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[OBF-421205-001-01]

In tausend Gefahren steht der Mensch immer, ob im Kriege oder Frieden, und wer sie alle bedenken wollte und ihnen vorbeugend steuern, der würde verrückt und wahnsinnig und müßte vor Bangigkeit sterben. Und mehr Gefahren sind in der Fremde, und weniger Hilfe, wen sie nun anfiel. Und es sind wohl Kamer[a]den, die haben schwer zu tragen. Ich denke an einen bei uns, dessen Magen nicht in Ordnung ist. Oh, wie muß es in trüben Stunden bei solchem Menschen aussehen!

[OBF-421205-002-01]

Man möcht’ sich als Weibel auch sorgen um alles, wenn die bösen Soldaten das Mannerli gefangenhalten so lange, daß es wieder zum Junggesellen wird und aller liebenden Sorge entwächst. Aber ach – Du!!! Du!!! Nach diesen kleineren Sorgen hin brauche ich doch den Kopf nicht mir zerquälen: mein Schätzelein ist so artig und folgt lieb! Viel lieber sicher als ich, wo auf mich eine Mutsch aufpasst!

[OBF-421208-001-01]

Ach Herzelein! Wie ein ausgestoßenes ausgesetztes Kindlein wäre ich, wenn Du mich aus Deiner Liebe tätest – fände mich gar nimmer zurecht in dieser Welt – Du! Du!!! Ach Du behältst mich lieb! Du behältst mich ganz lieb! Und ich berge mich in Deiner Liebe, ich hänge mich an Dich wie ein Kind, daß Du mich liebhaben mußt! Ach Herzelein! Was red ich da – Du! Du!!! Weil ich Dich so lieb habe – und weil ich so glücklich bin, daß Du zu mir gekommen bist in Deinem lieben Boten.

[OBF-421208-002-01]

Nun lese ich doch Deine Einstellung zum Möbelkauf in Kamenz. Und es will mir richtig bissel bang werden vor der Eiseskälte mit der mein Mannerli zuschaut! Ach Liebstes Du! Es gefällt mir doch, daß Du so bist! Und ich begreife doch Deine Haltung ganz recht. Unterdessen aber hat sich doch nun alles geklärt und so zu meiner Freude gewandelt, wie sich’s gewiß auch zu Deiner Freude wandeln wird. Gewiß, Herzelein!

[OBF-421208-002-02]

Ich habe mich heute einmal sehr geschämt, und geärgert über zwei Helferinnen, weil sie in einer ganz schnoddrigen, dreisten Art sich unterhielten mit einigen Landsern. Sie machten sich nun ihr Vergnügen daraus, die alten Landser, ist doch verständlich! Und die beiden waren so verrannt, sie müssen ja garnicht gespürt haben, daß sie in der Schwesterntracht bei den Männern saßen. Ich verabscheue so etwas.

[OBF-421211-001-01]

Aber Du weißt es, Geliebte!! Dieses Bedenken ist kein lustloses, liebloses Vorgehn, nicht etwa Freude am Quertreiben oder gar Mißgunst. Oh, Du weißt es: Mein Bedenken und Raten wird bestimmt von einem eisernen, zähen Willen, der wiederum genährt wird aus meiner Liebe zu Dir: Dich ganz festzuhalten! Unsre Freiheit, unser Recht zu wahren! Unser Glück, unseren Schatz zu hüten und zu behaupten. – Herzelein, wird einzig bestimmt aus dieser Herzensregung und diesem Willen.

[OBF-421212-001-01]

Wieder einmal am anderen Ende, am anderen Ufer der Woche. Wie mannigfach hat man diesen Rythmus [sic] der Woche nun schon miterlebt. Als Kind in der Vorschulzeit: mit den Eltern und von den Eltern her spürten wir etwas von dem Aufatmen und Aufblicken vom Werken der Woche. Als Schulkinder dann. Jeder Wochentag erhielt vom Stundenplan her ein besonderes Gesicht, und am Sonnabend war Chorsingen, darauf freute ich mich am allermeisten.

[OBF-421213-001-01]

Ach, es ist mir nun wieder so deutlich zum Bewußtsein gekommen heute, ein wie gnädiges Schicksal mir beschieden ist! Der Kamerad hat mir nun von Saloniki erzählt. Ein Kommen und Gehen ist da nun auch gewesen, fast alles ist nun auch zum Unteroffizier ausgewählt – und wenn der Krieg noch länger dauert, werden das auch noch lauter Feldwebel. Mit Kamerad ^H. ist er mehrmals zusammengetroffen.

