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Bin ich nun hinaus in den Regen, der Briefträger begegnete mir, er hatte nichts von Dir, nur von den lieben Eltern und vom Siegfried. Die Eltern fragten nach Dir, wollen von Deiner Abreise wissen, sie sind nun gespannt, wo Du landen wirst. Und Mutter legt mir nochmal ans Herz, unsre Matratzen und das Emaille Geschirr schicken zu lassen. Na, ich werde den beiden lieben Leuten nochmal schreiben und ihnen sagen, daß ich bei der nächstbesten Gelegenheit die untergestellten Sachen einmal mitnehme.
Du, Schätzeli! Wir waren doch gestern in Limbach einkaufen. Und sind wahrhaftig erst 1/2 700 [Uhr] wieder heimgekommen. Ab 3 Uhr sind die Geschäfte offen. Es war schwerlich, unsre Wünsche zu erfüllen. Es macht keinen Spaß mehr, einzukaufen. Die Mutsch kriegt keinen Hut. Ich keinen Besatzstoff für meinen Mantel. Und vieles andre ist noch, was man bis zum Frieden zurückstellen muß.
Rassenkundliche Schilderungen machten uns das Völkergemisch noch anschaulicher. Vornehmlich die Wandlungen die die Menschen nebst Ländereien im Laufe der Zeit durchmachten. Romanisch slawischer [sic] Einschlag ist der Rumäne. Durch die jahrhundertelange türkische Unterdrückungsherrschaft sind die Balkanstaaten weit zurückgeworfen worden in Wirtschaft und Kultur. Und das zu bessern hat die neue, junge Bewegung die in Europa nun herrscht, vor.
Heute ist kein Bote gekommen von Dir. Das erste Mal setzt die Post damit heute aus. Aber ich denke nichts Schlimmes, der Brief wird irgendwo liegen geblieben sein und morgen sicher kommen. Weißt Du, was das Neueste ist bei uns? Zweierlei. Es hat heute zum ersten Male geschneit! Aber ganz naß nur. Und ich bin doch gleich mit den schönen Stiefelein zum Markt gegangen heute.
Wir haben umgeräumt zur Wintersaison! Das heißt so viel: der Küchentisch steht nun wieder vorn bei der Tür, damit man die Speisen bei der Hand hat, wenns [sic] nun so kalt wird – das Bänkel ist im Vorsaal aufgestellt. Mutsch hat noch feine Vorhänge drangemacht, weil die alten ganz zerschlissen waren. Schön sind sie, weiß mit blauen Streifen unten am Ende. Wenn Du nochmal heim darfst, bevor Frühling wird, dann kannst Du alles ja selber begutachten.
Wir hatten heute Nacht 4 Mann Einquartierung! Als ich gestern gegen Abend von Limbach heimkomme, ist Besuch da: M.s aus Chemnitz. Ich war sprachlos. Sie wollten übers Wochenende zu Oma, weil Onkel Fritz wahrscheinlich zum letzten Mal auf Urlaub zuhause ist, er soll ins Feld kommen.
So leid mir es immer ist, wenn man unsere Geheimnisse kontrolliert, so bin ich doch auch gewissermaßen froh, wenn mal ein Mensch mit eigenen Augen sieht, welch reiche, tiefe Liebe noch lebt unter den Menschen, welch reine Liebe, lautere Liebe! Muß diejenige Person nicht irgendwie davon angerührt werden?
Heute früh erhielt ich Ihren Brief. Die Nachricht vom Heimgange Ihrer lieben Großmutter hat mich erschüttert. Wie unerforschlich sind doch Gottes Wege. Sie haben alle die furchtbaren Stunden miterlebt, machtlos dem Schicksal gegenüber. Und für einen empfindsamen Menschen wohl das Schlimmste — Einsamkeit im Herzen.
Dienstag, am 27. Mai 1941. Mein liebes, teures Herz! Du mein geliebter, liebster [Roland]! Ach – bin ich froh, daß ich mich mal setzen kann! Ja Du!! So sage ich mit meinen jungen Beinen! Seit 6 Uhr morgens gehe ich um; der Feiertags drasch macht sich doch schon bemerkbar bei mir. Obwohl wir schon [...]