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[OBF-421225-001-01]

Ach Du, ich hätte gestern jede, auch die liebste Einladung ausgeschlagen – weil ich nur mit Dir Weihnacht feiern wollte. Nun laß Dir erzählen. Kein schönrer Nachmittag als der, der dem Heiligabend entgegendämmert. Getan alle Arbeit. Nur hier und da noch letzte Hand gelegt an Kleinig keiten [sic] – und nur noch geheimnisvolles Auf und Ab – und sonst schon lauter inneres Zurüsten für den Heiligabend. Selbst die Mutter, die nimmerruhende ein mal [sic] fertig, einmal ganz sichtbar bereit zu Rast und Feier [...]

[OBF-421225-001-02]

Nun soll das Weihnachtstor sich richtig wieder auftun – Weihnachten soll wieder werden unter den Menschen – Gott schüttet wieder aus von seiner Gnade und Güte – das Himmelreich kommt wieder zu den Menschen – der Himmel steht weit offen. Und was tun wir Menschen? Wir hören nicht und sehen nicht, sind mit Blindheit geschlagen – sind zu hochmütig, zu blasiert, sind neunmalklug oder leben dumpf und stumpf wie das Vieh – wir haben verlernt, uns recht zu freuen und recht zu leiden, wir sehnen uns nicht mehr, wir ^ haben das Glauben und Wundern verlernt – wir sehen den Himmel nicht mehr.

[OBF-421225-001-03]

Weihnachten! Meine Liebe möcht ich Dir bringen! Möcht Dir sagen und singen und zeigen, wie sooo lieb ich Dich habe. Möcht Dich beschenken – so lieb – mit dem Liebsten, das es gibt! Ob ich Deinen Wunsch wohl weiß? Ob ich Dir auch das Liebste schenken möchte zur Weihnacht? – Ja – ja – Du weißt es – Du weißt es. Und wenn ich heute bei Dir sein und mit Dir feiern könnte [...]

[OBF-421225-001-04]

Bin vom Spaziergang nach Hause. Grau der Tag wie all die Tage daher. Um null die Temperatur. Bin wieder dahin gegangen, wo ich am schnellsten die Stadt und die Menschen hinter mir habe, wo man fast einsam gehen kann, unter einer schönen Allee stattlicher Bäume – ist auch die Straße, die ich wandern müßte, wenn ich zu Dir wollte – Plojest ist das nächste Ziel.

[OBF-421226-001-01]

Oh Herzallerliebste mein! Und so lebst Du mir! So hast Du mir Dein Leben geweiht. So gehen wir Hand in Hand und finden aneinander Halt – und haben einander lieb und wollen miteinander dieses Leben erfüllen. Oh Geliebte mein! Mit Dir! welch herrlicher Weg, welch kostbares Ziel!!! Mit Dir!!! Oh Herzelein! Dein Mannerli hat dieses Ziel ins Auge gefaßt, er hat es mit dem Herzen erfaßt – und hat es erfaßt in seiner ganzen Weite, in seiner Bedeutung, in seinem Ernst, in seiner Kostbarkeit [...]

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Zum morgen noch erkundigte ich mich nach dem Dienst und gingt triumphierend mit dem Bescheid davon, daß ich erst am Montag dran sei. Zu früh gejubelt. Im späten Vormittag rief er an – [Nordhoff], U.v.D., für einen, der übermorgen abkommandiert wird zum Kursus nach Nikolajew, wo Kamerad H. jetzt ist. Dagegen war nichts zu machen – und wenn ich nicht gerade erfreut war, so hat es mich doch in meinen Plänen auch nicht gestört, ach vor allem darin nicht, daß ich mit Dir alleinsein kann.

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Heute will das Mannerli mal fein zeitig ins Bettlein gehen. Ist jetzt immer etwas spät geworden, gestern abend ja, weil ich Dienst hatte. Müde bin ich jetzt noch nicht, aber es kann schnell kommen. Aber erst muß ich noch zu meinem Herzensschatz kommen. Wo ich jetzt noch so fein allein bin. Ach Du – fein ist’s allein – ich wünschte es mir immer so – oder eine so gute Harmonie wie in Saloniki.

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Eben hat das Mannerli das Schreibzeug mit dem Stopfzeug vertauscht – es war wieder mal Zeit – und mit dem neuen, richtigen, Handwerkszeug macht es auch Spaß. Im Waschraum steht auch schon wieder Wäsche bereit, muß meine Tellertücher wieder mal dem Weißen ähnlicher machen. Ach Du, ich laß mich durch solche Arbeiten nicht verdrießen. Freilich wär's fein, wenn Du mir dabei helfen könntest – nicht, weil es dann schneller ginge, sondern weil ich dann liebe Gesellschaft hätte.

