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Schätzeli! Nun lese ich doch alle Deine Beschreibungen vom neuen Stübel und von all dem anderen Neuen mit ganz andrer Freude, mit viel leichterem, froherem Herzen. Nun ist es wirklich für eine Weile Dein kleines Reich, was Du mir da malst. Ach, wie nett hast es wieder getroffen. Mußt ja meinen, seist garnicht bei den Soldaten! Vergiß nur mich nicht, wenns [sic] Dir gut geht!
Es flammt an mancherlei Enden – die Flammen des Widerstandes, genährt von unerbittlichem Haßwillen und Wehrwillen. Die Russen haben wieder angegriffen, bei Stalingrad und nördlich Moskau. In Nordafrika haben wir uns immer weiter zurückziehen müssen. Heute steht ein Artikel in der Zeitung, der von dem verstärkten Druck der Allierten auf die Türkei spricht. Dazu kommt heute die Neuigkeit von Toulon.
Eben wird es Tag, ein Herbstmorgen dämmert herauf – es ist 7 Uhr vorbei und ich habe, trotzdem unsre Leselampe brennt, schon die Rollos hochgezogen, damit ich dem lieben Tag nicht die Augen ausbrenne mit meinem künstlichen Licht! Die liebe Sonne wird, scheint mir, heute keine Kraft haben durch die dicken Wolken zu dringen; denn es sind arg dicke Regenwolken.
Am kommenden Montagabend bin ich zur Amtswaltersitzung eingeladen im Rathaus. Ich möchte kommen, weil vieles zu bereden sei, wegen Frau S., des Frauenschaftsführerin, die ja nicht da ist. Na, dann muß ich mich schon mal sehen lassen, damit ich wenigstens auch weiß, was gespielt wird.
Und als man mir die übrigen Helferinnen noch aufzählte die dabei sind, da war's mir genug. Es sind durchschnittlich alles solche Mädels, die sich schon auf der schiefen Bahn befinden. Die Schwestern jedoch, die zum Einsatz kommen kenne ich als anständige Kameradinnen. Hoffentlich bewähren sie sich und geben wenigstens eine vorbildliche Haltung ab, zum Beispiel für die übrigen Angestellten.
Sonntag, am 10. November 1940. Herzallerliebster!! Mein lieber, lieber [Roland]!! Geliebter!! Nun geht der Sonntag bald zur Neige. Ich hatte mich so gefreut auf ihn, hatte mir soviel vorgenommen, wollte vorarbeiten für die Zeit meiner Abwesenheit! Habe ja noch so eine Menge zu tun an meiner [...]
Gleich zu Anfang habe ich eine seltene Frage an Dich! Hast Du etwa meinen Kork vom Tintenfäßchen gefunden in einem Deiner Päckchen? Ach, wie dumm! Du kannst sie ja noch garnicht empfangen haben!! Aber, Herzelein! Gib nur mal Obacht, gelt? Denn seit ich die Weihnachtspäckchen packte, ist mein Kork verschwunden!