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Du! Ich bin ja den ganzen Tag über schon so voller Freude und Glück, ach Du! Denke doch: 3 Boten sind gekommen! 3 liebe Boten von Dir, mein Herz! Du! Ich danke Dir so sehr! Wie hast Du lieb und fleißig an mich gedacht, Schätzelein! Bei aller Unruhe und Unbequemlichkeit einer solchen Reise. Ach, darum bin ich Dir für jedes Wort doppelt dankbar. Du! Alle 3 Boten sind am 16. X. abgestempelt, sind doch so fein pünktlich gekommen, ja?

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Schätzelein! In rumänischem Land finde ich Dich. In B.! Du! Ich freue mich, daß Du für den Winter zumal in einer großen Stadt sein kannst, Du wirst ein wenig Zerstreuung haben, wirst am Kulturleben teilnehmen können, was in V. sicher nicht in dem Maße sein kann. Außer Veranstaltungen, rein im Sinne der Wehrmacht. Der Sommer in V. ist bestimmt schön, der Winter aber? Ach, nicht abwägen! Sich abfinden mit dem gezogenen Los.

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Noch ein paar Worte muß ich mit Dir reden, ehe ich zur Singstunde gehe. Heute vor 8 Tagen war mein Programm doch das gleiche, Du! Und ich mußte doch viel lieber Dein denken, als singen! Du!! Ich wähnte Dich schon an Ort und Stelle und dabei warst Du immer noch unterwegs. Heute nun gehen meine Gedanken nach der Hauptstadt Rumäniens. In irgend einem Winkelchen der Stadt, was [w]eiß ich, wo – da sitzt ja nun mein Herzallerliebster!

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Vom Sonntagabend ist Dein Bote. Endlich stehen die Räder einmal still. Wieder ein Sonntagabend – ach, Du! ich [sic] kann Dir so gut nachfühlen, daß er alle Gedanken an die Heimat weckte! 8 Tage zurück gerechnet, wie viel schöner war da noch alles. Ja, Urlaubsfreuden sind vergänglich. Aber nicht für uns in dem Sinne vergänglich, Geliebter! Jene Zeit, jene Stunden in denen die Liebe so eng das Band um uns schlang [...]

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Eine lange Weile liegt zwischen dem letzten Boten, den ich Dir schrieb und dem heutigen. Freitag wars als ich Dir schrieb, heut ist Sonntag. Und es war doch gut so, daß ich Dir gestern keinen Boten sandte; denn nun erfahre ich doch eben, Herzelein, daß Du schon wieder eine neue Nummer hast! So gehts [sic] im Leben: manche haben gar keine Nummer und wieder andre bekommen fast täglich eine!

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Und es war eben Kirmesstimmung, trotz der Zeiten. Wir spannten uns auch gleich mit ein: Kuchenschneiden, Geschirr bereitstellen, ach und der hundert Handgriffe mehr. Um 3 [Uhr] ging dann der Drasch los und wir kamen nicht mehr zu Atem bis abends um 900 [Uhr]. Um die Zeit war die letzte Portion raus, dann hatte die liebe Seele Ruh! Durch das Prachtwetter hatten wir Gäste über Gäste!

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Gleich vorm Hellwerden heute früh gings [sic] los mit dem Schaffen. Die Betten hab ich abgezogen und im Flur zum lüften [sic] ausgelegt. Alle beiden Schlafstübel hab ich leer ausgeräumt. Dann hab ich Kaffee getrunken und bin zum Wochenmarkt: Spinat, Sellerie, Möhren, Kohlrabi, Petersilie gabs [sic]. Schnell bin ich wieder nachhause. Da wollte erst mein Schätzelein aus dem Briefkasten! Aber dann gings [sic] alles nochmal so hurtig.

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Herzelein! Der Film Rembrandt hat mich gepackt. Ich wünschte mir so; daß Du neben mir gesessen hättest! Nicht nur der Lebensweg, das Schicksal jenes Meisters ist packend, auch die Darstellungskunst der Schauspieler. Und durch das Ganze hindurch webt der Geist der damaligen Zeit. Ach, man wünscht sich manchmal heute zurück, in eine andre Zeit hineingelassen.

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Schätzeli! Nun lese ich doch alle Deine Beschreibungen vom neuen Stübel und von all dem anderen Neuen mit ganz andrer Freude, mit viel leichterem, froherem Herzen. Nun ist es wirklich für eine Weile Dein kleines Reich, was Du mir da malst. Ach, wie nett hast es wieder getroffen. Mußt ja meinen, seist garnicht bei den Soldaten! Vergiß nur mich nicht, wenns [sic] Dir gut geht!