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Am 2. Feiertag ging ich doch spazieren am Nachmittag – und wenn ich so spaziere und meinen Schritt gehe, da spinnt sich doch meist ein Gedankenfaden an, ganz deutlich wird mir dann manches – und an dem Nachmittag fand i[ch] mein Frohsein gar nicht, ich fand Dich nicht recht – erst am Abend wieder. Ich schob es erst darauf, daß ich etwas schlecht ausgeschlafen war. Du – nicht, daß ich denke, Du habest mein nicht gedacht – nein, ich denke, daß Du selber gestört wurdest in Deinem Innern.

[OBF-430101-001-01]

Um Mitternacht standen alle auf, mit dem Glockenschlag ließ man den Sektpropfen springen – man wartete, solange der König sprach und die Nationalhymne erklang – dann stießen wir an – ja, mit Champagner, Herzelein! – “Prosit Neujahr!” “La multi ani”, d. h. auf viele Jahre (noch) – und ich habe doch heimgedacht bei diesem Wunsch – ach Du, den ganzen Abend doch auch immer an Dich – ach Du!

[OBF-390512-001-01]

Diese Woche ist schnell vergangen über der Arbeit, der planmäßigen und der zusätzlichen. Am Mittwoch bekam ich Deinen lieben Brief. Vielen Dank. Daß Kantatesonntag sei, kriegte ich erst spitz am Sonnabendabend, als ich mir die Choräle für Sonntag zurechtlegte.

[OBF-380602-001-01]

Sie haben den Anstoß dazu gegeben, daß ich mich mehr als sonst mit mir selbst beschäftige. Auf meinen Spaziergängen und Wanderungen sind Sie mein unsichtbarer Begleiter und Zuhörer, der mich nötigt, Rechenschaft abzulegen, mich mitzuteilen und verständlich zu machen, sind Sie die geheimnisvolle Person, die mich nötigt, meine Sachen, mein Leben zu ordnen.

[OBF-430102-001-01]

Du! Am 6. Januar ist großer rumänischer Feiertag – Johannestag. Ein Brauchtum ist nun diesen Tag: In Anwesenheit des Königs und der höchsten geistlichen Würdenträger wird an einer bestimmten Stelle der Dombowitza (das ist unser Fluß) ein Kreuz ins Wasser geworfen. 3 Männer fischen es heraus, übergeben es dem Patriarchen, der küßt es und übergibt es dem König. Unser Gastgeber konnte uns dieses Brauchtum auch nicht deuten, es ist jedenfalls ein Weiheakt.

[OBF-430103-001-01]

Am zuversichtlichsten sprach Hermann Göring – er spricht als einziger die Hoffnung auf den Frieden aus – Adolf Hitler ist bedeutend vorsichtiger – er spricht wieder von dem Kampfplatz, auf dem einmal einer als letzter stehen wird – einmal – Ach weißt, ich gebe auf diese Reden nichts – sie sind alle zu einem Teil in ihrer Wirkung berechnet. Die regierenden Männer könnten uns auch einmal ihre Erwartungen sagen, die sie auf Grund ihres Überblickes, ihres Einblickes in die Kräfteverhältnisse, ihrer Berechnungen haben – aber das tun sie nicht – das können sie nicht [...]

[OBF-430103-001-02]

Das neue Stapelbuch bringt wieder solche Fülle und Summe von Gedanken – ich freue mich recht sehr darüber – und finde darin so vieles, worauf ich wartete – ach Herzelein, eine Bestätigung auch unsrer Haltung – es macht doch Freude, seine Haltung wieder einmal recht beleuchtet und bestätigt zu finden, seine Stellung zu erkennen, seinen Platz.

[OBF-430104-001-01]

Und weißt Du es denn noch, wo mit Gottes Güte dies Eigensein seinen höchsten Ausdruck finden soll: im Kindlein! im Kindlein! Geliebte! Meine [Hilde]!!! Oh Herzelein! Es bliebe schon mein höchstes Glück, auch wenn ich ohne Kindlein mit Dir durch dieses Leben gehen müßte. Aber dann kommen doch die Stunden, wo wir einander gar nicht nah genug sein können, wo wir einander ganz durchdringen möchten, ganz einssein, [sic] ganz verschmelzen, ganz ineinander aufgehen – oh Herzelein, die Stunden, da es uns drängt, das Liebste zu sagen, das Liebste zu schenken – und diese Glut, dieser Wille, diese Leidenschaft lebt in uns beiden, und die Liebe zueinander entfacht sie. Du – Du!!! [sic] Herzelein! Du mußt mir Kindlein schenken!

[OBF-430105-001-01]

Oh Geliebte, meine [Hilde]! Unsre Zeit ist solchem Blühen gar nicht der rechte Boden, und darum ist es doch auch so wunderselten geworden. Wer ein gläubiges, einfältiges Herze sich bewahren will, darf nicht mit der Menge gehen, denn dort ist Roheit [sic] und Gemeinheit, ist Flachheit, Treulosigkeit und Zynismus und Selbstbetrug – er muß einsam gehen und einen starken Willen haben, dennoch zu glauben, dennoch das Gute zu erstreben.