[OBF-421213-002-01]

Heute Nacht hatte ich einen seltsamen Traum. Du und ich hatten uns bei der Hand und suchten Königstein. Es ging durch den Wald, durch Felder und Wiesen, wieder durch Wald, viel Felsen und Gestein war zu überwinden; dazu kam noch die Dunkelheit und wir stolperten und suchten und suchten. Und endlich bot sich uns das Bild, wie ich es kenne von damals, als wir, die Eltern und ich von Gohrisch herunterkamen ...

[NGM-421213-004-01]

Warum läßt man Dich bloß nicht mal weg? Dieses vergebliche Hoffen macht einen ganz kaputt. Da ist es doch schon besser, wenn Du in Dänemark bist, u. man weiß, daß Du nicht kommen kannst.

[OBF-421216-002-01]

Heute war nun Lichtlnachmittag [sic] bei den Kindern. Ach, alle Freude leuchtet doch eigentlich aus hellen Kinderaugen! Ich fühle das immer so glücklich. Herzelein! Wenn wir erst einmal zu dreien oder mehr noch ins Licht des Weihnachtsbaumes blicken! Ach Du! Denke Dich hinein! Wie wunderschön!! Es waren zwei frohe Stunden, die uns allen die Freude der Weihnacht nahebrachten.

[OBF-421217-001-01]

Wirst jetzt eben in der Singstunde sein – das Mannerli hat heut abend [sic] auch wieder mal gesungen – seit langem – und ich merke es. Ja, ich will mit einem Trüppchen zwei Weihnachtslieder 4 stimmig einüben, 'Es ist ein Ros entsprungen' und 'Kommet ihr Hirten'– heut abend war die Mannschaft zum erstenmal [sic] versammelt, 12 Leute, keinen zweiten Baß noch darunter, wußt auch gar nicht, wie weit sie musikalisch sind. Pack’s eben nun so an wie bei den Schulkindern.

[OBF-421218-002-01]

Es werden noch einmal bittere Vorwürfe kommen, kann ich mit denken, wenn diese Menschlein erwachsen sind und der Leere im Innern hilflos gegenüber stehen! Aber nur nicht so schwarz sehen! Gott sitzt noch immer im Regimente. Jedes Ding zu seiner Zeit. Ich kann es doch nimmermehr glauben, daß ein Christentum einer Wahnidee zum Opfer fällt.

[OBF-421219-001-01]

Oh Du! Ich muß Dir zum Danke immer wieder sagen, wie Du meines Lebens Sonnenschein bist, Geliebte! Wenn in die eintönigen Tagesgeschäfte dann gegen Abend Dein lieber Bote kommt – dann springt die Tür auf zum Herzen – dann tut sich das Fenster auf zur Heimat, zur Zukunft. Oh Geliebte! Und was gäbe es Lieberes, als nun nach des Tages Geschäften an dem Fenster zu stehen, mit Dir Zwiesprache zu halten, die mit mir in Zukunft leben will, als in diese Zukunft zu schauen, wo Du mir immer ganz nahe sein wirst. Es gibt nichts Lieberes – es gibt nichts Kostbareres.

[OBF-421219-001-02]

Und nach der Singstunde war ich doch frei. Ich hatte erst vor, noch einmal an die Luft zu gehen. Die Abende sind ja schön hell jetzt — aber schon den dritten Tag liegt hier ein rauher grauer Nebel, starr, unbeweglich, als wollte er ewig so liegen bleiben. Die Bäume tragen wieder feinen Anraum, der außerhalb der Stadt stärker ist. Alle Fernleitungen sind deshalb wieder einmal gestört – das bekomme ich doch sogleich zu spüren am Eingang, vielmehr dem Nichteingang der Telegramme, Fernschreiben heißt es bei uns.

[OBF-421220-001-01]

Wie gut haben es alle Soldaten hier, so gut eben, daß den meisten zu wohl wird dabei, daß sie sich vergessen, daß sie – wo sie doch nichts gewinnen können in der Etappe (höchstens unser Ansehen im Auslande mehren) – auch noch so manches verlieren – daß ein mancher das Beste verliert – daß er nicht ein froher Heimkehrer sein kann dereinst, nicht ein froher Sieger.