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Ja, ich habe sie heut abend gleich mal probiert in die Singstunde. Sonntag feiern wir Reformationsfest, singen zwei Sachen. "Welt ich bin dein müde, ich will nach dem Himmel zu" üben wir fürs Totenfest. Für Sonntag: "Es lag in Nacht und Graus die Erde, noch war die Sonne Gottes nicht: da sprach der Vater des Lichtes, es werde…." Ich hatte nicht viel Lust zum singen [sic], nach dem Waschfest – weißt, jedoch am Sonntag will ich mitsingen und ohne Übung? nein.

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Feierabend habe ich nun. Die Uhr zeigt 20 Minuten nach 800 [Uhr]. Bin doch eben aus dem Wännlein gestiegen, Du! nachdem [sic] wir schon den zweiten Nachmittag andauernd mit Wasser und Seife zu tun hatten! – ja [sic], es ist geschafft, das Waschfest! Wir sind auch tüchtig froh. Das heißt, getrocknet soll die Wäsche morgen noch werden, aber das bissel Aufhängen ist ja Spielerei, gegen das, was hinter uns liegt.

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Und gegen Abend, als wir Abendbrot gehalten und uns ein wenig verschnauften, da kam auch noch Besuch! N.s, mit ihrer Tochter, die ist nun wieder zuhaus, ist entpflichtet worden auf der Festung Dömitz. Sie blieben auch ziemlich lang, sodaß ich dann so müde war und mich nicht mehr zum schreiben [sic] aufraffen konnte. Nur diese wenigen Zeilen sende ich Dir, damit Du ein Zeichen erhältst.

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Mein Schätzelein! Sonntag heute. Ein ganz grauer, verregneter dazu. Man kann garnicht hinaus an die Luft heute. Wir sind ja heilfroh, daß unsre Wäsche nun fertig ist! Denke nur, heute früh habe ich es doch verschlafen! Bin erst 3/4 9 aufgewacht! Und die Eltern auch. Das kam daher, weil es heute früh noch so sehr dunkel war. Und weil wir spät ins Bett sind durch den Besuch, wo uns der Schlaf so nötig war, hatten es ja alle so zur Genüge satt.

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Schon am Nachmittag will ich heute zu Dir kommen; denn für den Abend hat sich Frau L. angemeldet, sie will uns mal besuchen. Ich freu mich, daß sie uns mal aufsucht. Die Mutsch ist gleich mal zum Milchmann gelaufen, sie hatte vorhin auch Besuch: Frl. M., ein Mädel, das mit ihr im Geschäft zusammen, war und nun R-A-D und Kriegshilfsdienst beendet hat, sie fängt morgen wieder bei Mutter mit an zu arbeiten.

[OBF-421103-002-01]

Dann schreibt die Mutter noch etwas Ulkiges. Schon im vorhergehenden Brief schrieb sie, wie wir dazu dächten, sie will sich einen waschechten Wurzelwerkindianer eintun aus der Nachbarschaft. Ob wir auch einen wollen. [...] So ein Schelm! Jetzt wissen wir noch garnicht, ob wir nicht solche Aufgabe zu lösen haben in der eigenen Familie, gelt? Und so einen waschechten Schwarzen nähme ich schon garnicht an! Nein! Dafür brächte ich keine Liebe auf glaub ich.

[OBF-421105-002-01]

Eben wird es Tag, ein Herbstmorgen dämmert herauf – es ist 7 Uhr vorbei und ich habe, trotzdem unsre Leselampe brennt, schon die Rollos hochgezogen, damit ich dem lieben Tag nicht die Augen ausbrenne mit meinem künstlichen Licht! Die liebe Sonne wird, scheint mir, heute keine Kraft haben durch die dicken Wolken zu dringen; denn es sind arg dicke Regenwolken.

[OBF-421106-002-01]

Du, Schätzeli! Wir waren doch gestern in Limbach einkaufen. Und sind wahrhaftig erst 1/2 700 [Uhr] wieder heimgekommen. Ab 3 Uhr sind die Geschäfte offen. Es war schwerlich, unsre Wünsche zu erfüllen. Es macht keinen Spaß mehr, einzukaufen. Die Mutsch kriegt keinen Hut. Ich keinen Besatzstoff für meinen Mantel. Und vieles andre ist noch, was man bis zum Frieden zurückstellen muß.

