Zeige Ergebnisse 1 bis 25 von 131

[OBF-420615-001-01]

Oh Geliebte! Ich war es doch vor kurzen noch gewöhnt, alle Wege allein zu gehen, alles mit mir selber abzumachen. Ach, mag es Dich ganz glücklich machen zu wissen: daß ich ohne Dich gar nimmer gehen kann und mag! Ich kann nicht mehr sein ohne Dich, Geliebte!!! Und Du bist nun auch mit mir, solange ich lebe!

[OBF-420501-001-01]

Im wunderschönen Monat Mai – so fängt wohl ein Lied an. Es ist der wonnigste unter den Monaten, in dem der Streit mit dem Winter endgültig entschieden ist. Er ist aber auch der letzte volle Monat schon wieder vor dem Juni, der uns das absteigende Licht bringt.

[OBF-420505-001-01]

Liebe macht blind. Dieses Wort kann verschieden betont werden und damit verschieden verstanden. Einmal meint man damit, daß die Liebe an allen Schwächen vorbeisehen läßt. Ein andermal, und so möchte ich es anführen, daß die Liebe uns ganz erfüllt, daß wir alles um uns her vergessen, daß alles um uns her versinkt vor dem reichen Erleben der Liebe

[OBF-420507-001-01]

Das Wichtigste zuvor. So wie man erst im Zuge sitzend sagen kann, daß man Urlaub hat, so auch, daß man abkommandiert wird. Es ist also ganz dumm, vorher voll Unruhe zu sein, „durchzudrehen“, wie man hier sagt.

[OBF-420511-001-01]

Ist es doch zu Dir gekommen, in der Nacht, auf den Flügeln der Sehnsucht, den schnellen, mit den Strahlen der Liebe, den allgegenwärtigen. Ich habe doch auch von Dir geträumt von Dir in der vergangenen Nacht; aber der Traum ist nur undeutlich gewesen. Ich weiß doch bald nimmer, wie mein Schätzelein dreinschaut, trotz der vielen Bilder, die ich bei mir habe.

[OBF-420512-001-01]

„Abend ist es wieder über Wald und Feld säuselt Frieden nieder, und es ruht die Welt.“ Kennst doch auch das innige Liedlein. Stammt noch aus einer Zeit, da die Welt des nachts wirklich ruhte, nicht nur in den entlegenen Nestern wie heute.

[OBF-420514-001-01]

Heute oder morgen hätten wir nun ziehen müssen. Geliebte! Wirst Du denn nun schon Gewißheit haben, daß wir noch bleiben können? Oh Du!

[OBF-420513-001-01]

Du hast mich doch heute wieder so reich beglückt, mir soviel Liebe und Sonnenschein gebracht mit deinem viellieben Boten am Donnerstag. Oh Herzelein! Weißt du, was sie mir hier bedeuten in der Ferne? allen Lebens Freude und Sonnenschein! Oh Herzelein! Aus allen Zeichen leuchtet mir Dein geliebtes Wesen, Deine wundersame Liebe!

[OBF-420518-001-01]

Schätzelein! Das Mannerli sitzt wieder einmal im Wachstübchen – und die Zeit wird ihm doch gar nicht lang, noch weniger als früher beim Wachestehen – weil er heimdenken kann – zu Dir! zu Dir!!! Bei Tage habe ich doch heute mal dem Schulrat einen Brief geschrieben – seit über einem Jahr wieder einmal.

[OBF-420515-001-01]

„Wie regt sich die Lust da zu singen – – “, ja Herzelein! Singen möchte ich wieder einmal, ach Du! wieder einmal musizieren – für gar keinen besonderen Zweck als nur eben aus Lust daran und nur für Dich, Geliebte! Kein Lied kann ich richtig auswendig mit Text und Melodie – es ist ein Jammer! Das soll doch mal ganz anders werden.

[OBF-420516-001-01]

War ein interessanter Tag heute. Großes Wecken mit Gewitter: rollte tatsächlich ein Donner heute früh, einen mächtigen Guß gab es, ein besonderes Schauspiel im Angesicht unseres Platzes, der bald mit Bächen durchzogen war – und nachher einen Regenbogen, eine Seltenheit am frühem Morgen.

[OBF-420430-001-01]

Das ist die Schwierigkeit des Strafens überhaupt in einem Amt: Daß man neben der Wirksamkeit der Strafe auch die Rechtlichkeit bedenken möchte, die Rechtlichkeit aber verlangt, daß man auch an alle möglichen Folgen denken möchte – das ist ja bis ins letzte gar nicht möglich!

