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Viel versteht Dein Mannerli nicht von der Marine – wird ja auch nie damit renommieren, höchstens vor seinem Weiberl zum Spaße, werd mich auch immer hüten, mich in Gespräche darüber einzulassen – aber ich habe einmal gehört, daß die 101 eine gewisse Bedeutung hat beim Salutschießen. Und nun kommt doch heute von Dir der 101. Bote.
Zum morgen noch erkundigte ich mich nach dem Dienst und gingt triumphierend mit dem Bescheid davon, daß ich erst am Montag dran sei. Zu früh gejubelt. Im späten Vormittag rief er an – [Nordhoff], U.v.D., für einen, der übermorgen abkommandiert wird zum Kursus nach Nikolajew, wo Kamerad H. jetzt ist. Dagegen war nichts zu machen – und wenn ich nicht gerade erfreut war, so hat es mich doch in meinen Plänen auch nicht gestört, ach vor allem darin nicht, daß ich mit Dir alleinsein kann.
Sie haben den Anstoß dazu gegeben, daß ich mich mehr als sonst mit mir selbst beschäftige. Auf meinen Spaziergängen und Wanderungen sind Sie mein unsichtbarer Begleiter und Zuhörer, der mich nötigt, Rechenschaft abzulegen, mich mitzuteilen und verständlich zu machen, sind Sie die geheimnisvolle Person, die mich nötigt, meine Sachen, mein Leben zu ordnen.
Oh Geliebte, meine [Hilde]! Unsre Zeit ist solchem Blühen gar nicht der rechte Boden, und darum ist es doch auch so wunderselten geworden. Wer ein gläubiges, einfältiges Herze sich bewahren will, darf nicht mit der Menge gehen, denn dort ist Roheit [sic] und Gemeinheit, ist Flachheit, Treulosigkeit und Zynismus und Selbstbetrug – er muß einsam gehen und einen starken Willen haben, dennoch zu glauben, dennoch das Gute zu erstreben.
So sind meine Gedanken gleich bei Hellmuth und Elfriede. Herzliebstes, weiß gar nicht, wie ich mir das denken soll: die Brustdrüsenentzündung operativ beseitigt, doch nicht die Brust ganz abgenommen – Ja, Herzallerliebstes, ein Kindlein bringt viel Freude und Sorge – und beide wiegen sie doppelt in dieser Zeit – und beim Mannerli, das Weib und Kind lassen muß und wieder ziehen, da wiegt die Sorge wohl mehr als doppelt. Soviel leichter doch, wenn die Eltern beide an den Sorgen tragen können, so viel leichter alles in der Geborgenheit und Stille des Friedens. Und vor Komplikationen ist keine Mutter sicher.
Mittagspause. Es geht eine laue Luft. Ich sitze auf meinem Schemel im Garten und nutze die Freizeit, Dir zu schreiben, denn heut abend drängen sich die Geschäfte wieder: Kartoffelschälen, Kino (Es ist auf heute verschoben worden). Neues Briefpapier. Ich bekam einen Block in der Kantine.
Du!! Wie soll ich denn nun anfangen mit der Botschaft, die ich Dir bringen will? Ach, Du!!! Hast Du es nicht schon gefühlt heute früh, genau um 700, mit dem Glockenschlag? Du mußt es ja doch gefühlt haben — Du — so jäh, so heftig und so innig, fest dachte ich an Dich, mein Herz!!