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Heute oder morgen hätten wir nun ziehen müssen. Geliebte! Wirst Du denn nun schon Gewißheit haben, daß wir noch bleiben können? Oh Du!

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War ein interessanter Tag heute. Großes Wecken mit Gewitter: rollte tatsächlich ein Donner heute früh, einen mächtigen Guß gab es, ein besonderes Schauspiel im Angesicht unseres Platzes, der bald mit Bächen durchzogen war – und nachher einen Regenbogen, eine Seltenheit am frühem Morgen.

[OBF-420212-001-01]

Da sitze ich also noch immer hier, und die Aussichten auf eine baldige Abreise sind gesunken. Das ist wenig erfreulich – aber unabänderlich. Noch unerfreulicher, daß ich meine Hotelbewilligung gestern nicht mehr erhielt. So mußte ich geschlagen das Feld meiner zäh verteidigten kleinen Freiheit räumen.

[OBF-420223-001-01]

Wenn ich jetzt schreibe, schläfst Du ganz gewiß schon. Von 11 Uhr bis 3 Uhr muß Dein Mannerli heute die Gucken offen halten – ‚Läufer' in unserem Quartier.

[OBF-420228-001-01]

Den letzten schreiben wir nun heute vom kurzen Monat Februar. Er war uns gar hold, der kurze Monat Februar, im vorigen Jahre und in diesem wieder. Und der nun folgende, der Monat März? Im verflossenen Jahre ^hat er mich Dir entführt. Was wird er uns diesmal bringen? Du! Du!!! Ich warte mit Dir, ganz fein geduldig – und hoffe mit Dir! Und Du hoffst mit mir, Du Liebe!

[OBF-420303-001-01]

Eben bin ich aus dem Film heim: „Ich klage an.“ Ach Schätzelein! Ein guter Film – und auch ein furchtbarer Film. Ich habe eine Zeitlang nicht hinsehen können. Schnell bin ich heimgelaufen. Ich mochte die Wochenschau nicht sehen.

[OBF-420308-001-01]

Endlich kann ich mit Dir allein sein, Herzelein! Der Sonntag kam ganz anders als gedacht. Den Gottesdienst konnte ich nicht besuchen, weil so viel Arbeit anlag. Kamerad K. brauchte seinen Sonntagsdienst nicht zu versehen. Als wir uns gegen 2 Uhr es eben ein wenig bequem machen wollten, pfiff es: „Ganze Kompanie heraustreten.“

[OBF-420526-001-01]

Du! Scheuern laß ich Dich da nicht schon wieder – oder häkeln, oder stricken. Ob wir einen Tag auch mal richtig faulenzen können? Ich trau es meinem Weiberl schon zu! Du weißt, dem trau ich doch überhaupt allerlei zu – alles, was d man dem herzallerliebsten Weiberl zutrauen kann.

[OBF-421025-001-01]

Schon sind über unsrer Rückkehr nach S. [sic] wieder 8 Tage vergangen. Ach, wie so schnell ändert die Welt ihr Gesicht – wie werden die Menschen jetzt aus einer Lebenssituation in die fremde andere geworfen, wie werden die Freuden jetzt zugeteilt, wie wenig hat mein [sic] sein bißchen Leben jetzt in seiner Gewalt, kann gar nicht selbst daran gestalten.

[OBF-421025-001-02]

Es waren verhältnismäßig wenig Menschen in diesen Anlagen unterwegs. Ich denke daran, wie viele im Sofioter Park sich ergingen. Eine ganze Anzahl Deutscher waren da. B. hat viel Deutsche. Ich glaube auch, daß es uns in diese Anlagen zieht mehr als den Rumänen. Dieses ganze Ende scheint von reichen Leuten bewohnt.

[OBF-421103-001-01]

Als ich mich vorhin durch das Dunkel tappte, mußte ich daran denken, wie wir beide die ersten Male so allein durchs Dunkel tappten – der Herr mit dem Fräulein [Hilde] – ach Du! 'Sie' sagten wir zueinander noch! – denkst Du noch daran? Mit dem Fährboot hinüber zur Stadt Schandau, in tiefer Nacht – und dann eine gute Stunde Weges noch in schwarze, dunkle Nacht – ach Du! Herzelein! Herzelein!

[OBF-421106-001-01]

Am Sonntag ist hier großer Feiertag: Namenstag des rumänischen Königs. Kürzlich hatte er den 21. Geburtstag. Aber man begeht hier den Namenstag. Reich ist das Musikleben hier in der Stadt, ich ersehe es aus der Zeitung – ich fürchte nur, die Eintrittspreise sind recht hoch. Sollte es regnen am Sonntag, werde ich vielleicht die Opernachmittagsvorstellung besuchen: Madame Butterfly.

[OBF-421211-001-02]

Dreimal in der Woche zumeist, Dienstag, Mittwoch und Freitag ist Gelegenheit zu einem freien Kinobesuch. Im Reichsdeutschenheim kann man täglich um geringes Geld einen Film sehen. Ach Herzelein! Dieses Überangebot hat für mich wenig Verlockendes. Die guten Filme will ich nicht verpassen, aber die anderen lasse ich mir auch nicht schenken, meine Augen sind mir noch zu schade dazu. "Großreinemachen" - ein Unterhaltungsfilm mit Situationskomik und Verwechslungen, lohnt sich nicht, ihn zu erzählen – genügt mir wieder für lange — viel lieber wäre ich bei Dir gesessen.