Sonnenhell und klar brach heute der Pfingstmorgen an, ein Wetter, wie es wohl schöner nicht zu wünschen ist. Ich freue mich ja so für Sie; denn nun kann ja Ihre kurze Urlaubszeit erst die rechte Erholung sein.
Die Post arbeitet gut und zuverlässig. Voll Sorge [u]nd Ungeduld wartete ich am Sonntag den Briefträger ab — er brachte nichts. Überlegen Sie einmal: Meine Absage hätte Sie nicht erreicht, Sie wären nach Goslar gefahren und hätten mich nicht angetroffen, was hätten Sie getan?
In Oberfrohna angelangt, galt meine erste Sorge (Du!! Bitte, bitte nicht eifersüchtig sein!) Vaters Koffer, weißt? Und wirklich, er stand schon da, ich war ja so froh.
Nun steigen wir hinein in den langen, kalten Januar, 31 lange, kalte Tage. Die Menschen sind so schnell überdrüssig und ungeduldig – und eine Reihe von guten Tagen wird ihnen ebenso unerträglich wie eine Reihe von schlechten.
Draußen herrscht unfreundliches Wetter, sehr trübe ist es — ein wenig beherrscht es sogar meine Stimmung. Ich war heute nicht zum Gottesdienst, die Kantorei hat auch nicht gesungen.