[OBF-421220-002-01]

Heute hab ich mich tüchtig dazugehalten mit allem, damit ich mich gleich nach Tische in die Schreibarbeit stürzen kann. Die Uhr zeigt 1/4 2 [Uhr] mittags. So kann’s losgehn! [sic]

[OBF-421222-001-01]

So nahe, sooo nahe bist Du mir – kann mit der Hand nach Deinem lieben Köpfchen langen, das nun lebensgroß vor mir steht. Oh Geliebte! Geliebte! Sooo lieb bist Du noch nie zu mir über alle Ferne gekommen wie nun in Deinem Geburtstagsgeschenk!!! Eine ganz große, tiefe Freude hast Du mir damit bereitet – oh Geliebte – die wird lange, lange noch nachklingen, die wird immer wieder aufklingen, sooft ich Dein liebes Bild schaue! Du! Du!!! Du!!!!! !!!!! !!!

[OBF-421222-002-01]

Du mein liebes Geburtstagsbüberl! Komm her zu mir! Wo steckst Du denn eben? Ach Herzelein! Mein [Roland]! Ich möcht’ Dich ja sooo herzensgerne liebhaben heute!

[OBF-421223-001-01]

Der Festsaal, etwas größer als der Rautenkranzsaal, aber höher, war ein wenig weihnachtlich hergerichtet worden, viel war es nicht – auch ein Christbaum stand da, ohne Liebe geschmückt - Tische weiß gedeckt, zu zwei Plätzen eine Flasche Wein, das Besteck nahmen wir von uns mit. Nun füllte sich der Saal, etwa 100 Mann waren wir. Dazu etwa 20 Personen, meist weiblichen Geschlechts [...]

[OBF-421225-001-01]

Ach Du, ich hätte gestern jede, auch die liebste Einladung ausgeschlagen – weil ich nur mit Dir Weihnacht feiern wollte. Nun laß Dir erzählen. Kein schönrer Nachmittag als der, der dem Heiligabend entgegendämmert. Getan alle Arbeit. Nur hier und da noch letzte Hand gelegt an Kleinig keiten [sic] – und nur noch geheimnisvolles Auf und Ab – und sonst schon lauter inneres Zurüsten für den Heiligabend. Selbst die Mutter, die nimmerruhende ein mal [sic] fertig, einmal ganz sichtbar bereit zu Rast und Feier [...]

[OBF-421225-001-03]

Weihnachten! Meine Liebe möcht ich Dir bringen! Möcht Dir sagen und singen und zeigen, wie sooo lieb ich Dich habe. Möcht Dich beschenken – so lieb – mit dem Liebsten, das es gibt! Ob ich Deinen Wunsch wohl weiß? Ob ich Dir auch das Liebste schenken möchte zur Weihnacht? – Ja – ja – Du weißt es – Du weißt es. Und wenn ich heute bei Dir sein und mit Dir feiern könnte [...]

[OBF-421226-001-01]

Oh Herzallerliebste mein! Und so lebst Du mir! So hast Du mir Dein Leben geweiht. So gehen wir Hand in Hand und finden aneinander Halt – und haben einander lieb und wollen miteinander dieses Leben erfüllen. Oh Geliebte mein! Mit Dir! welch herrlicher Weg, welch kostbares Ziel!!! Mit Dir!!! Oh Herzelein! Dein Mannerli hat dieses Ziel ins Auge gefaßt, er hat es mit dem Herzen erfaßt – und hat es erfaßt in seiner ganzen Weite, in seiner Bedeutung, in seinem Ernst, in seiner Kostbarkeit [...]

[OBF-421226-002-01]

Rate mal, wo ich jetzt sitze und Dein denke! Schätzelein! Bei der Oma in Mittelfrohna, ja! Ich bin doch heute Nachmittag mit Mutsch heruntergelaufen im schönen Sonnenschein – Und nun ist unser Papa auch nachgekommen, wie werden so sehr lange nicht verweilen.

[OBF-421227-001-01]

Zum morgen noch erkundigte ich mich nach dem Dienst und gingt triumphierend mit dem Bescheid davon, daß ich erst am Montag dran sei. Zu früh gejubelt. Im späten Vormittag rief er an – [Nordhoff], U.v.D., für einen, der übermorgen abkommandiert wird zum Kursus nach Nikolajew, wo Kamerad H. jetzt ist. Dagegen war nichts zu machen – und wenn ich nicht gerade erfreut war, so hat es mich doch in meinen Plänen auch nicht gestört, ach vor allem darin nicht, daß ich mit Dir alleinsein kann.