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Du! Es ist jetzt ½ 400 [Uhr], schon beginnt es zu dunkeln, ich habe noch einen Gang zur Frau L. vor heute abend vor der Singstunde. Es handelt sich um Konzepte für Gedichte und Verslein, die meine Kinder aufsagen sollen. Am kommenden Sonnabend haben wir auch wieder Arbeitstagung in Chemni[tz], da kommen wir auch erst im Dunkeln heim. Wie schön ist es da, daß ich Deine Lampe habe! Sie leistet mir wirklich gute Dienste! Es gibt bei uns so wunderselten mal eine Batterie.

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Wir haben umgeräumt zur Wintersaison! Das heißt so viel: der Küchentisch steht nun wieder vorn bei der Tür, damit man die Speisen bei der Hand hat, wenns [sic] nun so kalt wird – das Bänkel ist im Vorsaal aufgestellt. Mutsch hat noch feine Vorhänge drangemacht, weil die alten ganz zerschlissen waren. Schön sind sie, weiß mit blauen Streifen unten am Ende. Wenn Du nochmal heim darfst, bevor Frühling wird, dann kannst Du alles ja selber begutachten.

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Am liebsten ist uns etwas Eßbares, etwas was das Haushalten erleichtert. Preise setzt zu mir da vor! Höre!! Preise! Das ist ja Inflationsgeschäft! Du! Denke immer daran, wenn Du mal unmutig wirst, weil Du Dir einen großen Wunsch versagen mußt des Geldes wegen.: [sic] auch ich hier zuhaus muß mich ja gedulden damit, Dir alles Liebe zu erweisen und alles zuliebe zu tun, so mußt Du eben auch. Einmal muß ja dieser Krieg zu Ende sein – so oder so.

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Du liebstes, herzliebtes Mannerli. Was Du mir beilegst von Rosenbergs Rede ist interessant. Man sollte seine Ausführungen sammeln und bei gegebener Zeit sie mit den Tatsachen vergleichen. Ach, man kann uns kein X für ein U vormachen. Aber eines ist klar und is[t] auch gut so, daß dieser Krieg, wie bitterhart er auch für uns sein mag, den Menschen, den meisten, die Erkenntnis bringen wird, wie bitter notwendig der Glaube für uns ist, ja wie er lebensnotwendig ist.

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Mit Frau L. war ich nun wieder bei den Frauen der Kinderschar. Man hat uns Lieder gelernt, neue Weihnachtslieder und auch vielerlei Bastelanregungen gegeben. Es war ein ausgefüllter Nachmittag. Aber ich kann so nicht mit, wie manche Frauen es tun. Ich muß halt ein bissel meinen eignen Weg gehen, Du weißt schon in welcher Hinsicht! Du! Und es gibt auch Frauen, die sich wirklich ganz und gar für die Kinderschararbeit einsetzen.

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Mutter hat ein Geschäft abgeschlossen mit dem Weihnachtsmann! Das heißt, sie kann ein Geschäft abschließen, aber sie braucht dazu erst meine Zustimmung. Ach Du! Ich bin heimlich ganz entzückt! Wenn das zum Klappen käme! Geliebter, Geliebter!! Was könnte ich Dir für eine große Freude machen damit! Ach, ich glaube eine ganz große, Du!! Und es ist so ernst und es pressiert so damit, daß ich zu diesem Zwecke nach Kamenz fahren muß. Du! Erschrick nicht, Herzelein!

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Dein lieber Donnerstagbote ist gekommen, die beiden anderen fehlen noch. Und 3 Päckchen Speck! Wunderbarer Speck! Vor Jubel wären wir Dir am liebsten alle um den Hals gefallen! Ein Päckl [sic] mußte schon dran glauben: ein Tiegel Speckfett. Eine Delikatesse! Du! Wir verdrehen alle verzückt die Augen, Du wirst gepriesen wie ein Held! Tausend Dank!!

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Ich sitze jetzt in Dresden im Wartesaal, es ist ¾ 11 Uhr und 1159 geht mein Zug weiter nach Kamenz. Ein Tisch gehört mir hier allein! Psst – wie lange? Kann mir doch jetzt kein Mensch über die Schulter schauen oder in den Brief gucken, wenn ich Dir ein Küßchen gebe ein ganz, ganz liebes. Oh Du!!! Ich hab doch so viel Sehnsucht nach Dir Herzelein!

