Hilde Nordhoff

Foto von Hilde Nordhoff. Nahaufnahme, Person im Sommerkleid, im Hintergrund Bäume.
Ba-OBF K01.Ff2_.A12. Hilde Nordhoff, 1940, Oberfrohna, Fotograf unbekannt, Ausschnitt aus Fotoalbum.

Hilde Nordhoff wurde 1920 als Hilde Laube in eine Arbeiterfamilie in Oberfrohna, eine Kleinstadt in Sachsen, hineingeboren. Sie arbeitete ein Jahr lang als Hausangestellte, dann in einem Trikotagenwerk.

Sie kannte Roland Nordhoff aus der Kantorei in Oberfrohna und trat sogar der evangelischen Singgesellschaft bei, um ihm näher zu sein, jedoch hat sie bis Mai 1938 nur einige Mal direkt mit ihm gesprochen. Nachdem Roland Nordhoff aus Oberfrohna wegziehen musste, schrieb sie ihm am 4. Mai 1938 einen Brief, den ersten dieses Briefwechsels, in dem sie ihre heimliche Liebe offenbarte.

Der Briefwechsel bezeugt Hilde Nordhoff als starke, mutige, ehrgeizige und romantische Frau, die mehr vom Leben wollte. Sie war eine gottgläubige Christin, und wenn sie womöglich in politischen Fragen gutgläubig war, so stellte sie doch auch kritische Fragen zu wichtigen Themen des Zeitgeschehens.

Sie blieb über die gesamte Zeit des Briefwechsels in Oberfrohna wohnen, wo sie während des Krieges ihren Eltern im Haushalt half und sich um eine ‘Kinderschar’ der Deutschen Kinderschar (DK), einer Unterorganisation der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt (NSV), kümmerte.

 

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Nichts, was wir recht erleben, was uns bewegt und tief berührt, ist verloren. Es hinterläßt seine Spuren und es geht mit uns.
Na – vielleicht wird das im Frieden auch mal besser. Wir erhoffen doch so viel von diesem Frieden, in allen Dingen; so viele Segnungen erhoffen wir. Wenn man uns nicht mehr enttäuscht! Nein! So nicht! Bange machen gilt nicht! Was auch ringsum[...]
Da bin ich doch gestern mit dem Mutterbesuch ganz aus dem Konzept gekommen, mein Schätzelein, daß ich doch nicht einmal an Dich schreiben konnte.
Ich will Dein denken heute, trotzdem ich voll Drasch bin, Vorbereitungsdrasch auf meinen lieben Besuch hin! Meines Herzlieb' Mutter kommt!! Du!!
Weißt Du, wie spät es jetzt ist, da ich Dein denke? Gleich um 9 [Uhr] abends! Ja – es wird immer später, daß ich zur Ruhe komme. Ich sitze inmitten eines Häufchens gelber Teigplätzchen, die ich der Reihe nach noch backen muß!
Nachmittag ist, ich bin mit meiner Hausarbeit fertig und setze mich erst ein Stündchen zu Dir, ehe ich meine übrigen Pflichten erledige; als da sind: noch 3 Briefe schreiben, an Hellmuth.
Du!! Jetzt muß ich doch gleich erst mal zu Dir kommen mit meiner Freude! Du!! Ich bin wieder allein! Die Bengel sind nach Hause!
Und wieder neigt sich ein Tag seinem Ende zu. Ein Sonntag. Wieviele Sonntage sind es noch bis Weihnachten? Noch 8!
Heute ist es schon abends um 8 Uhr da ich zu Dir kommen kann! Du! Wie habe ich diese Stunde herbeigesehnt, den ganzen Tag! Ich mußte mich heute doch sooo sehr sehnen nach Dir, Herzlieb!
Eben bin ich zur Tür herein, aber nun für ganz, heute! Seit dem Morgen besorge ich nun Wege, es nahm kein [E]nde. Vom Fleischer zum Bäcker, zum Bauer!, zum Elektriker, zum Wäschefabrikant, der mir Schlüpfer näht für Tante's Jungen, dann lief ich mir[...]
Heute geht es bei mir drunter und drüber! Der Ofensetzer ist zu Mittag fertig geworden, anschließend habe ich gleich das Haus von oben bis unten gewischt: Damit sich niemand über den Schmutz beklagt.
Jetzt ist Nachmittag, und ich bin eben fertig mit den Küchenfenstern säubern. 3 Uhr zeigt die Uhr! Na, 's ist egal, Du!
Mein [Roland]! Mein Sonnenschein! Heute bist Du wieder zu mir gekommen! Oh Du!!! 2 Tage hatte die Post ausgesetzt, wie auch bei Dir, ach – es dauerte doch schon zu lange!
Wirst Dich wohl wundern über mein sonderbares Format des Briefpapieres!
Eben bin ich fertig mit plätten, muß doch wenigstens die Kissen auf dem Sofa beziehen und paar weiße Decken auflegen, wenn Besuch kommt!
Es ist jetzt bald 5 Uhr nachmittags, gleich will ich mich erst mal zu Dir setzen und ein wenig mit Dir plaudern.
Ach Geliebter! Du!! Heute bist Du nun wieder zu mir gekommen! Sooo lieb! Sooo lieb! Ich bin so reich beschenkt worden von Dir!
Nun klingt mein Tag aus, ganz anders als sonst — ich bin müde, aber nicht zu müde, um Dir noch zu sagen, wie so lieb ich Dich hab'!
Du!!! Ach, wie bin ich froh, daß ich endlich Deine liebe Hand fassen kann! Wie habe ich auf die Stunde gewartet. Eben ist unser Besuch zur Tür hinaus – eine gute Bekannte, eine Krankenschwester mit ihrer Nichte.
Wieder ist ein Vormittag vergangen und es ist nun die Stunde da, wo ich ganz bei Dir sein kann, Du!!! Am liebsten möchte ich Dich doch jetzt ganz nahe bei mir haben, Du mein Herzlieb!
Es ist Vormittag, ich bin allein. Und ich muß mir jetzt eine Stunde Zeit gönnen, bei Dir zu sein, Du! Du klagtest in zwei Deiner Boten über die Formlosigkeit unsrer Zeit.
Ach, ich muß doch gleich erst mal tief aufseufzen und mich auf den Allerwertesten setzen!
Heute wollte es doch überhaupt nicht Tag werden, der Himmel ist ganz zugehängt mit dicken, grauen Wolken. Und ich habe bis in die 9. Morgenstunde Licht gebrannt.
Ich sitze jetzt wieder am Tische, vor meinem lieben Papier, das mir so geduldig stille hält jeden Tag.