Da habe ich Dich nun gestern auch noch belogen, ich schrieb Dir doch, daß gestern kein Bote gekommen sei! Ich wußte es ja garnicht, daß doch einer unten wartete. Du!! Du!! Er faßte sich schon so fest an! Und als ich nun 2 so liebe Bilder in Händen hielt, da war ich ganz sprachlos! Du!! Aber dann brach mein Jubel hervor! Deine liebe Mutter freute sich ja soo mit mir und uns kamen die Tränen. Geliebter! Geliebter!!! Du bist zu mir gekommen! Du bist zu mir gekommen! So jauchzt es in mir! Und heute und gestern hatte kein andrer Gedanke in mir Raum, als der meiner übergroßen Freude! Du!! Und ich mag Dir auch heute nur davon sagen, Du!! Damit Du siehst, wie tief und groß sie ist! Wie sie mich so ganz erfüllt! Du!! Du!! Meine lieben Eltern freuten sich ja so sehr mit mir! Du! Geliebter!! Wie groß wird bloß meine Freude sein, wenn Du in Wirklichkeit zu mir kommst? Oh Du!!!!! Du!!!!!!!!!!!!! Ob Du in diesem Jahre einmal heim darfst?

Ach Herzlieb! Unser erster Hochzeitstag! Du Geliebter! Heute ist bei uns der erste herrliche Tag draußen. Die liebe Sonne meint es soo gut! Und uns, Mutter und mich hielt es heute mittag nicht mehr länger im Zimmer, wir sind hinaus in den Wald, den Frühling zu suchen! Es war so herrlich, wir sind über 2 Stunden aus gewesen, in und durch unseren Gemeindewald! ½ 5 Uhr am Nachmittag war es, als wir wieder heimkamen, müde auf die Beine vom langsamen Gehen und hungrig! Du!! Nun sitze ich in unsrer Stube, es ist 6 [Uhr] vorbei, die Leutchen drüben in der Küche haben Abendbrotdrasch sie wollen nochmal bummeln gehn.

Ich sitze im sonnendurchfluteten Zimmer, vor mir Dein zartes Geburtstagsgeschenk, die herrlichen Tulpen! Ich habe alle 13 noch Herzlieb! Ich pflege sie auch ganz lieb! Am liebsten möchte ich sie doch erhalten, bis Du mal heimkommst, damit auch Du Dich an ihrer Pracht erfreuen kannst! auch Veilchenduft umschmeichelt mich, ich habe vorhin welche gepflückt für mein Herzlieb! Ein Frühlingsgruß aus der Heimat Geliebter! Deine [Hilde] hat sie alle geküßt, die kleinen Veilchen! Sie sollen Dir meinen Dank bringen!

Du!! Du!! Ach, ich möchte Dir heute sooo viel Liebes tun! Und ich weiß garnicht [sic], wie ich es nur recht Dir zeigen k[ön]nte, Du, mein Herzensschatz, wie sehr Du mich erfreut hast!! Morgen, am Freitag nimmt die Mutter [Nordhoff] einen Hubo mit nach Kamenz, um ihn dem lieben Vater zu zeigen und M.s, wenn sie nach Bautzen fährt. Sie fragen doch alle auch immer nach Dir!

Du! Dein Film ist angekommen, auch unversehrt, wie alle anderen. Ich will ihn am Freitag fortbringen zum Entwickeln. Morgen fängt nun schon der Mai an. Mai, der Wonnemonat! Du! Du!! Er ist für Liebende bestimmt. Auch uns blüht er wieder, der Maien!! So gewiß wissen wir's!!! Du!! Mein Herzlieb! Nun, da Du zu mir gekommen bist, werde ich wohl viele Nächte von Dir ganz lieb träumen müssen! Heute Nacht mußte ich es schon, Geliebter!! Ich war Deine Schülerin – war das komisch – hier in unsrer Schule! Und als die anderen alle fort waren, haben wir uns lieb gehabt! Du!!!

Heute ist Singstunde, weil morgen Feiertag ist, wie will ich fröhlich singen und tief beglückt an mein Herzlieb denken, das daheim auf mich wartet, daß ich es küsse! Ja Du!! Vorm Schlafengehn! Und ganz lieb und süß und tüchtig küsse ich's, Du!!!

Gott behüte Dich mir! Mein Sonnenschein! Auf Wiederhören! Du!!! Ich liebe Dich! Ich bin Dein!!! Ich bin ganz Deine glückliche selig-frohe

[Hilde], Deine Holde. Du!!!!!

Karte
Kommentare
Einordnung
Gesendet am
Gesendet aus
Autor Hilde Nordhoff
Korrespondenz Oberfrohna
Gesendet nach
Erwähnte Orte
Über den Autor

Hilde Nordhoff

Foto von Hilde Nordhoff. Nahaufnahme, Person im Sommerkleid, im Hintergrund Bäume.
Ba-OBF K01.Ff2_.A12. Hilde Nordhoff, 1940, Oberfrohna, Fotograf unbekannt, Ausschnitt aus Fotoalbum.

Hilde Nordhoff wurde 1920 als Hilde Laube in eine Arbeiterfamilie in Oberfrohna, eine Kleinstadt in Sachsen, hineingeboren. Sie arbeitete ein Jahr lang als Hausangestellte, dann in einem Trikotagenwerk.

Sie kannte Roland Nordhoff aus der Kantorei in Oberfrohna und trat sogar der evangelischen

Über die Korrespondenz

Oberfrohna

Fotografie des Brautpaars Nordhoff am Tag ihrer Hochzeit vor dem Portal der Kirche.

Das Konvolut aus Oberfrohna befindet sich gut erhalten in privaten Händen in Deutschland. Es umfasst 24 Aktenordner mit ca. 2600 Briefen, die zwischen 1 und 20 Seiten lang sind. Der Briefwechsel beginnt im Mai 1938 und dauert, mit einigen kurzen (Urlaubs bedingten) Unterbrechungen, bis Februar 1946