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Diese Anrede aus der Brautzeit, aus unsrer Zeit des Wartens, soll nun noch länger Geltung behalten. Nun komm, Herzliebes, und laß Dir berichten. Voll Spannung fuhr ich nun nach Dresden. Ich gab mein Gepäck auf. Mit meinem Frühstück bin ich durch den großen Garten gegangen, unseren Weg, weißt Du noch, zum letzten Male in Freiheit.
Den ganzen, langen Montag hab ich Dich verfolgt mit meinen Gedanken. Jede Umsteigestadion [sic], jeden Aufenthalt, die lange Wartezeit bis es mittags 1200 war, alles hab ich verfolgt. Ja und dann, Du? Von da ab konnte ich Dich nicht mehr finden, und ich quälte mich auch nicht, zu rätseln, wohin die Fahrt gegangen sein mag
Mittwoch den 16. Oktober 1940 Mein liebes, teures Herz! Du meine liebe, liebe [Hilde]! Geliebte! Es ist heut Mittag noch mal zum Draußensitzen. Ganz allein bin ich für mich und kann ungestört mit Dir plauschen. Wirst jetzt Dein Köpfchen ins Kissen drücken zur Mittagsruhe? Ziehst auch immer brav Dein [...]
Im Zusammenhang mit dem siegreichen Vordringen unsrer Truppen ist es wahrscheinlich, daß wir eines Tages von hier abgerufen werden. Du hast die Ereignisse hier unten sicher mit besonderer Spannung und Aufmerksamkeit verfolgt. Die unseren [sic] sind ja mit solchem Schwung vorgegangen, daß es aussieht, als sollte dieser Feldzug schon in wenigen Tagen beendet sein.
Genau wie auch bei Dir, 2 Tage hat die Post ausgesetzt. Es wird an dem Abtransportieren liegen, ich denke, daß die Post garnicht alle Tage befördert wird – vor allem jetzt in den Tagen des deutschen Vormarsches. Ach Du! Du!! Mein Herzlieb!! Ich bin ganz aus dem Häusel vor Freude!
Und gestern meldete der Rundfunk, daß sich Stalins Sohn mit einer Armee ergeben habe! Wenn doch bald dieser Grausamkeit da im Osten ein Ende gemacht würde! Zu fürchterlich alles! Aber Herzlieb! Heute will ich doch mit Dir von unsrer großen Freude reden – ich glaube, wir haben trotz der ernsten Zeit ein Recht darauf! Ja? Geliebter!!
Aber so allein, wie Du warst, ist noch schmerzlicher – alles Sehnen steigt dann ungehemmt auf und alle düsteren Gedanken. Mein Herzlieb ist schon so stark geworden – und geduldig – und tapfer – und der Hubo braucht sich nimmer so darum zu sorgen, daß es nicht fertig wird mit sich.