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Ein bewegter Tag neigt sich seinem Ende, bewegt nur im äußeren Sinne. Gekrönt und überformt wird er von Deinem lieben Boten – und beschlossen wird er nun mit Deinem Gedenken. Die Schreibstube habe ich heute nur kurz am Vormittag gesehen. Um 10 Uhr mussten wir zu einer Prüfung unsrer Gasmasken erscheinen. Im Reizraum ward erprobt, ob sie auch dichthält und uns schützen kann im Ernstfall.
28. Freitag, am 6. Februar [sic] 1942. Herzallerliebster! Herzensschätzelein! Du!! Ich habe ihn mir ins Haus geholt, Du!!!!! Deinen lieben, lieben Boten! Herzelein! Ach – ich konnt‘ es doch gestern kaum noch ertragen wie mich die Sehnsucht nach Dir quälte. Als ich den Boten für Dich zur Post trug [...]
Am Sonnabend also Ausgang. Ich freue mich, daß Du etwas Schönes erlebt hast. Die beiden Mozartsonaten sind mir bekannt, ich habe sie selbst schon gespielt. Sie haben meiner Erinnerung nach auch noch ein paar tiefere Gedanken; während die Präludien von Chopin mehr klaviervirtuoser Art sind.
Gleich zum frühen Morgen muß ich Dich liebhaben!! Ich bin kaum erst aus den Federn, und habe Feuer angemacht im Ofen, mich fein gewaschen, angezogen – noch nicht einmal Kaffee getrunken hab‘ ich. Und warum das alles? Weil ich doch jetzt, wo ich ganz allein bin, am ungestörtesten, am allerliebsten zu Dir kommen kann, Du!
Endlich kann ich mit Dir allein sein, Herzelein! Der Sonntag kam ganz anders als gedacht. Den Gottesdienst konnte ich nicht besuchen, weil so viel Arbeit anlag. Kamerad K. brauchte seinen Sonntagsdienst nicht zu versehen. Als wir uns gegen 2 Uhr es eben ein wenig bequem machen wollten, pfiff es: „Ganze Kompanie heraustreten.“
Wir wollen das etwas festlich gestalten, weißt, so ein politisches Drum und Dran. Der Ortsgruppenleiter, die Frauenschaftsführerin und die HJ-Führer sollen geladen sein! Es ist garnicht so einfach hier etwas darzustellen, wenn einem ums Herze garnicht so ist! Bei uns ist nun ein kleiner Streit, wer das Amt der Rednerin übernimmt an dem Tage der Überweisung.
Du liebes, armes Schätzelein mußt auch zu viel Geduld haben!! Zuerst auf meinen Boten warten, die unpünktlichen. Jeden Tag schicke ich einen auf den Weg. Möcht nur mal mit ihnen gehen und sehen, wo sie sich so verweilen. Geb ihnen allen doch die schnellen Flügel meiner Liebe und Sehnsucht mit. Die nichtsnutzigen Bummelanten!
Oh Herzelein! Wie sooo reich bin ich heute bedacht worden, sooo lieb von Dir beschenkt worden. Ich kann doch den großen Strauß von Liebe kaum umfassen! Dahinter steckt Dein glückstrahlendes Mannerli, Dein [Roland] im Glück! Der fehlende Montagbote hat sich eingefunden – und das dicke Packl mit den Wienbriefen!
Gestern abend war es spät geworden im Frauendienst. Bin erst nach 11 Uhr heim. Es war ein schöner Abend. Nach der Ehrung sprach der Pfarrer noch von der russischen Frömmigkeit. Er las aus einem Brief eines Missionars, der voriges Jahr an den Grenzgebieten gewirkt hatte und auch bis zum Ladoga-See vorgestoßen war, von dem jetzt wieder ab und zu die Rede ist im Wehrmachtbericht.
Nun warte ich doch tatsächlich mit Dir darauf, daß Du endlich mal ein Zeichen von mir bekommst und bin nun richtig ungeduldig mit Dir. Dein Mittwochbote: Heute ging der Postbote wieder vorbei. Dein Donnerstagbote: Bist heute noch immer nicht zu mir gekommen. Ärgerlich ist das, zum Ausderhautfahren! Armes, liebes Herzelein!
Nun sitze ich wieder vor dem weißen Bogen. Eben habe ich noch einmal gelüftet – und beim Hinaustreten auf den Balkon, da bannte der gestirnte Himmel meinen Blick. Ein prachtvoller Sternenhimmel wie selten daheim. Und eben vor mir unser schönstes Sternbild am nördlichen Himmel, der Orion. Oh Geliebte! Welch ein Strahlen, welch eine Pracht, himmelweit, weltumspannend.
Du! Mittagstunde ist. Ich bin eben fertig mit der Hausarbeit. Die Mutter sitzt in der Sofaecke und strickt, im Ofen kocht das Teewasser! Du! Wie gut wir es doch haben, gelt? Dürfen die Nachmittage verbringen, wie wir sie mögen – sind doch richtig unser eigner Herr. Wie viele andre können das nicht. O wir haben es gut. Du!
Die Mutsch ist in Chemnitz, Vater ging vorhin nach Mittelfrohna, um ein wenig zu helfen. Ich könnte mir doch heute einen Mann einladen!! Und ich hab’s schon getan! Einen, der jetzt mit mir Mittagstunde hält! Du kennst ihn schon!! Aber heute ist sie nicht bequem auf dem Sofa – sondern fein sittsam am Tische hinter’m Schreibepapier! Die Mittagstunde mein’ ich!
Du! Gleich will ich mich noch zu Dir setzen, ehe ich zum Pfarramt gehe. Ich muß eben daran denken, daß die Pfarre Dir ein unheimliches Haus ist. In gewisser Hinsicht hast Du recht. So ein großer düsterer Bau – die Lebensgeschichten der Pfarrer betrachtet, die schon drin wohnten, denen allen mehr oder weniger kein glückliches Los beschieden war.