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Du! Am 6. Januar ist großer rumänischer Feiertag – Johannestag. Ein Brauchtum ist nun diesen Tag: In Anwesenheit des Königs und der höchsten geistlichen Würdenträger wird an einer bestimmten Stelle der Dombowitza (das ist unser Fluß) ein Kreuz ins Wasser geworfen. 3 Männer fischen es heraus, übergeben es dem Patriarchen, der küßt es und übergibt es dem König. Unser Gastgeber konnte uns dieses Brauchtum auch nicht deuten, es ist jedenfalls ein Weiheakt.

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Das neue Stapelbuch bringt wieder solche Fülle und Summe von Gedanken – ich freue mich recht sehr darüber – und finde darin so vieles, worauf ich wartete – ach Herzelein, eine Bestätigung auch unsrer Haltung – es macht doch Freude, seine Haltung wieder einmal recht beleuchtet und bestätigt zu finden, seine Stellung zu erkennen, seinen Platz.

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Ist schon richtig, daß es auch bei der Frau liegt, die Würde zu wahren. Aber doch nicht allein. Sie ist ja schutzlos bis zu einem gewissen Grade. Nein, Herzlieb, schon dieses Amt ist unter der Würde. Man sagt aber doch, daß es eine höhere Würde erhält von dem Dienst an Volk und Vaterland. Nun, von dieser Würde ist nicht viel zu spüren, sie ist eine ideelle – aber die Unwürde ist eine tatsächliche, kongrete [sic], ist eine Verletzung der persönlichen Würde, tagtäglich.

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So sind meine Gedanken gleich bei Hellmuth und Elfriede. Herzliebstes, weiß gar nicht, wie ich mir das denken soll: die Brustdrüsenentzündung operativ beseitigt, doch nicht die Brust ganz abgenommen – Ja, Herzallerliebstes, ein Kindlein bringt viel Freude und Sorge – und beide wiegen sie doppelt in dieser Zeit – und beim Mannerli, das Weib und Kind lassen muß und wieder ziehen, da wiegt die Sorge wohl mehr als doppelt. Soviel leichter doch, wenn die Eltern beide an den Sorgen tragen können, so viel leichter alles in der Geborgenheit und Stille des Friedens. Und vor Komplikationen ist keine Mutter sicher.

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Hat Vater denn seine Behandlung ganz frei? Mutsch schreibt einiges auch über Vaters Krankheit. Sie führt schon wieder einen Plan im Schilde: „am besten, er läßt sich einmal beobachten" – Herzelein, nicht nur Vater, sondern auch Ihr müßt Geduld haben und vernünftig sein – Ihr müßt abwarten. Vater anhalten zur Selbstbeobachtung. Nicht vielerlei probieren. Ach, leicht ist das nicht. Ich verspreche mir aber von einer Beobachtung im Krankenhause auch nichts.

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Herzallerliebste mein! Zwei liebe Boten sind heute zu mir gekommen. Darunter auch der Nachzügler vom Dienstag. Er berichtet wieder einmal von einem Alarm, der nun mit dem heutigen Boten als ein blinder sich erwies. Komisch, daß erst die vielen Helfer nicht dawaren [sic], sodaß man Dich rief. Ist das ein böses, ruhloses Durcheinander – ich muß daran denken, wie die Menschen früher, als sie noch seßhafter waren, glücklicher dranwaren [sic], wie sie einander auch schneller zur Hand sein konnten mit Rat und Hilfe.

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Herzliebes Schätzelein! Meine [Hilde]! Meine liebe, liebste [Hilde]! Ach Du heut abend hab ich gar keine rechte Ruhe. Der schöne lange Abend liegt nicht vor mir – ich bin nämlich U.v.D. - um 10 Uhr ist Runde, dann ist Unruhe bis 11 Uhr, und dann möchte ich das Bettlein aufsuchen, und so bleibt nur die Zeit zwischen 8 und 10 Uhr. Das ist dem Mannerli doch gar nicht recht – will doch den ganzen Abend für das Schätzelein haben!

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Herzelein, komm doch jetzt wieder zu Dir! Du!!! Weißt Du denn noch, wie gerne ich komme? – Du weißt es nimmer genau – muß bald einmal wirklich wieder kommen! Ach Du! Du!!!