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Ich war verblüfft über das, was sich meinen Augen bot! Ich erwartete eine ganz andere, viel ältere Ausführung, wenn es heißt "Goethe-Stil". Ich war angenehm überrascht, Du! Ein großer, wuchtiger Bücherschrank, so groß fast wie unser Schlafzimmer schrank; dreitürig, die mittlere aus Glas. Eine dunkelbraune, warme Tönung und eine schöne Maserung. Wirklich, ein Wertstück! Und sehr gut erhalten, nichts daran.

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Ach Schätzeli! Aufatmen kann ich jetzt! Komm zu mir! An mein Herz! Oh geliebtes Herzelein! Wie sehne ich mich in dieser Abendstunde so innig nach Deiner Nähe. Ich bin daheim. Ganz nun wieder bei Dir – ungestört. Oh Herzallerliebster mein! Ich möchte mich ganz dicht an Dich kuscheln, Du! Ganz, ganz nah mich an Dich schmiegen, im traulichen Schein der Leselampe. Oh Geliebter! Wie herzinnig verlangt mich nach Dir!

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Daß sie das schöne Herrenzimmer verkauft, das wundert mich sehr. Ich denke, daß sie Geld braucht, weil ja alle die Mietzinssteuer vorausbezahlen müssen. Sie ist zur Hausbesitzerin geworden unverhofft und hat sicher selbst kein Vermögen, um nun den Bestimmungen gerecht zu werden. Ich muß immer daran denken, was diese Frau nun wohl alles durchhat mit ihren 50 Jahren. Einer Frau den Mann genommen, das ist nicht schön.

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Der Dienst war nicht weiter anstrengend. Immer Durchgangsverkehr im Wehrmachtraum. Ich habe Suppe ausgeteilt, gekocht und aufgewaschen. Gegen 8 Uhr abends war ruhige Zeit und diese Gelegenheit nutzte ich, die Hauptwachführerin zu fragen, ob ich meinen Dienst beenden darf, da 815 [Uhr] mein Zug fährt! Glück muß man haben! Genehmigt. Und schwupp! war ich um die Ecke.

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Ach, jetzt setz ich mich aber erst mal ganz fest auf meinen Allerwertesten. Immer war was andres los, das geht schon seit früh. Und ich sehne mich doch gerade heute so sehr nach Dir, Geliebter!

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Heute hatten wir ein Gespräch von Sofia, hab ich gleich mal nach K. gefragt – er ist wieder nicht beim Lehrgang gewesen, steckt also noch immer in Saloniki. Will in den nächsten Tagen mal versuchen, mit Kamerad H. zu sprechen. Ist verboten, die Fernleitungen mit Privatgesprächen zu belasten.

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Die Eltern haben doch heute Hochzeitstag! Den 23.! Und heute früh bin ich gleich zum Gärtner und holte einen Strauß Herbstastern, der am Mittag den weißgedeckten Tisch zierte. Die Eltern freuten sich, daß ich daran dachte. Und auf dem Weg besuchte ich M.s mit. Sie sagte mir, daß es bei Spediteur P. noch immer nicht geklappt hätte und ich sollte nur gleich selber mal anrufen. Tagsüber ist er aber auf Fahrt. Und ich bekam heute auch unser Hochzeitsgeschenk nachträglich!

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Ich bin der glücklichste Sonnenstrahl auf Erden – das Blumenwunder, das schönste, des Weibseins erschloß sich mir – oh Du! Geliebte! Geliebte!!! Voller Blumen und Blüten steht diese Welt wie eine große Blumenwiese. Und viele, die meisten, die frei sich darbieten dem Sonnenstrahl, die sich genügen lassen an flüchtigem Kuß und Gruß. Dein Sonnenstrahl suchte doch nach einer ganz eigenen, seltenen Blume, suchte nach einer Blüte, die selber ebenso wartete auf einen eigenen Sonnenstrahl [...]

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Wie lustig die Pferdegeschirre draußen bimmeln. Schön klingt das! Das ist immer das untrügliche Zeichen auch, daß nun Winter ist. Ob da bei Dir die Pferde auch im Winter Glockenzeug tragen? Du! Das erinnert mich so an die Kindertage, wenn ich nicht hinausdurfte [sic] in die Kälte und die Nase an’s Fenster drückte und dem Treiben draußen zusah. Eine Seligkeit für ‘ne Schlittenpartie zu Pferde. Bis auf den heutigen Tag wurde sie mir noch nicht erfüllt.

