Hannelore Wilmers

Abbildung von einem Haushaltspaß von Hannelore Wilmers, grüner Karton mit Schreibmaschinenschrift. andes- und Hauptwirtschaftsamt Hamburg.
Ba-NGM K02.Pf1_.A14, Haushaltspaß von Hannelore Wilmers, 1944, Hamburg, herausgegeben vom Landes- und Hauptwirtschaftsamt Hamburg.

 

 

Hannelore Wilmers, geb. Baumann, wurde 1917 geboren, sie lebte bis 1999. Sie war Tochter eines Lehrers und seiner Frau in Neuengamme. Ihr jüngerer Bruder war bei der SS. Hannelore Wilmers besuchte das Luisen-Gymnasium in Hamburg-Bergedorf. Dann arbeitete sie in einer Motorenfabrik als Stenotypistin, auch noch nach der Hochzeit mit Heinrich Wilmers. Viele Bürostunden verbrachte sie mit dem Schreiben privater Briefe. Nicht nur zu ihrem Ehepartner, sondern auch zu vielen Freundinnen und Freunden und Verwandten hielt sie brieflichen Kontakt. Nach der Geburt des ersten Kindes 1942 war sie Hausfrau. Sie traf sich gern mit Freundinnen, ging tanzen und ins Kino, las gern und handarbeitete. Sie kümmerte sich um das gemeinsame Kind, half auch Verwandten bei der Hausarbeit. Das Schreiben langer Briefe war fester und wichtiger Bestandteil ihres Alltags. Nach April 1945 suchte sie Heinrich Wilmers über den Suchdienst des Roten Kreuzes.

 

Es wurden insgesamt 89 Ergebnisse zu dieser Auswahl gefunden.
Als wir dann in Mittlerer - Landweg hielten, da hörten wir ja auch schon die Sirenen ... alle Reisenden begeben sich in die Luftschutzkeller ... Ausserdem wurden 20 PFennig [sic] Aufschlag für Fliegeralarm genommen, wozu das, ist mir auch[...]
Von der Behörde ist Nachricht gekommen, daß alle Hamburger Lehrer reklamiert werden sollen. Vielleicht kommst Du ja dann auch bald frei!
Wo Du nun wohl stecken magst? Meine Gedanken sind immer bei Dir. Deine Art der Bezeichnung, wohin Ihr kommt, ist ja fast wie die Aufgabe eines Rätsels: Die Entfernung nach Hamburg wird nicht kürzer, aber an Deutschland kommt Ihr näher heran?
Übrigens muß ich ja hierbei erwähnen, daß wir am Freitag unsere Kohlen bekommen haben. Koks ist noch nicht dabei. Sonst haben wir Briketts, Steinkohlen u. Braunkohlen bekommen, aber eine ganz andere Einteilung wie ich damals angegeben hatte.
Von dem zu verschickenden Kuchen sollst Du auch eine Probe haben.
... wenn wir mal ein Baby haben, so muß das doch in ein warmes Tuch gewickelt werden. Da nimmt man doch meistens weiße Tücher. Nun wirst Du sicher denken: Die hat ja wohl einen Vogel. Aber: Der kluge Mann (oder auch in diesem Fall wohl besser Frau)[...]
Ich habe aber auf der Sparkasse nichts ausrichten können. Ohne Deine Unterschrift darf ich kein Geld von Deinem Girokonto abheben oder überweisen lassen. Ich muß von Dir erst die Bevollmächtigung haben, daß auch meine Unterschrift dort anerkannt wird[...]
Im Hafen hat es gebrannt (4 Schuppen, Oellager), auf der Lombardsbrücke waren Blindgänger niedergegangen, außerdem war wohl ein Gleis beschädigt, denn der Verkehr zwischen Hauptbahnhof u. Sternschanze war einige Tage lahmgelegt. In einigen[...]
Fräulein Sch. hat übrigens großes Pech. Ich erzählte Dir doch, daß sie sich Pfingsten eigentlich verloben wollte. Durch den Einmarsch in Holland und Belgien war es ja aber damals ihrem Freund nicht möglich zu kommen. ... ... Wir hatten ja geglaubt[...]
Freust Du Dich, daß es jetzt nach Frankreich hinein geht? Leider noch weiter weg. Aber einmal wird es wohl den entgegengesetzten Weg gehen, es fragt sich nur wann. Aber wie werden wir uns dann freuen! ... Seit einiger Zeit wird draußen schon wieder[...]
Ich habe nun gleich das Päckchen wieder gefüllt. Hoffentlich hält es noch einmal seinen Dienst aus. Das ist ja dann schon die dritte große Reise. Wenn man doch selbst auch mal mitfahren könnte.
Wir haben vom Geschäft aus an die Niederegger Marzipanfabrik in Lübeck geschrieben, u. angefragt, ob sie Süßigkeiten an von uns aufgegebene Feldpost-Anschriften abschickt.
Nun muss ich Dir noch mal von meinen Träumen erzählen. ... Wir guckten aus dem Bodenfenster und da kam ein Flugzeug direkt auf uns zugeflogen, und die Bomben purzelten man so heraus, immer mehrer [sic] auf einmal und dicht hintereinander, noch viel[...]
Grete hatte den Gedanken, das Lager zu besichtigen. ... Es kam uns bald ein Mädel entgegen. Wir brachten unser Anliegen vor. Sie mußte aber erst fragen, im Augenblick aber hätte die Führerin Besprechung. Wir wollten dann nur einmal herumgehen, im[...]
Die ganze Nacht durch ist heute fast geschossen worden. Im Keller waren wir nicht, obgleich es zeitweise ziemlich heftig war.
... nebenan bei M.s arbeitete der Belgier. ... Papa fragte ihn dann, ob er jetzt Nachricht von seiner Familie hätte, da er früher von M.s gehört hatte, dass er meinte, sie seien wohl alle tot.
Aber ich habe bis eben gelesen ... Auf eine furchtbar tragische Weise endet das Schicksal dieser beiden Menschen.
Wie ich Dir gestern schon schrieb, hat Hermann Göring gesagt, der Krieg sei Weihnachten zu Ende. Er soll zu einem Soldaten gesagt haben: Schreib ruhig Deiner Braut, Hermann hätte das gesagt. Darauf baue ich nun erst einmal wieder fest.
Papa kommt gerade mit der Nachricht, daß Weihnachten der Krieg vorbei ist. Hermann Göring soll es gesagt haben.
Plötzlich bekommt man alles auf einmal u. dann wieder tagelang nichts. Zuerst war ich auch immer sehr unglücklich darüber, natürlich nur, wenn keine Post kam, u. ich habe Dir ja auch einmal mein Leid geklagt. Jetzt aber lese ich dann immer alle[...]
Grete aus Bergen u. auch Heinzi in Nindorf gedenken schon bald zu heiraten. Grete hat schon wegen Ahnensachen in Curslack bei Onkel Hermann angefragt
Habt Ihr inzwischen denn schon mal wieder ein Hasenessen gehabt? Wird denn Euer Hase von Deutschen oder Franzosen gebraten. Macht Ihr das rein privat? ... In der letzten Nacht sollen hier in der Nähe wieder Bomben abgeworfen sein. ... Deine Briefe[...]