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Der Gründonnerstag war grau und schwül. Wir bestiegen den Picho (denselben Berg besuchte ich am Neujahrstag). Der Karfreitag war rauh, der Himmel verhangen. Wir flogen aus nach Böhmen zum Jüttelberg, von da nach Schluckenau. Damit näherten wir uns der Gegend, in die ich Dich beim letzten Besuch verführte.
So spät abends würde ich aber auch Mutter lieb und energisch Feierabend gebieten, und keinesfalls ^mich aber mehr zu einer Mitarbeit genötigt fühlen, wenn es nicht ganz Not am Mann ist. (Ich weiß, die liebe Mutsch ist ein ruheloser Treiber.) Als Du am Nachmittage zum Dienst gehen mußtest und Mutsch allein lassen mußtest – hattest Du das Empfinden aber nicht. Am Nachmittage war angesetzter Dienst – der schien Dich vor Mutsch zu rechtfertigen. Am Abend das Schreiben ans Mannerli – war Dir nicht Grund genug zur Rechtfertigung?
Aus dem Radio nebenan tönt ein Kinderchor – wie lieb gehen die Stimmen, so lieb wie Engelsang – oh Herzelein - dann muß innehalten mit allem – vor der Reine und Schönheit und Gläubigkeit solchen Singens – dann wird alle Gläubigkeit in mir selber aufgerufen – oh Geliebte, dann schaue ich Dich an meiner Seite – so still und kf glücklich wie zwei Kinder, wie zwei ganz glücklich Liebende, wie sie wohl ein Maler in eine schöne Landschaft stellt, so schaue ich uns dann – und so still und gewiß und glücklich ruht das Bewußtsein Deiner, unsrer Liebe in mir! So liebe ich Dich!
Sie haben den Anstoß dazu gegeben, daß ich mich mehr als sonst mit mir selbst beschäftige. Auf meinen Spaziergängen und Wanderungen sind Sie mein unsichtbarer Begleiter und Zuhörer, der mich nötigt, Rechenschaft abzulegen, mich mitzuteilen und verständlich zu machen, sind Sie die geheimnisvolle Person, die mich nötigt, meine Sachen, mein Leben zu ordnen.
Wir hatten heute Nacht 4 Mann Einquartierung! Als ich gestern gegen Abend von Limbach heimkomme, ist Besuch da: M.s aus Chemnitz. Ich war sprachlos. Sie wollten übers Wochenende zu Oma, weil Onkel Fritz wahrscheinlich zum letzten Mal auf Urlaub zuhause ist, er soll ins Feld kommen.
Und unsre Zeit, in der alles zur Herde und Masse wird, die alles enteignen möchte und alles vergemeinschaften – da erhebt sich dieser Eigensinn, gereizt und herausgefordert, bis zum Trotz und Widerspruch, da setzt sich das Eigensein zur Wehr. Und zurecht – es kann ja nicht anders sein.
Eines möchte ich Dich nun noch bitten, zu bedenken: noch ist der Krieg ja nicht aus. Also Du brauchst wirklich keine Angst zu haben, daß ich eventuell schon morgen mit meiner letzten Frage an Dich herantreten könnte oder gar täte. Weiß doch, genau so wenig wie Du, ob es überhaupt noch mal soweit zwischen uns kommt. ... Hast Du schon mal nachts von mir geträumt? Ich von Dir in letzter Zeit sehr oft. Du einfach himmlisch ist das.
Nur mein Herz wurde kalt und hart wie ein Stein. Dann kam die Zeit zwischen Arbeitsdienst und Militär. ... Dann kam der Krieg. Jetzt im Vorfrühling vor einem Jahr kam ich ins Feld. Man bekam andere Gedanken. ... Alle hatten Post! Nur ich nicht. ... Wie ich da so zusah, wie sie alle so still und glücklich am lesen waren, kam ich mir unendlich überflüssig in der Welt