[OBF-430107-001-01]

Ist schon richtig, daß es auch bei der Frau liegt, die Würde zu wahren. Aber doch nicht allein. Sie ist ja schutzlos bis zu einem gewissen Grade. Nein, Herzlieb, schon dieses Amt ist unter der Würde. Man sagt aber doch, daß es eine höhere Würde erhält von dem Dienst an Volk und Vaterland. Nun, von dieser Würde ist nicht viel zu spüren, sie ist eine ideelle – aber die Unwürde ist eine tatsächliche, kongrete [sic], ist eine Verletzung der persönlichen Würde, tagtäglich.

[OBF-430108-001-01]

Herzelein, in diesem Wort schwingt der Unwert, schwingt Freud-, SonnenWertlosigkeit [sic]– weißt, Herzelein, darin schwingt etwas von der Stimmung, der Atmosphäre, wie ich sie mir in einem Frauen- oder Mädchenlager denke – wo lauter Blümlein sich zusammenfinden ohne Sonnenstrahlen, wo niemand sich freut an dem Blühen, wo niemand sich sehnt nach dem Herzblümlein – da sind dann Trübnis und Nebel der Sinn- und Wertlosigkeit. Ach Geliebte, es ist eben dann der unnatürliche Zustand, in dem das wundersame Weben zwischen Mann und Weib, zwischen Liebenden aufhört. Bei Männern reißen dann Roheit [sic] und Gemeinheit ein – und bei Frauen Dumpfheit, Gleichgültigkeit.

[OBF-390520-001-01]

Pünktlich und glatt bin ich ½ 10 Uhr zu Hause gelandet. Es ist ein angenehmes Reisen in der Frühe. Die Züge sind wenig besetzt und fahren pünktlich. Während der Wartezeit in Chemnitz spazierte ich auf meinem Bahnsteig.

[OBF-430109-001-01]

So sind meine Gedanken gleich bei Hellmuth und Elfriede. Herzliebstes, weiß gar nicht, wie ich mir das denken soll: die Brustdrüsenentzündung operativ beseitigt, doch nicht die Brust ganz abgenommen – Ja, Herzallerliebstes, ein Kindlein bringt viel Freude und Sorge – und beide wiegen sie doppelt in dieser Zeit – und beim Mannerli, das Weib und Kind lassen muß und wieder ziehen, da wiegt die Sorge wohl mehr als doppelt. Soviel leichter doch, wenn die Eltern beide an den Sorgen tragen können, so viel leichter alles in der Geborgenheit und Stille des Friedens. Und vor Komplikationen ist keine Mutter sicher.

[OBF-430109-001-02]

Hat Vater denn seine Behandlung ganz frei? Mutsch schreibt einiges auch über Vaters Krankheit. Sie führt schon wieder einen Plan im Schilde: „am besten, er läßt sich einmal beobachten" – Herzelein, nicht nur Vater, sondern auch Ihr müßt Geduld haben und vernünftig sein – Ihr müßt abwarten. Vater anhalten zur Selbstbeobachtung. Nicht vielerlei probieren. Ach, leicht ist das nicht. Ich verspreche mir aber von einer Beobachtung im Krankenhause auch nichts.

[OBF-430111-001-01]

Ach Du! Was ist das für ein Wintersmann heute: Wieviel Streiche er den Menschen spielt, in der Großstadt zumal – und man hat richtig seine Freude an dem übermütigen Element. 50 – 60 cm mag die zusammenhängende Schneedecke sein. In den engen Straßen türmen sich Wände. Ganze Kolonnen Schneeschaufler, Juden, sieht man in den Straßen.

[OBF-430111-001-02]

Du bist das Glücksgretelein, dem es sich zuerst auftat – und ich bin das Glückshänselein – und wenn Du das nicht erkennst – dann mußt Du warten, bis ich zu Dir komme – dann will ich Dir mein Glück strahlen – Du! Du!!! Du!!!!! !!!!! !!! Herzelein! Glaub nur an das Wunder! Glaube an das Schicksal: Berufen bist Du, mein liebes Weib, mein Herzgemahl, mein Sternengeschwister zu sein

[OBF-430112-001-01]

Kann ich Dir auch noch ein anderes sagen: Du schreibst in einem anderen Zusammenhange, daß Rumänien doch stark nationalsozialistisch beeinflußt sei. Es gibt hier eine Partei, die Legionäre oder Grünhemden, die ähnliche Zielsetzungen hat wie unsre Partei, besonders in der Judenfrage. Diese Partei ist jetzt verboten, schon länger. Aber es arbeitet im geheimen, gerade auch in den letzten Wochen, sodaß selbst im Rundfunk davon gesprochen wurde. Die Anhänger erwarten deutsche Unterstützung und sympatisieren [sic] stark mit uns im Gegensatz zu einer englandfreundlichen Strömung. Aber Deutschland ist o gegenwärtig nur an der Festigkeit dieses Staates gelegen.