[OBF-421107-002-01]

Rassenkundliche Schilderungen machten uns das Völkergemisch noch anschaulicher. Vornehmlich die Wandlungen die die Menschen nebst Ländereien im Laufe der Zeit durchmachten. Romanisch slawischer [sic] Einschlag ist der Rumäne. Durch die jahrhundertelange türkische Unterdrückungsherrschaft sind die Balkanstaaten weit zurückgeworfen worden in Wirtschaft und Kultur. Und das zu bessern hat die neue, junge Bewegung die in Europa nun herrscht, vor.

[OBF-421108-002-01]

Die Sonntagsnachmittagstille umfängt mich, es ist 3 Uhr vorbei und ich komme nun zuerst zu Dir, mein liebstes Herz. Mutsch näht auf der Maschine, sie bessert Wäsche aus und Vater schläft auf dem Sofa. Sagte ich Dir schon, daß ich umgeräumt habe? Das Sofa steht jetzt unter dem linken Fenster und reicht gerade bis ans rechte so heran, daß man es noch bequem öffnen kann. Der Tisch steht vorm Sofa und auf der früheren Sofaseite steht ein Stuhl, das Fußbänkel in Ofennähe.

[OBF-421109-002-01]

Gestern Abend um 600 [Uhr] sprach der Führer, hast Du wohl seine Rede auch gehört? Der Südosten war mit angeschlossen. Ihr nehmt wohl den Belgrader Sender? Ja Liebster! Die Rede des Führers. Sie war von dem Ernst unsrer Zeit gestempelt, war aber auch voller Zuversicht und Hoffnung auf ein siegreiches Ende. Nur das 'Wann' dieses Endes steht noch dahin.

[OBF-421109-002-02]

Bei Dir bin ich mit all meinen Gedanken. Zu Dir eilt all meine Sehnsucht. Ich kann sie nicht in mein Herz verschließen, sie durchbricht den höchsten Damm, die verschlossenste Tür. Geliebter! Ich muß dich ewig suchen. Mein Lebenlang. Ich weiß es. So wie heute, so war es immer schon seit ich Dich kenne – einmal leiser, einmal drängender – Du! Geruht hat mein Herze aber seither noch nie, noch nie!

[OBF-421110-002-01]

Heute ist kein Bote gekommen von Dir. Das erste Mal setzt die Post damit heute aus. Aber ich denke nichts Schlimmes, der Brief wird irgendwo liegen geblieben sein und morgen sicher kommen. Weißt Du, was das Neueste ist bei uns? Zweierlei. Es hat heute zum ersten Male geschneit! Aber ganz naß nur. Und ich bin doch gleich mit den schönen Stiefelein zum Markt gegangen heute.

[OBF-421111-002-01]

Und wenn auch wieder dunkle Wolken am Himmel aufgezogen sind: der Einbruch der Amerikaner in Westfranzösisches Kolonialgebiet (Afrika - Marokko) so wollen wir uns nicht beirren lassen im Glauben und in der Zuversicht an ein gutes Ende. Unser Führer wird alles tun, die Not des Krieges im Vaterland von uns abzuwenden.

[OBF-421112-002-01]

Du! Es ist jetzt ½ 400 [Uhr], schon beginnt es zu dunkeln, ich habe noch einen Gang zur Frau L. vor heute abend vor der Singstunde. Es handelt sich um Konzepte für Gedichte und Verslein, die meine Kinder aufsagen sollen. Am kommenden Sonnabend haben wir auch wieder Arbeitstagung in Chemni[tz], da kommen wir auch erst im Dunkeln heim. Wie schön ist es da, daß ich Deine Lampe habe! Sie leistet mir wirklich gute Dienste! Es gibt bei uns so wunderselten mal eine Batterie.

[OBF-421113-002-01]

Wir haben umgeräumt zur Wintersaison! Das heißt so viel: der Küchentisch steht nun wieder vorn bei der Tür, damit man die Speisen bei der Hand hat, wenns [sic] nun so kalt wird – das Bänkel ist im Vorsaal aufgestellt. Mutsch hat noch feine Vorhänge drangemacht, weil die alten ganz zerschlissen waren. Schön sind sie, weiß mit blauen Streifen unten am Ende. Wenn Du nochmal heim darfst, bevor Frühling wird, dann kannst Du alles ja selber begutachten.