[OBF-420805-001-01]

Heute früh sind wir doch zur Geländeübung ausmarschiert, die ganze Kompanie – den ganzen Bimmelbammel umgehängt: Stahlhelm, Gasmaske. Zeitiger brauchten wir nicht aufzustehen. Die Feindpartei war schon eine halbe Stunde früher aufgebrochen. Es gab also ein richtiges Soldatenspiel, das der Wirklichkeit natürlich nicht entsprechen kann.

[OBF-420528-001-01]

Schwül ist es heute wieder! Und nachher, um 4 Uhr, sollen wir Exerzierdienst haben! Vielleicht ist es den Herren Unteroffizieren auch zu warm. Ich habe eben ein Mittagsschläfchen gehalten – und nun komme ich gleich erstmal ein Weilchen zu Dir – bei Dir ist es nicht so sehr warm.

[OBF-420519-001-01]

Beinahe hätte es doch geklappt – nun ist ein Bote an die falsche Adresse gegangen – er geht wohl auskundschaften, wie es dort ist. Er wird zurückkommen. Und nun ist doch schon Dein viellieber Donnerstagbote bei mir.

[OBF-420108-001-01]

Wem in dieser Zeit nicht das ganze Elend, aber auch die ganze Kostbarkeit unsres Erdenlebens aufgeht, der ist wohl ewig verloren. Eine gewaltige Predigt ist diese Zeit. Unsre Zeit, die über Lärmen, Betäuben, Betriebsamkeit und Hochmut fast taub geworden ist, sie braucht wohl so eindringliche Predigt!

[OBF-420111-001-01]

Dein Auge, so schönheittrunken wie das meine, Dein Herz, so offen allem Schönen und Guten! Du! Du!!! Die Schönheit des Südens und die Schönheit des Nordens – Du! Geliebte!!! Wir legen sie zu unseren großen Wünschen, ja?

[OBF-420212-001-01]

Da sitze ich also noch immer hier, und die Aussichten auf eine baldige Abreise sind gesunken. Das ist wenig erfreulich – aber unabänderlich. Noch unerfreulicher, daß ich meine Hotelbewilligung gestern nicht mehr erhielt. So mußte ich geschlagen das Feld meiner zäh verteidigten kleinen Freiheit räumen.

[OBF-420215-001-01]

Nun ist es auf einmal ganz schnell gegangen. Gestern abend noch zerbrach ich mir den Kopf darum, daß ich Dich doch sollte kommen lassen. Dem Für des Wunsches stand doch immer das Wider der ungewissen Hast gegenüber. Schätzelein!

[OBF-420217-001-01]

Rostig und verstaubt ist die Feder. Ich muß sie nun wieder von unserem Bücherbord holen. Dem Datum nach vor einem Monat war’s, daß ich bei Dir daheim anlangte.

[OBF-420219-001-01]

Nun ist der erste Tag herum. Feierabend, in der Kompanie jetzt schon um 18 Uhr. In der Arbeit habe ich mich umgesehen. Bin zum erstenmal wieder nach dem Hafen gegangen. Ach Du! Ich bin doch noch halb zu Hause.

[OBF-420220-001-01]

Herzelein! So schnell ist der Tag vergangen über den Geschäften, Dein Mannerli war heute fleißig, und hat verschiedentlich Ordnung geschafft, wo es nottat.

[OBF-420221-001-01]

Deine lieben Boten gehen immer noch nach Wien; denn sonst müßte ich längst einen erhalten haben. Ich habe schon gerechnet, daß ich nun am Dienstag den ersten Boten erwarten kann – und die andern alle kommen dann noch, zur Belohnung für die Geduld – ja?

[OBF-420222-001-01]

Vor vierzehn Tagen um diese Stunde – 2045 Uhr – da ruckte der Zug an, der mich Dir entführte, Geliebte, da begann die Unruhe der Reise, die nun endlich sich wieder gelegt hat. Ach Herzelein! Was stürmt und drängt alles zum Herzen in der Stunde des Abschieds!

[OBF-420223-001-01]

Wenn ich jetzt schreibe, schläfst Du ganz gewiß schon. Von 11 Uhr bis 3 Uhr muß Dein Mannerli heute die Gucken offen halten – ‚Läufer' in unserem Quartier.