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Und am selben Tage geschieht das größte Herzeleid, das uns Deutschen bisher in diesem Kriege widerfahren ist. Der Kampf um Stalingrad ist zu Ende. Die 6. Armee steht nicht mehr. Alle sind von der Übermacht des Feindes erdrückt.

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106. Sonnabend, am 6. Februar 1943. Geliebtes Herzelein! Mein Geliebter [Roland]! Du!!!!! Nun komme ich doch zu Dir! Schätzeli! Bin soweit fertig mit meiner Arbeit. Nachher will ich nochmal zum Milchmann und in die Stadt nach Stoff für Vaters Oberhemd, das wir ausbessern wollen. Anschließend will [...]

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Wir hatten heute Nacht 4 Mann Einquartierung! Als ich gestern gegen Abend von Limbach heimkomme, ist Besuch da: M.s aus Chemnitz. Ich war sprachlos. Sie wollten übers Wochenende zu Oma, weil Onkel Fritz wahrscheinlich zum letzten Mal auf Urlaub zuhause ist, er soll ins Feld kommen.

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Und unsre Zeit, in der alles zur Herde und Masse wird, die alles enteignen möchte und alles vergemeinschaften – da erhebt sich dieser Eigensinn, gereizt und herausgefordert, bis zum Trotz und Widerspruch, da setzt sich das Eigensein zur Wehr. Und zurecht – es kann ja nicht anders sein.

[OBF-430210-002-01]

Bald werden die Volksküchen eingerichtet werden, glaubst Du nicht auch? Ach, daran mag ich garnicht denken. Obwohl man uns versichert hat voriges Jahr, daß die Ernährungslage nicht schlechter wird, sondern besser. Ich glaube garnicht daran [...]

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„Von der Biskaya bis zum Nordkap stehen wir –" Ja, stehen wir – und nun müßten wir den Frieden diktieren können [...] und vorwärts kämpfen müssen wir, wenn dieser Krieg überhaupt siegreich beendet werden soll. Ungeheuer schwer will uns das im Augenblicke erscheinen.

[OBF-430213-002-01]

Ach Herzelein, wie wenig Verständnis findet man aber heutzutage in dieser Angelegenheit, wenn man seine persönliche Freiheit wahren will. Wie wenig geht 'man' auf Eigenart und Wesen eines Menschen ein. Alle werden nach Nummern behandelt.

[OBF-430215-002-01]

So leid mir es immer ist, wenn man unsere Geheimnisse kontrolliert, so bin ich doch auch gewissermaßen froh, wenn mal ein Mensch mit eigenen Augen sieht, welch reiche, tiefe Liebe noch lebt unter den Menschen, welch reine Liebe, lautere Liebe! Muß diejenige Person nicht irgendwie davon angerührt werden?

[OBF-430216-001-01]

"Herr F., H.s Schwiegersohn, wird auch nicht mehr heimkehren. Er wurde auf einem Flugplatz tödlich getroffen." Herzelein, ist das denn möglich? [...] wir haben ihn zuletzt [..] gesehen, war er da nicht in Uniform? – nicht mehr heimkehren.

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Verpflichtend die Teilnahme der ganzen Kompanie an einem Vortrag des bekannten Historikers Paul Kohrbach: "Wirtschaftsfragen im Südostraum." Es kamen aber auch 5 Eintrittskarten zur Kompanie zu einem Konzert, veranstaltet vom Roth-Quartett, Dresden, unter Mitwirkung der Kammersängerin Paula Kapper, Stuttgart.

[OBF-430225-001-01]

Ich kann es Dir nicht genug einschärfen! In dem Augenblick, wo Du als Kindergärtnerin gehst, ist es vorbei mit Mutters Arbeit, das ist sonnenklar – na, und auf Deine Freizeit wirst dann schon selber achten – weil das nämlich eine Mordsanstrengung ist, die ich Dir nicht wünsche.

[OBF-430228-001-02]

Er ist schon im Weltkriege zur Marine gezogen worden. Ist dann an Bord des Kreuzers Goeben gefahren. Dieser Kreuzer befand sich bei Kriegsausbruch auf einer Weltreise.