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Es flammt an mancherlei Enden – die Flammen des Widerstandes, genährt von unerbittlichem Haßwillen und Wehrwillen. Die Russen haben wieder angegriffen, bei Stalingrad und nördlich Moskau. In Nordafrika haben wir uns immer weiter zurückziehen müssen. Heute steht ein Artikel in der Zeitung, der von dem verstärkten Druck der Allierten auf die Türkei spricht. Dazu kommt heute die Neuigkeit von Toulon.

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Heute hat uns aber niemand beim Bade gestört, und ich sitze nun fein neuwaschen und mit einem ganz vollgegessenen Bauchel bei Dir! Du, es ist mir doch grade, als ob ich heute ganz schnell müde würde. Viel gegessen – es gab Pilzsuppe und Hackfleischschnitten – heiß gebadet, warm im Stübel! Das sind alles Umstände, die nicht zu meiner Munterkeit beitragen.

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Sonnabend ist wieder. Ein wenig bereitet man sich doch auf diesen Tag und den Sonntag darauf. Und was sonst sich spannt für den Dienst, das spannt aus schon in der Voraussicht freier Stunden. Und dieses Ausspannen hier bei den Soldaten ruft das Bewußtsein der Leere doppelt hervor, einer Lücke, einer Hohle. Die Arbeit vermag vergessen machen – aber die Ruhe ruft alle Erinnerung herauf.

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Dieser Mann wußte zu berichten, daß die R. verhältnismäßig früh heiraten. Und einmal war er zu einer Hochzeit geladen, auf dem Lande – da sei die Braut 16, der Bräutigam 21 gewesen. Er zeigte uns auch die Bilder (Lichtbilder) davon. In ihren hübschen Trachten sah man die Leutchen. Und er hob ganz besonders hervor, daß unter des Landbevölkerung noch das edelste Gemüt zu finden sei, offen herzlich, gastfreundlich, höflich, ehrlich – dies alles würde man [i]n der Stadt gewaltig vermissen.

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Hier am Stadtrande stehen Kasernen, liegt auch ein großes Spital, Kriegslazarett. Und hier umfängt einen ein ganz anderes als großstädtisches Treiben. Joppen und Pelzmützen, Kopf- u. Umschlagtücher, helle Schürzen, mitunter auch vollständige Trachten, so steht das hier herum u. wandelt auf und ab, umsteht die einfachen Verkaufsstände: Obst und Zuckerzeug werden feilgehalten. Ich glaube, das ist das rumänische Volk. Viel Bauerngesichter, rund, klein und eng der Blick, das Gesicht nur nächste Sorgen verratend.

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Gestern buk ich ja auch 2 Kuchen! Weil wir nun einmal Vielfraße sind! Und ich muß doch Dein Teil mit essen!! Einen Kuchen aus Roggenmehl mit gekochten Kattoffeln und Marmelade gefüllt. Der schmeckt wie Marzipan – durch das Bittermandelöl Und einen Stollen aus Weizenmehl und rohen, ausgedrückten Karoffeln. Zitronat ist drin, schmeckt auch fein! Schade nur, daß man solchen Kartoffelkuchen nicht verschicken kann.

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Wir saßen vorhin alle beisammen und lauschten einem sehr schönen Programm des Deutschlandsenders. “An die Gestirne.” Lieder von Schubert, gute Stimmen sangen und Michael Raucheisen begleitete. Herzelein! Ich hätte mögen weinen vor Sehnsucht, als die ersten Takte von Schuberts[*] "Mondnacht" erklangen. "Es war, als hätt' der Himmel die Erde still geküßt…“

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Dein Mannerli ist in seinem beruflichen Vorwärtskommen gar stiefmütterlich behandelt worden, besonders in der neuen Ära. Als ich vom Seminar kam, gab man mir eine meinem Abschneiden entsprechende Stelle, damals sah man noch auf Leistungen. Weiß nicht, was ich nun so schlecht gemacht habe, daß ich so auf den Hund gekommen bin. Die Schulräte lernen ja ihre Leute überhaupt nicht mehr kennen.