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Der Heeresbericht von heut abend bringt wenig gute Kunde. In Nordafrika wird gleich um Tripolis der Kampf entbrennen – und für die nächsten Tage können wir uns auf die Nachricht vom Verlust Stalingrads gefaßt machen. Gerade dieser Punkt war ein Schlüsselpunkt unsrer Operationen, der Stoß tief ins Herz des russischen Bären. Es hat den Anschein, als ob er ihn ausgehalten habe. Unterdessen liest man von dem verstärkten Aufmarsch der Alllierten im Iran. Ich zweifle daran, daß wir jemals in den Besitz der Ölquellen kommen im Kaukasus. Der Vorstoß dahin auf dem Landwege ist ein zu langer, leicht abzuschnürender Arm – und zu Wasser von uns gar nicht durchzuführen.
½ 8 Uhr ist’s bei uns. Ich habe eben fein Abendbrot gehalten, und nun mich zu Dir gesetzt. Will Dir erst sagen, wie mein Sonntag verlief. Nach dem Frühstück habe ich erst Deinen Boten abgeschlossen und bin dann einmal zur Dienststelle gegangen. Es war Mittagszeit, als ich zurückkam. Nach dem Essen habe ich...
Die Post ist heute nicht gekommen, der Zug hat jedenfalls viel Verspätung. Nun bekomme ich morgen vormittag Deinen Boten – und wenn nicht – ach Du, ich werde nicht irre an Deiner Liebe – oh nein, herzallerliebstes Schätzelein – Du hast mich doch zu lieb! Dein Herze ist doch zu tief, Dein Sinn zu beständig – und so erfüllt bist Du von unsrer Liebe wie Dein Mannerli, so ganz erfüllt vom Glück unsrer Liebe!
Herzliebes Schätzelein! Meine [Hilde]! Meine liebe, liebste [Hilde]! Ach Du heut abend hab ich gar keine rechte Ruhe. Der schöne lange Abend liegt nicht vor mir – ich bin nämlich U.v.D. - um 10 Uhr ist Runde, dann ist Unruhe bis 11 Uhr, und dann möchte ich das Bettlein aufsuchen, und so bleibt nur die Zeit zwischen 8 und 10 Uhr. Das ist dem Mannerli doch gar nicht recht – will doch den ganzen Abend für das Schätzelein haben!
Endlich ist wieder ein Bote zu mir gekommen, der Nachzügler vom 18. Januar. Ach Du! Du!!! Es hat doch mein ganzes Herze wieder übersonnt, hat die Sonne unsrer Liebe wieder ganz strahlend durchbrechen lassen, oh Geliebte mein, er läßt mich unser großen Glückes ganz inne werden! Du! Du!!!
Geliebtes, teures Herz! Meine liebe, liebste [Hilde]! Oh Du! Wie sieht das aus um mich her– der Abendbrottisch – auf meinem Bettlein und Briefe und Zeitungen durcheinander – ich hab doch alles stehen und liegen lassen. Der Postbote kam über dem Abendessen – und nun hab ich über eine Stunde bei Dir gesessen, habe alles um mich her vergessen – oh Du! Du! Du!!!
Und als man mir die übrigen Helferinnen noch aufzählte die dabei sind, da war's mir genug. Es sind durchschnittlich alles solche Mädels, die sich schon auf der schiefen Bahn befinden. Die Schwestern jedoch, die zum Einsatz kommen kenne ich als anständige Kameradinnen. Hoffentlich bewähren sie sich und geben wenigstens eine vorbildliche Haltung ab, zum Beispiel für die übrigen Angestellten.
In meinem Dienst gab es wieder einen Zwischenfall gestern. Zwei junge Soldaten wurden von der Feldgendarmerie eingebracht, sie hatten sich in der Trunkenheit mit Rumänen geschlagen. Herzelein – da leuchtete es mit einem Male wieder auf: ein Chaos ist die Welt – ein unüberschaubares Chaos ist sie zumal jetzt.