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Nun sitze ich wieder vor dem weißen Bogen. Eben habe ich noch einmal gelüftet – und beim Hinaustreten auf den Balkon, da bannte der gestirnte Himmel meinen Blick. Ein prachtvoller Sternenhimmel wie selten daheim. Und eben vor mir unser schönstes Sternbild am nördlichen Himmel, der Orion. Oh Geliebte! Welch ein Strahlen, welch eine Pracht, himmelweit, weltumspannend.
Das Auge schaut ein stilloses Kunterbunt, wie es für den Balkan typisch ist. Typisch auch, wie hinter der einigermaßen geschlossenen und gepflegten Front einer Hauptstraße gleich die Hinterhöfe und Seite[n]gassen voll Dreck und Durcheinander liegen: Die Kultur des Westens also zu gutem Teil unverdaut noch und angehängt. Sofia zeigt bedeutend mehr Vornehmheit und Geschlossenheit
Mittagspause. Es geht eine laue Luft. Ich sitze auf meinem Schemel im Garten und nutze die Freizeit, Dir zu schreiben, denn heut abend drängen sich die Geschäfte wieder: Kartoffelschälen, Kino (Es ist auf heute verschoben worden). Neues Briefpapier. Ich bekam einen Block in der Kantine.
Sonntag, den 9. Februar 1941. Mein liebes, liebes, teures Herz! Geliebte!! Meine liebe, liebe [Hilde] Du!!! Dein lieber Bote vom Freitag ist bei mir – wie Du es wünschtest – und weil Du ihn so lieb besorgtest. – Herzlieb! Nun ist Sonntag und Sonnentag bei mir – nun bist Du bei mir! Du!!! Du!!!!! Er [...]
Wir leben in einer schweren Zeit. Trug und Schein verhüllen die Wahrheit, alle Menschen t[ra]gen irgendeine Maske, rohe Lust und Begierde spielen sich überall frech auf, und es ist ein Glück, eine Gnade, wenn man gerade und unverbogen bleibt, wenn man den Versuchungen nicht erliegt und sich den Glauben und die Sehnsucht nach dem Guten, Echten und Edlen herüberrettet.